laut.de-Kritik

Die Krefelder sind einfach eine der besten Live-Bands dieses Planeten.

Review von

Mit dem schlichten Titel "Live" kommt diese Tage die zweite Live-Scheibe der Krefelder Fantasy-Formation Blind Guardian in die Läden. Seit "Tokyo Tales" vor zehn Jahren erschien, ist doch einiges passiert, das gründlich auf seine Livetauglichkeit geprüft werden musste. Da die Jungs zu einem ausgeprägten Perfektionismus neigen, gibt es auch für einen notorischen Verächter von Live-Alben wie mich beinahe nichts zu meckern.

Das fängt schon beim Cover an. Endlich haben die Guardians wieder auf die Hilfe von Andreas Marschall zurück gegriffen, der sich wieder mal selbst übertroffen hat und das peinliche A Night At The Opera-Cover beinahe vergessen macht. Mit insgesamt 22 Songs schafft es die Band dann natürlich immer noch nicht, sämtliche Hits auf dem Doppelalbum unterzubringen, aber das wäre auch mit der ursprünglich geplanten dritten CD nicht möglich gewesen. Diese hätte dann eigentlich ein paar weniger perfekte Takes enthalten sollen (was bei den Gardienen wohl heißt, dass zwei Töne nicht 100%ig sitzen), wurde letztendlich aber gecancelt. Die Songs werden aber demnächst auf der Homepage unter www.blind-guardian.com kostenfrei runterzuladen sein.

Wie nicht anders zu erwarten, haben sich die Barden auf den zwei Scheiben nicht nur auf die neuere Bandgeschichte konzentriert, sondern sind auch um die von Seiten der Musiker inzwischen eher wenig geliebten Songs wie "Welcome To Dying" oder "Valhalla" nicht herum gekommen. Da Hansi Kürsch und seine Mannen von April bis Dezember letzten Jahres eine absolute Mammuttour durchgezogen haben, die sie nicht nur durch Europa und nach Japan, sondern auch erstmals nach Amerika führte, hatten sie natürlich jede Menge Material zur Auswahl. Witziger Nebeneffekt dabei ist, dass Hansis Ansagen zwischen spanisch, englisch und deutsch hin und her springen. Dass sich die Reaktionen des Publikums überall in den roten Phonstärken abspielen, sagt fast schon alles über die Livequalitäten der Band aus.

So können sich die Guardians wie immer den Backgroundchor auf der Bühne sparen, da der stets von den Fans übernommen wird, was nicht zuletzt bei "The Bard's Song" mal wieder in einem gigantischem Publikumschor mit Begleitgesang von Hansi endet. Warum die Zuhörer aber nach wie vor nicht im Takt klatschen können (hört euch mal den Song auf der "Forgotten Tales" an, da klatschen die voll im Nebel), bleibt mir ein ewiges Rätsel. Bei so viel Lob jetzt kurz zur Kritik: Das Booklet hätte vielleicht ein bisschen mehr Text vertragen. Zwar sind die Pix der einzelnen Musiker ganz gut gelungen, aber ein paar Infos mehr zur Tour oder dem Status der Band wären wohl nicht zu viel verlangt.

Das ist aber im Endeffekt alles nebensächlich, denn der Blind Guardian-Fan greift eh bedenkenlos zu, und auch der nicht ganz so eingeschworene Liebhaber müsste an diesem Werk seine Freude haben. Wenn es tatsächlich noch Zweifler gegeben haben sollte, dass die Krefelder eine der besten Live-Bands dieses Planeten sind, dann sollten sie spätestens jetzt eines besseren belehrt worden sein.

Trackliste

  1. 1. War Of Wrath
  2. 2. Into The Storm
  3. 3. Welcome To Dying
  4. 4. Nightfall
  5. 5. The Scrypt For My Requiem
  6. 6. Harvest Of Sorrow
  7. 7. The Soulforged
  8. 8. Valhalla
  9. 9. Majesty
  10. 10. Mordred's Song
  11. 11. Born In A Mourning Hall
  1. 1. Under The Ice
  2. 2. Bright Eyes
  3. 3. Punishment Devine
  4. 4. The Bard's Song (In The Forest)
  5. 5. Imaginations From The Other Side
  6. 6. Lost In The Twilight Hall
  7. 7. A Past And Future Secret
  8. 8. Time Stands Still (At The Iron Hill)
  9. 9. Journey Through The Dark
  10. 10. Lord Of The Rings
  11. 11. Mirror Mirror

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1 Kommentar mit 6 Antworten

  • Vor 3 Monaten

    Das Rätsel, warum die Zuhörer vor allem bei größeren Konzerten scheinbar oft nicht im Takt klatschen können, kann ich lösen, falls das den Autor oder sonst irgendjemanden noch interessiert...
    Die Schallgeschwindigkeit beträgt ca. 343m/s. Dadurch, dass das Publikum unterschiedlich weit von der Bühne (bzw. den Lautsprecherboxen) entfernt steht, kommt der Schall zeitversetzt da an. Bis das Klatschen wiederum an einem Mikro ankommt, vergeht noch mehr Zeit. Ein paar Zehntel Sekunden scheinen auf den ersten Blick nicht viel zu sein, sind aber deutlich als "nicht im Takt" wahrnehmbar.
    Folgt mir für mehr Klugscheißerei.

    • Vor 3 Monaten

      richrig bruder und ich denke du musst unbedingt anfreudne mit capslokk
      er droppt auch sehr viele wisdom aber hat nur liebe für wissentschaftlich facts wie du

    • Vor 3 Monaten

      Aber warum dann auch bei jedem Saalpublikum einer schlechten Fernsehshow, das höchstens aus 100 Menschen besteht, die relativ identisch weit von der Quelle entfernt sitzen? Incest over science?

    • Vor 3 Monaten

      Den ZDF-Fernsehgarten schau ich nicht so oft. Kann sein, dass da andere Dinge eine Rolle spielen.
      Dennoch: Auch wenn sich alle gleich weit von der Quelle befinden, gibt es einen Versatz. Bei 50 Meter Entfernung sind das etwa 0,15 Sekunden, was klar als asynchron wahrgenommen wird. Das kennt man zum Beispiel auch vom Fußball, achtet mal drauf, wann man SIEHT, wie der Ball getreten wird und wann man es HÖRT.
      Auch deshalb ist ein Dirigent bei einem größeren Orchester unabdingbar, oder Monitorboxen bei Bühnenauftritten von Bands.

    • Vor 3 Monaten

      Zum Glück leben wir alle nicht auf Bikini Bottom - dort übertragt sich der Schall sogar mit ca. 1480m/s und selbst unser WeiseHai könnte nicht schnell genug davon schwimmen, um im Falle von Blind Guardian live at Bikini Bottom unbeschadet aus der Nummer raus zu kommen.

      *Der Pseudologe hat hier bereits völlig unerkannt zu laut.bar-Zeiten kluggeschissen, aber netter Versuch @Clydeb23. ;)

    • Vor 3 Monaten

      Laut.bar sagt mir nichts, muss wohl vor meiner Zeit gewesen sein.
      Jetzt stell ich mir Spongebob alias Ragism vor, wie er vor der Bühne steht und fleißig gegen den Takt klatscht - "Heute ist Gegenteiltag, nein doch nicht, hahahahaha..."

    • Vor 3 Monaten

      Ich sah Ragism immer als Thadeus. Also eigentlich Wingismo als Thadeus.