laut.de-Biographie
Chthonic
Im Jahr 1995 gründen sechs Taiwanesen eine Band und zeigen der Welt, dass Black Metal nicht zwingend aus dem Westen stammen muss. Den Bandname entlehnen sie einem Pseudonym für den griechischen Gott der Unterwelt - Hades.
Musikalisch geht die Band aus Taipei äußerst symphonisch und opulent ans Werk, was schon die Wahl der Instrumente deutlich macht. Shouter Freddy - Left Face of Maradou spielt noch die sogenannte orientalische Violine Er-Hu. Ihm zur Seite stehen zu Beginn Gitarrist Ellis, Basser Yu, Keyboarder Ambrosia und Drummer Terry. Als sie 1998 mit "Where The Ancestors' Souls Gathered" ihr Debüt vorlegen, sind nur noch Freddy und Ambrosia vom Original Line-Up übrig. Für die anstehende Tour durch 15 Colleges hat Null die Gitarre übernommen, Doris - Thunder Tears zupft den Bass und A-Jay verkloppt die Drums.
Vom Sound her zeigen sie sich noch in der Tradition von Bands wie Immortal, Enslaved oder Emperor und textlich beschäftigen sich Chthonic mit einer Seereise über die gefährliche Taiwanesische Meerenge.
Das zweite, im Jahr 2000 folgende Album "9th Empyrean" hat die epische Schlacht zwischen den chinesischen Han-Spirits und den Göttern der taiwanesischen Ureinwohner zum Thema. Inzwischen steht Jesse - the Infernal an der Gitarre, und die Scheibe erscheint nicht nur im Fernen Osten, sondern über Nightfall Records auch in den USA.
Mit der Verbindung des extremen Metal mit landeseigener Folklore kreieren sie ihre eigene Version des Black Metal. Ein wichtiges Instrument für die Band ist die Er-Hu, eine östliche Violine mit besonders leidendem Klang. Auch das genretypische Corpse Paint kommt zum Einsatz, allerdings ist es den Acht Generälen entlehnt. Die treten in taiwanesischen religiösen Paraden auf, es kommt ihnen die Aufgabe zu, Gut von Böse zu unterscheiden – mit Hilfe der schwarz-weißen Gesichtsbemalung.
Anstatt sich in den Texten mit der Bekämpfung des Christentums zu befassen (was in Taiwan aufgrund des geringen Prozentanteils der Christen ohnehin nicht viel Sinn ergäbe), macht sich das Sextett daran, alte Legenden und Mythen aus der verlorenen Geschichte Taiwans an die Oberfläche zu fördern. Die versanken im Zuge der Kolonisierung durch Japan Ende des 19. Jahrhunderts großteils in der Versenkung.
Die dritte Scheibe "Relentless Recurrence" erscheint 2002 als Digipack. Darauf erzählen sie die Geschichte des taiwanesischen Dämons Na-Tao Ji, die voll von Racheakten, dem Überschreiten der Schwelle ins Jenseits und der Befreiung von Seelen ist. Ambrosia muss inzwischen für Vivien weichen, die somit am ersten Abstecher in die Staaten auf dem Metal Meltdown Festival beteiligt ist. Mit Dark Funeral geht es zudem nach Japan. Ende des Jahres spielen Chthonic noch einen vielbeachteten Gig an der Nationalen Taiwanesischen Universität mit den Lion Drum Performers und einem klassischen, Chinesischen Orchester.
Da fernöstliche Black Metal-Bands bis dahin nicht sonderlich verbreitet sind, veranstalten die Bandmitglieder auch Konzerte und Festivals im eigenen Land. Das verhilft ihnen zu mehr Bekanntheit von Taiwan bis Japan. Über die Jahre können sie sich so eine immer größer werdende Fanschar sichern. Inzwischen sind sie als Sextett unterwegs, denn zu Freddy, Doris und Jesse haben sich noch CJ - Dispersed Finger (Synthesizer, Piano), Drummer Dani - Azathothian Hands und Su-Nung - the Bloody String an der orientalischen Violine gesellt.
2006 gewinnen sie bei den 14. Golden Music Award, dem ostasiatischen Pendant zum Grammy, die Auszeichnung als beste Rockgruppe. Im selben Jahr bringen sie das Live-Album "A Decade On The Throne" heraus, das neben zwei CDs eine DVD beinhaltet. Das "Chthonic Dynasty Documentary Book" (2006) beschreibt die Biographie der Band, allerdings auf taiwanesisch.
Wegen ihrer Texte müssen sich Chthonic allerdings auch Kritik von Menschen stellen, die es nicht gern sehen, dass sie ihre Musik mit politischen Lyrics mischen. Etwa, wenn sie betonen, dass Taiwan eine einzigartige Kultur hat, die unabhängig von China existiert.
Zu Jahresbeginn 2007 soll auch der Westen von den Taiwanesen zu hören bekommen. Sie veröffentlichen ihr viertes Album in englischer Sprache. Mit drauf pressen sie drei Musikvideos. "Seediq Bale" ist 2006 bereits auf der Insel im Chinesichen Meer erschienen und beschreibt den Kampf des Volkes der Seediq gegen die japanische Kolonisierung 1895.
Im Februar spielen sie einige Auftritte in Taiwan und ein Konzert in Cannes. Für Sommer ist eine Performance beim Wacken Open Air fix. Doch auch in Nordamerika fallen Chthonic ein und gehen zunächst mit Cradle Of Filth und Nile auf diverse Touren, ehe sie sich dem Ozzfest-Trek anschließen.
Das Wacken ist dabei nur ein Vorgeschmack, denn im November kehren sie nach Europa zurück und sind zunächst mit 3 Inches Of Blood in England unterwegs. Im Anschluss folgen Dates mit Marduk in Skandinavien sowie mit Ensiferum in Deutschland. Ende Januar 2008 legen sie an der CD-Front erst einmal mit der Best Of-Scheibe "Chthonic Pandemonium" nach.
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