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laut.de-Biographie

Desert Sessions

Als Kyuss im Juli 1995 "... And The Circus Leaves Town" veröffentlichen, ahnt noch niemand so wirklich, dass der Albumtitel metaphorisch das Los der Band vorhersagt. Nur drei Monate nach dem Release und einer kurzen Promotour, inklusive einem letzten Abstecher nach Europa, lösen sich die Stoner Rock-Wegbereiter überraschend vor einer anstehenden US-Tour mit Monster Magnet wegen künstlerischer Differenzen auf dem Höhepunkt ihres Schaffens auf. "Wir haben hauptsächlich der Anerkennung wegen gespielt und absichtlich jede Chance auf Plattenverkäufe oder Ruhm sabotiert. Die Leute mochten die Tatsache, dass wir um der Musik Willen gespielt haben", kommentiert Josh Homme später die Trennung und den stetig wachsenden Kult um die Band.

Desert Sessions: Josh Homme uriniert auf Nazis
Desert Sessions Josh Homme uriniert auf Nazis
Für den Clip zur Pianoballade "Easier Said Than Done" frönt der QOTSA-Boss außerdem dem Rollkunstlauf.
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Nach kurzen, aushilfsweisen Gastspielen bei den Screaming Trees und Soundgarden hebt Homme, zusätzlich zur frisch formierten Kyuss-Nachfolgeband Queens Of The Stone Age, in der kalifornischen Wüste von Joshua Tree im Rancho de la Luna-Studio gemeinsam mit Ex-Kyuss-Drummer Brant Bjork die treffend betitelten Desert Sessions aus der Taufe. Das Ziel dieser Sessions: Mit losen Freestyle-Jam-Formationen den radikalen, experimentellen Geist der für die Palm Desert-Szene so wichtigen "Generator Parties" wiederzubeleben (siehe hierzu die tolle DVD-Doku "Lo Sound Desert"). Dort wurde nur mit Hilfe eines Stromgenerators, reichlich Bier und psychedelischen Substanzen unter freiem Himmel vor einer Handvoll Leuten improvisiert. Gegensätzlich zu den ursprünglichen Happenings jedoch werden diese Jams auf Tapes mitgeschnitten und veröffentlicht.

Zwischen 1997 und 2003 entstehen so insgesamt zehn Episoden der Sessions, die zunächst einzeln auf Vinyl und anschließend in fünf Compilations mit je zwei Sessions exklusiv über Indie-Labels veröffentlicht werden. Die zu den spontanen Sessions eingeladenen Musikerfreunde kommen überwiegend, aber nicht ausschließlich, aus den Bands der Palm Desert-Szene. Typischerweise entsteht das Songmaterial dabei innerhalb kürzester Zeit aus dem Stegreif. Für Homme stellen die kollektiven Desert Sessions zugleich die "finale Phase der Szene" dar.

Die ersten Jams finden im August 1997 mit der von Homme eigens zu diesem Anlass formierten und anschließend wieder aufgelösten Band The Acquitted Felons, bestehend aus Homme selbst, Brant Bjork, Alfredo Hernández (Yawning Man, Kyuss), Ben Shepherd (Soundgarden, Hater, Wellwater Conspiracy), John McBain (Monster Magnet, Wellwater Conspiracy), Peter Stahl (Wool, Earthlings?, Goatsnake) sowie Fred Drake und Dave Catching (beide Besitzer des Rancho de la Luna-Studios und Mitglieder von Earthlings?) statt.

Im Februar des Folgejahres erscheinen die Mitschnitte via Man's Ruin als "Volumes 1 & 2" ("Volume 1: Instrumental Driving Music for Felons" & "Volume 2: Status: Ships Commander Butchered"). Klanglich stellt das überwiegend instrumentelle Experiment eine klare Reminiszenz an den rohen und wabernden Sound der Anfänge der Stoner-Bewegung dar. Dass die Platte der Legende nach innerhalb eines drei Tagen andauernden Pilztrips entstanden sein soll, trägt zur Mythenbildung um das All Star-Kollektiv nur zusätzlich bei.

Auf dem nur sechs Monate später ebenfalls über Man's Ruin veröffentlichten "Volumes 3 & 4" ("Volume 3: Set Coordinates for the White Dwarf!!!" & "Volume 4: Hard Walls and Little Trips") sind außerdem Nick Oliveri (Kyuss, QOTSA), Chris Goss (Masters Of Reality), Mario Lalli und Larry Lalli (Yawning Man) sowie die Eagles Of Death Metal um Jesse Hughes mit von der Partie, die auf dieser Platte mit den Songs "The Gosso King Of Crater Lake", "Hogleg" und "You Keep On Talkin'" erstmals als Band in Erscheinung treten.

"Volumes 5 & 6" ("Volume 5: Poetry for the Masses (SeaShedShitheadByTheSheSore)" & "Volume 6: Black Anvil Ego") erscheint im September 1999 und weist mit Dwarves-Sänger Blag Dhalia und dem damaligen QOTSA-Schlagzeuger Gene Trautmann nochmals eine größere Bandbreite an Musikern auf. Da Man's Ruin Ende 1999 dicht macht, ist es die letzte Ausgabe der Sessions, die über das kleine Label erscheint. Erst zwei Jahre später erscheint im Oktober 2001 über das Sunn O)))-Label Southern Lords sowie als erstes Release von Hommes eigenem Label Rekords Rekords "Volumes 7 & 8" ("Volume 7: Gypsy Marches" & "Volume 8: Can You See Under My Thumb? There You Are"). Erneut versammelt sich für die Aufnahmen ein illustres Line-Up auf Ruf des Meisters. Neben Gästen wie Mark Lanegan (Screaming Trees, QOTSA) sind unter anderem auch Alain Johannes und Brendon McNichol dabei (beide QOTSA).

Desert Sessions - Vols. 11 & 12 Aktuelles Album
Desert Sessions Vols. 11 & 12
Josh Hommes Wüsten-Workshop mit Mezcal und Musik.

Rekords Rekords und Mike Pattons Ipecac Recordings veröffentlichen im September 2003 "Volumes 9 & 10" ("Volume 9: I See You Hearin' Me" & "Volume 10: I Heart Disco"). Selbstverständlich wartet auch dieses Album mit einer enormen Star-Dichte auf. Neben PJ Harvey sind Dean Ween (Ween), Joerdie White (Nine Inch Nails, Marilyn Manson), Troy Van Leeuwen (A Perfect Circle, QOTSA) und Joey Castillo (QOTSA, Danzig) sowie Josh Freese (The Vandals) vertreten. Es ist das vorerst letzte Album der Serie.

Einige der Songs aus diesen Sessions finden sich in überarbeiteten Fassungen später auf den Alben der Queens wieder. Konkret handelt es sich um "Avon" auf dem Debüt "Queens Of The Stone Age", "Monsters In The Parasol" auf "Rated R", "You Think I Ain’t Worth A Dollar, But I Feel Like A Millionaire" und "Hanging Tree" als "Hangin' Tree" auf "Songs For The Deaf", "Like A Drug" sowie "In My Head ... Or Something" als "In My Head" auf "Lullabies To Paralyze" und "I Wanna Make It Wit Chu" als "Make It Wit Chu" auf "Era Vulgaris". Live ist das eigentlich als reines Jam-Projekt gedachte Kollektiv bisher nur 2003 in der englischen Musik TV-Show "Later... with Jools Holland" und auf der 2004er Ausgabe des Coachella Valley Music And Arts Festival in Erscheinung getreten.

Nach 16 Jahren Funkstille kündigt der vielbeschäftigte Homme überraschend für Oktober 2019 das Erscheinen der nächsten beiden Desert Sessions-Kapitel "Volumes 11 & 12" an. Darauf versammelt der Zeremonienmeister, neben alten Bekannten, Billy Gibbons (ZZ Top), Les Claypool (Primus), Stella Mozgawa (Warpaint), Jake Shears (Scissor Sisters), Mike Kerr (Royal Blood), Carla Azar (Autolux), Jack White, Matt Sweeney (Chavez), Schauspieler und Komiker Matt Berry ("What We Do In The Shadows"), Töôrnst Hülpft und Libby Grace um sich.

Josh Hommes Ziel mit den Desert Sessions ist es, wie anfangs bei Kyuss, Musik um der Musik Willen, losgelöst von stilistischen und genretechnischen Einschränkungen zu spielen. Erlaubt ist, was gut ist und groovt. Geht es nach Homme, so werden die Sessions stetig fortgeführt. Seiner Auffassung nach sind sie "wie ein Mixtape – das am längsten andauernde Mixtape, das existiert."

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