laut.de-Kritik

Der sich nen Wolf tanzt.

Review von

"Love, Death & In Between" vollendet die Wandlung der Band DeWolff von psychedelischen Southern Rockern hin zu Apologeten des Souls im Geiste der Allman Brothers. Die Maxime für Album Nr. 9 lautete für das holländische Trio, etwas mit so vielen Menschen wie möglich zu machen, um Improvisationen und verrückte Dinge zu kreieren und das Weiße in den Augen der Menschen zu sehen.

Die drei agieren im Geiste des Anything Goes der Sechziger und Siebziger und vollziehen ausschweifende musikalische Exkurse, die in keine Schublade passen. Zum Genuss der 67 Minuten Musik-Exzess tragen die fließenden Übergänge sowie einige Ansagen bei, die den Flow einer Live-Veranstaltung besitzen.

"Rosita" reiht sich ein in die endlose Riege besungener Frauen und ist eine Generationen-übergreifende Mini-Oper, die den Rock-Opa mit der Soul-Sister versöhnt. Wer bei instrumentalen Ingredienzien wie Bottle-Neck, Brass und Percussion eine lange Nase bekommt, ist hier genau richtig.

Der Musenkuss führt hier zu einer 16-minütigen Reise, die zahlreiche Stationen streift und dabei als Ziel einen rauschhaften, fast schon religiösen Zustand anstrebt. Was als kleine Geschichte über eine Highschool-Liebe beginnt, explodiert in einer Geschichte über die Göttin der Liebe und des Todes, die in "The Queen of Space and Time" mündet.

Oder wie es Sänger Luka van de Poel beschreibt: "Bei Rosita kann man nur mit ihr zusammen sein, wenn man schläft oder tot ist, es ist also eine Kombination aus Liebe und Tod. Daher kommt auch der Name des Albums."

"Night Train" prescht als Party-Crasher nach vorne und vereint wilde Soli, brünftige Brass-Einwürfe und eine herrlich-schmissige Hook. Etwas gemäßigter, aber mit superben Southern Soul-Vibes gespickt tänzelt "Heart Stopping Kinda Show" aus den Boxen. Auffallend das Arrangement, das unterschiedliche Metren mixt und für Langlebigkeit sorgt.

Textlich referiert die Band ihre Sicht auf das Leben und lehnt sich dabei an John Steinbecks Buch "Tortilla Flat" an wie ein Betrunkener an den Laternenpfahl. Die Charaktere dieses 1935 erschienen Schelmenromans denken nicht ständig über alles nach; sie leben, trinken Wein und führen aus ihrer Sicht das ultimative Leben.

Weitere Gassenhauer und künftige Live-Bestseller sind mit "Message For My Baby" und "Wontcha Wontcha" vertreten. Dagegen prägen Latin Feeling und Santana-Anklänge das gemächlich gebaute "Will O' The Wisp", eine Ode an das Zwielicht und was sich dort alles abspielt.

Balladesk-bezirzend bieten - nomen est omen - "Counterfeit Love", "Pure Love" und "Gilded (Ruin Of Love)" Raum zum Luft holen. Geradezu puristisch und auf die Trio-Besetzung zugeschnitten präsentiert sich der Blues "Mr. Garbage Man".

Der Summer Of Love hat seine Strahlkraft nicht verloren. Wenn DeWolff singen "Hey there baby won't you come on in, I got plenty old records that we can play, some rhythm & blues some old rock 'n roll, yes the type of stuff that can save a soul", dann wird der Familien- und Freundeskreis - wenn auch nur kurz - zur Hippiekommune und aus Menschen Magier. Howl On, Baby!

Trackliste

  1. 1. Night Train
  2. 2. Heart Stopping Kinda Show
  3. 3. Will O' The Wisp
  4. 4. Jacky Go To Sleep
  5. 5. Rosita
  6. 6. Mr. Garbage Man
  7. 7. Counterfeit Love
  8. 8. Message For My Baby
  9. 9. Gilded
  10. 10. Pure Love
  11. 11. Wontcha Wontcha
  12. 12. Queen of Space & Time

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1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    Oh Boy, da habe ich zuerst doch glatt (wie eine Schlittschuhbahn) "Der Wolf" gelesen und mein Herzfrohlockte bereits. Die Enttäuschung war dann einigermaßen groß, als ich feststellte, dass ich mich verlesen hatte und dass das hier kein feinster Old-School Rap ist.