laut.de-Biographie
Dota
Als Wir Sind Helden 2003 mit ihrem Debüt "Die Reklamation" relativ überraschend einen großen Charterfolg feiert, kommt die Besetzungsvariante Jungs plus Frontfrau groß in Mode.
Viele Bands werden vermarktet: erst Juli und Silbermond, etwas später Jennifer Rostock und andere. Auch Dota Und Die Stadtpiraten passen auf den ersten Blick ins Schema: Männer an den Instrumenten, Frau am Mikro. Doch mit Plattenfirmen, mit Charts und Konservenmusik haben Dota Kehr und Band - die Stadtpiraten - nichts am Hut. Nur an die Helden erinnern sie hier und da.
Schon vor den Stadtpiraten sammelt Dota musikalische Erfahrung, zunächst als Saxophonistin und Sängerin in verschiedenen Bands. Später schreibt sie eigene, deutsche oder spanische Songs auf der Gitarre. Kehr reist durch die ganze Welt, verdient ihr Geld als Straßenmusikerin, bringt viele Erfahrungen und einen Spitznamen mit nach Deutschland: die Kleingeldprinzessin.
Als sie 2003 von einer ihrer Weltreisen wieder nach Berlin zurück kommt, trifft sie auf Jan Rohrbach (E-Gitarre), Sebastian Vogel (Bass) und Janis Görlich (Schlagzeug): Die Stadtpiraten sind geboren. Noch im selben Jahr erscheint die erste CD, "Die Kleingeldprinzessin". Dank kluger Texte und ungewöhnlicher musikalischer Untermalung erspielen sich die Stadtpiraten mit der Zeit eine kleine, aber dennoch sehr treue Fangemeinde - "upernette Leute, aufgeschlossen, politisch links, viele kreative Menschen jeden Alters", charakterisiert Kehr ihr Publikum.
In Eigenregie erscheinen vier weitere Alben, bis die Band 2006 vom Goethe-Institut nach Russland eingeladen wird. Drei Jahre später reist sie im selben Auftrag nach Neuseeland.
2008 erscheint das Album "In Anderen Räumen", im darauffolgenden Jahr auf dem Label des brasilianischen Musikers Chico Cesar eine Compilation der Band: "Schall Und Schatten – Som E Sombra". Im Frühjahr 2010 kommt das achte Album "Bis Auf Den Grund". Am Bass spielen mittlerweile Leon Schurz, am Schlagzeug Nicolai Ziel.
Aus ihrer Solo-Tour im Jahr 2011 geht das Live-Album "Solo Live" hervor. Auf Max Prosas Debütalbum "Die Phantasie Wird Siegen" hat Dota dann 2012 einen Gastauftritt. Weiterhin veröffentlicht die Sängerin zwei weitere Alben unter dem Namen Dota, nämlich "Wo Soll Ich Suchen", 2013 und "Keine Gefahr", 2016. Auf dem letztgenannten Album hört man erstmalig Jonas Hauer an den Keyboards.
Als Vorbilder nennt Dota Kehr Chico Cesar, Joao Bosco und Chico Buarque, mit Manu Chao, Calexico oder Element of Crime würde sie gerne mal gemeinsam auf der Bühne stehen, verrät sie in einem Interview.
Geschichten aus dem Alltag und über die Liebe, aber auch politisches und gesellschaftskritisch Engagiertes verpackt Kehr mit einem feinen Gefühl für Sprache und viel Wortwitz - mal kokett-fröhlich und leichtfüßig, mal nachdenklich und melancholisch.
Bemerkenswert bleibt auch die musikalische Begleitung: Klingt mal nach Lagerfeuer-Gitarre, mal nach Chanson und ist oft Jazz-/Bossa Nova-beeinflusster Liedermacher-Pop" - findet zumindest die Kleingeldprinzessin.
Diesen musikalischen Referenzen geht die Band in leicht veränderter Besetzung (Ex-Tele Patrick Reising im Verbund mit Jonas Hauer an den Tasten) auch auf dem aktuellen Album "Die Freiheit" (2018) nach und bleibt dabei gewohnt präzise in ihren Beobachtungen zu den kleinen und großen Problemen der Welt. Reising ist auf dem Nachfolger "Kaléko" von 2020 nicht mehr dabei. Dafür legt Dota Kehr erstmalig eine Platte vor, die nicht auf eigenen Lyrics basiert, sondern auf Texten von Mascha Kaléko, der wohl einzig bekannten Dichterin der Neuen Sachlichkeit im frühen bis mittleren 20. Jahrhundert. Dabei gelingt ein ebenso lebendiger wie feinfühliger Tribut an das bewegte Leben der Lyrikerin.
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