laut.de-Kritik
Eine geistige Flatline kann man auch witziger gestalten.
Review von Michael EdeleIch habe mich ja schon immer gefragt, warum so ein Aufsehen um Eisregen vollführt wird. Auf dem Index zu landen ist ja per se noch keine große Leistung. Das schaff ich auch, wenn ich den Kollegen Dobler mal im Ledertanga mit der Rute durch die Redaktion peitsche, das Ganze mit lustiger Musik unterlege und dazu Gedichte aus dem Poesiealbum des Kollegen Schuh rezitiere. Kurzweilig, aber eben noch kein Grund für Ruhm und Anerkennung.
Wie ist das nun mit Eisregen? Waren die letzten Alben wirklich so gut, dass man die steigende Popularität der Thüringer erklären könnte? Sind die nekrophilen Texte und die Metzel-Lyrik tatsächlich noch in irgendeiner Form spektakulär oder aufregend? Vor allem: Meinen die Jungs das tatsächlich ernst, was sie mit der "Madenreich"-EP vorab veröffentlicht hatten? Gedudel, das von einem C-64 stammen könnte, mit Lala-Gitarre und dem typischen 'ich-reib-mich-gern-an-Leichen'-Geschwurbel.
Der Humor der Thüringer war schon immer ein wenig seltsam. Aber selbst wenn das mal lustig war, verendet der Witz schon nach den ersten zwei Minuten. Aber vor solchen Experimenten war man bei Eisregen noch nie gefeit und "Rostrot" schöpft wieder aus dem Vollen. Bereits der Opener "Erlösung" klingt durchgehend wie ein klassisches Intro aus Klavier, leichten Streichern und ein wenig Snare, über das Fronter Blutkehle lustige Geschichten rezitiert.
Ansonsten konzentrieren sich Eisregen weitgehend auf sehr klavierlastigen Dark Metal, der zwar ganz nett ist, aber musikalisch nur durchs Mittelfeld grätscht und sich textlich irgendwo an der Außenlinie warm läuft. Kratzen solche Lyrics tatsächlich noch irgendjemanden? Oder was soll mir eine Nummer wie "Kathie Das Kuchenschwein" sagen? Im Zeitalter von Internet-Mobbing kann man so eine geistige Flatline auch geschickter oder zumindest witziger gestalten.
Doch Eisregen zollen auch ihren Black Metal-Wurzeln auf "Rostrot" Tribut. "Schakal - Ode An Die Streubombe", das starke "Blutvater" und auch "Wechselbalg" zischen richtig gut ab. Ob das reicht, die Scheibe für mehr als die Die Hard-Fans interessant und relevant zu machen, ist schwer zu beurteilen. Ein echtes Highlight sucht man jedenfalls vergeben, denn über das gehobene Mittelmaß geht bis auf "Fahles Ross" kaum ein Song hinaus.
31 Kommentare
Lustiger Text^^
Aber ist bei diesem Satz die Vergangenheitsform beabsichtigt oder ist da nur ein t zuviel?: Kratzten solche Lyrics tatsächlich noch irgendjemanden?
jaja Eisregen. Ab und zu hör ich Farbenfinsternis ganz gern, es ist ... anders. Aber ich wusste schon lange, das FF und Krebskolonie für mich reicht. Ist mir dann doch ...
aber ein paar gute Sachen haben sie schon drunter. Mir persönlich gehts halt irgendwann auf die Nüsse, das weiss ich schon.
Aber das Konzept ihrer Plattennamen gefällt mir gut.
Ich finde es im Prinzip ganz gut, 3 Punkte würde ich sagen. Leider sind aber auch hier wie auch auf den letzten Alben ein paar überflüssige Sachen drauf, die auf den Sack gehen, wie Kathi zum Beispiel. Wundwasser ist für mich immer noch das beste Eisregen Album.
och...3 sterne hätte ich der platte schon gegeben. geld würde ich nicht unbedingt dafür ausgeben, da es bei einfach nicht mehr an wundwasser oder krebskolonie rankommt, aber ein paar lichtblicke sind durchaus zu finden....persönliches highlight: der anfang von kathi das kuchenschwein ist aus "meet the feebles". geil!
Eisregen, Nachtblut, wie sehr sie mich doch alle langweilen. Mein Tipp: Wenn ihr harte Musik mit interessanten deutschen Texten ohne Darkmetal/Gothic-Geheule, ohne diesen ganzen Konservenstreicher-Mist und NDH-Proletentum hören wollt, dann rate ich zu Totenmond.
Zur Heavy Metal/Hardrock-Diskussion hat der Anwalt im Übrigen denke ich schon alles gesagt.