laut.de-Biographie
Fader Gladiator
DJ-Kompilations gibt es im Rap-Genre jenseits und diesseits des Atlantik wie Sand am Meer. Jeder Plattendreher, der etwas auf sich hält, hat schon mindestens ein digitales Mixtape veröffentlicht. Die Amis Funkmaster Flex, DJ Clue und Tony Touch, sowie die heimischen Plattenpapzt, DJ Friction und Hausmarke-Buddie Thomilla sind in diesem Bereich die bekanntesten Leute. Sie alle haben ihre Roots im DJ-Dasein, aber es finden sich auf den jeweiligen LPs auch hausgemachte Beats wieder. Denn seit sich DJ Premier vor knapp vier Jahren endgültig den Meistertitel für die fetteste Bassdrum und die genialste Loop-Technik sichern konnte, gehören Beatbasteleien zum erweiterten DJ-Programm. Prince Paul, Dan The Automator, DJ Spinna, DJ Vadim, DJ Desue, DJ Tommekk usw, die Liste ließe sich noch endlos fortsetzen.
Doch Daniel Sluga alias Fader Gladiator gehört nur bedingt in diese Aufzählung. Er ist zwar DJ bei der Kölner Firma, doch sein Hauptaugenmerk liegt seit jeher auf den Samples und den Beats. So arbeitet er vornehmlich an seinen Producer-Skills, anstatt Backspins und Scratches bis zur absoluten Roc Raida-DJ Stylewarz-Mr.Burnz-Perfektion zu üben. Seine Kollegen im Geiste sind eher Köpfe wie IAM's Kheops oder Wutangs Rza. Fast wäre man geneigt, von einer Verwandtschaft der Drei zu sprechen, denn ihr Sound weist einige Parallelen auf. Da wäre die inflationäre Benutzung von Streichern, Klavier und Akustikgitarre, sowie die sehr pathetische und bildhafte Umsetzung dieser Samples und Sounds. Hier wird Tiefe in Form von deepen Beats groß geschrieben. Natürlich nimmt der Rza die Vorreiterrolle ein. So empfinden die Jungle Brothers in einem Intro-Plattencheck die Musik von Fader als "Bombastic-Post-Rza-Sounds". Die Goldenen Zitronen geben ihm den absolut passenden Titel "Baron des bombastischen Beats".
Doch Daniel Sluga muss sich seinen Style und seine Skills hart erarbeiten. Anfang der Achtziger, als Deutschland kurzzeitig dem Hip Hop/Breakdance-Fieber erliegt, holt sich Daniel zwei Turntables und gibt sich den Namen Fader Gladiator. In den Jahren 86/87 wird er dann endgültig in den Hip Hop-Strom gesogen. Die Alben von LL Cool J, Eric B. and Rakim, EPMD und den Beastie Boys verleiten ihn dazu, sich einen Atari und einen Vierspur Recorder zuzulegen. Er gründet '89 mit seinem langjährigen Freund Imperator das Hip Duo C.U.S., eine der ersten Hip Hop-Bands in Deutschland. Nach unzähligen Old School-Jams erscheint im Herbst '91 zusammen mit DJ Rickski endlich der erste C.U.S.-Song auf dem legendären "Krauts With Attitude"-Sampler.
Danach folgen vier aufregende Gründerjahre, in denen Fader an einigen der wichtigsten Produktionen der deutschen Rap-Geschichte mitwirkt. Nach der C.U.S/LSD-Splitsingle "Unique Style/Mind Expansion" entsteht aus den beiden Gruppen das erste deutsche Hip Hop-Label Blitz Vinyl. Dank guter Kontakte entsteht das Hip Hop-Netzwerk Blitzmob, das Leute aus England, Frankreich und den USA umfasst. Auf Blitz Vinyl erscheinen u.a. die zwei C.U.S.-Maxis ("Der Imperator schlägt zurück", "Geballte Ladung"), eine Blitzmob LP, das zweite Werk des New Yorker MCs Kaos, sowie die beiden umstrittenen, weil sehr sexistisch daher kommenden, Äi-Tiem Scheiben. Im Jahre '95 bricht das Label auseinander.
Doch für Fader ist die Zeit Gold wert, denn durch die viele Studioarbeit und Beatbastelei kann er seinen eigenen Stil finden. Besonders heute, in der monatlich neue Producer aus Deutschland ans Tageslicht strömen, kann er von diesem Vorteil zehren. "Meinen ganz persönlichen Status Quo habe ich schon Anfang der Neunziger erreicht, als ich mit meinem Kumpel Future Rock in NY war, wo wir die Ultramagnetic MCs, Chosen Ones oder Kaos trafen. Die sind voll abgegangen auf unsere Musik und fanden das super dope. Die konnten das gar nicht nachvollziehen und wollten wissen, von welchen Platten wir sampeln." (Fader Gladiator, Juice 08/2001)
Jeder, der sich schon mal mit dem Produzieren auseinander gesetzt hat und dem Zauber der Beats und Samples erlegen ist, weiß, dass sich im Laufe der Zeit eine Unmenge von Sounds, Songs und rohen Beats anhäuft, die man nicht einfach in den Papierkorb schmeißen will. Fader macht aus der Not eine Tugend und veröffentlicht 1996 sein Debut "Der Profi". Neben vielen Instrumentals findet man auch der Scheibe auch einen Song seiner neuen Band "Die Firma".
Fader Gladiator gründet mit Def Benski und Tatwaffe das LaCosaMia-Label, auf dem auch die erste Firmenplatte "Spiel des Lebens, Spiel des Todes" erscheint. Faders Style hat mittlerweile den eigenständigen, bombastischen Beatstandard erreicht, den ihn jetzt so auszeichnet. Diesen Sound baut er auf dem Nachfolger "Das zweite Kapitel" noch aus. Er trägt so einen beträchtlichen Teil zum Erfolg der Firma bei, denn diese steigt bis zur Jahrtausendwende zu einer der führenden Gruppen im deutschen Hip Hop und Rapgeschäft auf.
Doch wie schon vorher erwähnt, sammeln sich mit der Zeit viele unbenutzte Beats an, so dass die Veröffentlichung einer zweiten Soloscheibe nur logisch erscheint. "Ich hatte so viele Ideen im Kopf, die mussten einfach umgesetzt werden." Das Werk "Der innere Kreis" erblickt Anfang August das Licht der Welt und bietet wieder die Fader typischen Beats und Samples. Mit von der Partie sind die Firma und Newcomer aus dem LaCosaMia-Umfeld, sowie die Old School-Veteranen Torch, Toni L, Boulevard Bou, STF und LSD. "Mit dem Albumtitel meine ich die Leute, die zu meinem inneren Kreis gehören, mit denen die Chemie stimmt und mit denen ich einfach Bock hatte etwas zu machen. Ich wollte halt keine zusammengecastete Platte." (Juice 08/2001). Kurze Zeit später, nämlich Mitte August, steht mit dem Debut vom inoffiziellen Firmen-Mitglied Gianni schon das nächste Projekt fertig in den Startlöchern.
Im Jahr 2002 scheint nach drei Alben mit seiner Truppe Die Firma, zwei eigenen Soloplatten und unzähligen Features die Zeit endlich reif, um die unvermeindliche Greatest Hits-Compilation unter die Headz zu bringen. Doch im Gegensatz zu vielen Kollegen im Popbiz lohnt sich bei ihm der Erwerb einer Best Of-Compilation, denn "Hits und Raritäten" besitzt er zu Genüge.
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