laut.de-Kritik
Das Firma-Mitglied erschafft mit Hip Hop-Beats kräftige, pathetische Bilder.
Review von Stefan JohannesbergWenn man sich Coverartwork und Booklet der zweiten Soloplatte vom Firma-Hausproducer Fader Gladiator genauer anschaut, fällt sofort das soundtrackartige Konzept ins Auge. Die Feature-Artist stellen die Schauspieler dar, und Daniel Sluga, alias Fader Gladiator, führt Regie. Den Vergleich hat Fader gut gewählt. Denn nach eigenen Aussagen entstehen in seinem Kopf immer wieder Bilder und Sequenzen, die er dann in musikalische Beat-Gebilde umzusetzen versucht. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Songs mitunter sehr bombastisch und pathetisch in die Synapsen winden.
Für das Hip Hop-Mafia-Epos wurden nur engste Freunde gecastet. Die fünf Emcees Tatwaffe, Def Benski (beide die Firma), Ventura, Nesti und Schwergewicht Gianni aus dem LaCosaMia-Umfeld besetzen eindeutig die Hauptrollen. Ihre Nummern sind Firma-Standard und gehen deshalb in Ordnung. In den Nebenrollen sind die drei rappenden Advanced Chemistry-Faltigkeiten Torch, Boulevard Bou und Toni L zu sehen. Torch sucht in Ruhe den "blauen Faden" in seinem Leben, während Bou und L einige Battlerhymes neu aufwärmen. Ebenso Old School, aber nicht ganz so heilig sind die Jungs von STF und LSD, die Cameo-Auftritte absolvieren. STF veranstalten ein lustiges Zahlenspiel, bei dem sich intensives Zuhören durchaus lohnt. LSD dagegen erzählen eine Geschichte aus den Tagen, als Hip Hop in Deutschland noch jung und unschuldig war. Ach ja, kein Film kommt ohne den Pausenclown aus. Hier mimt ihn der Ex-Freak FlowinImmo überzeugend in der einzigen Reggae-Szene. "Das Gift heißt Geld", sagt Immo und da hat er Recht.
Doch die eigentlichen Höhepunkt der Filmplatte sind die Szenen, in denen mal nicht gerappt wird. Der Opener "Circus Maximus" überzeugt mit punktgenauen Scratches über ein bombastisches Händel-Sample. "Der letzte Kaiser" geht locker als Filmmusik durch. Bei "Bang Your Head" gibt es derbe was auf die Glocke, frei nach Kollege Edele. Fader meint zu dem Track, dass er hier eine Szene vor Augen hatte, in der er mit seinem Mustang gegen eine Wand brettern würde. Eine ähnliche Bildhaftigkeit gelingt ihm auch bei "Las Vegas". Ein locker-flockiges Piano swingt lässig über einen tanzbaren, groovenden Beat. Man hört förmlich, wie hier die Kugel fallen, und die Glücklichen gewinnen.
Wer also den Firma-Sound liebt und gerne ernsthafte Raptexte interpretiert, ist hier an der richtigen Adresse. Hip Hop-Neulingen empfehle ich aber erst mal, das Firma-Debut "Spiel des Lebens, Spiel des Todes" anzuchecken, denn im Gegensatz zu seinen Kollegen ist mit Fader Gladiator nicht zu spaßen.
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