laut.de-Kritik
Das wasserstoffblonde Honigkuchenpferd und die wilden Amazonen ...
Review von Bine JankowskiIch packe meinen Koffer und nehme mit: Ein Buch zum Lesen, frische Vollmilch, schwarze T-Shirts, einen Walkman ... Ach ja, die Mädels vom Racing Team dürfen derweil Blumen gießen und die Katze füttern. Farin Urlaub lässt sein aufregendes Rockstarleben weit hinter sich und geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach.
Für ein Jahr verschlägt es ihn in aller Herren Länder - nach eigenen Angaben ganz enthaltsam ohne technischen Firlefanz, also ohne Mobiltelefon und Internet. Doch wie sollen die Fans zwölf ganze Monate ohne ihr wasserstoffblondes Honigkuchenpferd auskommen? Einfach, denn Farin lässt neben seinen Begonien auch noch das neue Livealbum des FU Racing Teams zu Hause.
Das "Livealbum Of Death" besteht aus den jeweils bestgespielten und meistmitgehupft wie -gesprungenen Liedern aus sechs Konzertabenden. Das Ergebnis sei mehr als eine übliche Bestandsaufnahme mit Applaus dazwischen, das Racing Team wilder, lauter und mächtiger als Farin alleine, prophezeit der Gitarrist auf seiner Homepage. Stimmt das auch? Nach kurzem japanischen Gebrabbel legt das Racing Team mit "Mehr" einen krachenden Representer auf den Tisch. Ein vielversprechender Einstieg. Mit den sehr zaghaften Mitsingversuchen des Publikums säuft "Am Strand" leider erst einmal ab, wird jedoch prompt von Farin und seinen Mädels gerettet. Auffallend präsent pusten allerhand Blasinstrumente noch mehr Tempo und Tanzbarkeit in die Gute-Laune-Granate.
Wie sehr sich das FU Racing Team musikalisch vom traditionellen Funpunk wegbewegt, beweist auch das Lied mit dem unglaublich abstrusen Titel "Wie Ich Den Marilyn Manson Ähnlichkeits-Wettbewerb Verlor". Dank des emsigen Bläserquartetts lässt sich vieles auf dem Livealbum in die Ska-Schublade einsortieren. Fast unverändert gibt sich "Glücklich", die ehemalige Single und Ode an die Verkehrssicherheit ("Es ist egal, was du fährst / So lang du nur klärst, es hat ein Rücklicht") rockt auch im Konzerthallenformat. Tanzbeinschwingend trotz Panflöte, das schafft Farin mit "Noch Einmal" und stellt nebenbei auch seine masochistische Ader sehr amüsant zur Schau.
Thematisch wie musikalisch beschritt Farin mit "Sonne" auf seinem letzten Soloalbum einen Weg abseits seiner ausgetretenen Songwriting-Pfade: Der Ernst steht ihm, genauso wie das bewegende Gitarrenspiel. Leider fällt er im Refrain in das typische Muster zurück, so viel Anschlag hätten die Verstärker auch live nicht gebraucht. Nach einer langen Quengelei seitens der Fans holt das FU Racing Team den Mitmach-Hit "Zehn" von den Bühnenbrettern auf die Platte. Wenn es einen Award für die beste Publikumsanimation gäbe, dieser Song wäre ein ganz heißer Kandidat. Dazu gibt es ein goldenes Sternchen für den dynamischen Bass und eine Runde Nachsitzen für die primitive Lyrik ("denn auf Elf reimt sich nur Elf").
Das Argument, das Racing Team sei mächtiger als ein lachender Blondschopf alleine, bekommt spätestens mit "Dusche" gefährliche Risse. Der vierköpfige, weibliche Chor bildet einen krassen Gegensatz zu Farins favorisierter Tonlage und meldet sich oft an den falschen Stellen. Insgesamt weniger gelungen ist die Aufnahmequalität des Damengesangs, die manchmal nicht mehr als ein heiseres Flüstern in die Lautsprecher entlässt. So viel zu "lauter".
Das "Livealbum Of Death" scheitert zwar nicht als Konzertatmosphärenkonserve, denn es lässt sich schon schief mitsingend durch das Wohnzimmer springen. Im Gegensatz zu einem Konzert des Racing Teams bleibt allerdings nicht mehr als ein durchscheinender Schattenriss. Denn wie könnte ein Auftritt von sechs rasenden Amazonen, vier Bläsern, einer Satanstochter und Farin Urlaub nicht wilder sein als ein Fencheltee trinkender Sologitarrist?
5 Kommentare
kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, aber ist geschmackssache. Das Album ist m.E. gelungen die Busters sind als Unterstützung klasse und es rockt einfach.
Von mir gibt es voll 5 Punkte!
und auf elf reimt sich nur elf!!!
ich find das gut
geiles album btw
Von mir auch mindestens 4 Punkte! Finde den Sound übers gesamte Album hin ech stark und die Live-Athmosphäre wird doch recht gut rübergebracht.
find ich auch, ich habs vorhin nochmal gehört und fands richtig gut
Digga 5 Points, hat mich überzeugt.