Porträt

laut.de-Biographie

Fire! Orchestra

Das schwedische Trio Fire!, bestehend aus Saxofonist Mats Gustafsson, Bassgitarrist Johan Berthling und Drummer Andreas Werliin, ergänzt im Laufe seiner Karriere seine Musik um doomig rockige Klänge und lockert so die Grenzen des Jazz' auf. Das Fire! Orchestra bildet die erweiterte Variante dieser Formation. Dabei stellen die drei Musiker neben den beiden Sängerinnen Sofia Jernberg und Mariam Wallentin die einzig verbliebenen Konstanten der Big Band. Die öffnet sich neben avantgardistisch kunstvollen Klängen auch souligen, poppigen und afrikanischen Einflüssen.

Fire! Orchestra - Arrival Aktuelles Album
Fire! Orchestra Arrival
Unterschiedlichste Stimmungen treffen auf ungebändigte Kreativität.

Vor allem Gustafsson zählt im experimentellen Jazz zu den Big Playern. Der am 29. Oktober 1964 in Umeå geborene Musiker sammelt als Jugendlicher zunächst Erfahrungen in lokalen Punk- und Jazzrock-Bands. Dabei entwickelt er in Anlehnung an Peter Brötzmann ein eigenständig wildes Spiel an seinem Instrument. Mit Anfang zwanzig versucht er dann, in Stockholm Fuß zu fassen. Danach gründet er gemeinsam mit Sten Sandell und Raymond Strid das Gush Trio.

Im Laufe der Jahre arbeitet er mit einflussreichen Musikern aus dem Improvisations-, Rock- und Noise-Bereich wie Paul Lovens, Derek Bailey, Colin Stetson, Thurston Moore und Merzbow. Mit Ingebrigt Håker Flaten und Paal Nilssen-Love hebt er 2000 The Thing aus der Taufe, seine langlebigste und durch das Kollaborationsalbum "The Cherry Thing" (2012) mit Neneh Cherry auch bekannteste Formation.

Das Fire! Orchestra formiert sich schließlich im Winter 2011. Da gehören der damals 28-köpfigen Big Band unter anderem Dan Berglund und Anna Högberg an. Es erspielt sich in den nächsten Jahren mit zahlreichen Konzerten in Skandinavien und Rest-Europa eine wachsende Anhängerschaft. Mit "Exit!" veröffentlicht es 2013 sein noch recht verspieltes Debüt. In der fast identischen Besetzung kommt der Nachfolger "Enter" 2014 auf den Markt. Für "Ritual" von 2016 stellen Gustafsson, Berthling und Werliin ein kleineres, international ausgerichtetes Line-Up zusammen. Neben Avantgarde-Jazz vernimmt man auf der Scheibe zunehmend Anleihen aus Soul und Pop, die vor allem von der kompositorischen Handschrift Mariam Wallentins, der Ehefrau Andreas Werliins, zeugen.

Darüber hinaus erdenkt sich die auf vierzehn Mitglieder geschrumpfte Big Band für "Arrival" ein neues Konzept und weist somit zum ersten Mal eine Streicher-Sektion auf. Weiterhin hört man auf dem Werk, das sie Mitte 2019 herausbringt, sogar afrikanische Rhythmen und eine Coverversion des Chic-Klassikers "At Last I Am Free".

Erstere kommen nicht von ungefähr, da die Sopranistin Sofia Jernberg, die über einen Abschluss in Jazz und Komposition verfügt, in Äthiopien das Licht der Welt erblickt. Sie wächst in Vietnam und Schweden auf. Schon als Teenager interessiert sie sich für außerwestliche Klänge. Als "Sängerin, die permanent unterwegs ist, um unbekanntes Terrain zu erkunden", avanciert sie im Verlaufe der 2000er- und 2010er-Jahre zu den prägendsten weiblichen Figuren des Creative Jazz'.

Das färbt spürbar auf das Fire! Orchestra ab. So kreisen die Kompositionen noch mehr um die Stimmen der beiden Sängerinnen als auf den Vorgängern. Die Big Band löst sich von Album zu Album immer mehr von den festgefahrenen Prinzipien des Jazz, ohne sich aber zu sehr von ihren eigenen experimentellen Wurzeln zu entfernen.

Alben

Fire! Orchestra - Arrival: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2019 Arrival

Kritik von Toni Hennig

Unterschiedlichste Stimmungen treffen auf ungebändigte Kreativität. (0 Kommentare)

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