laut.de-Biographie
Godflesh
Der Name Justin K. Broadrick fällt in erster Linie in Verbindung mit Godflesh. Aber schon vorher war der Mann amtlich unterwegs, unter anderem bei Napalm Death und Techno Animal. Den Sound von Godflesh zu beschreiben, gestaltet sich als ausgesprochen schwierig, da sich keine einzige Platte mit der anderen Vergleichen lässt.
Obwohl des Öfteren die Begriffe Grindcore und Death Metal fallen, greifen diese Beschreibungen nur unzulänglich. Godflesh stehen als musikalisches Phänomen ziemlich alleine da, werden ihrerseits aber immer wieder von Acts wie Fear Factory oder Pantera als Vorbilder genannt.
Zusammen mit B.C. Green (b) und Paul Neville (g) spielt Broadrick 1983 bei Fall Of Because Schlagzeug, bevor er später auch noch bei Napalm Death einsteigt und mit auf der legendären "Scum"-Scheibe zu hören ist. Dort aber an der Gitarre. 1987 fragen dann auch noch Head Of David, ob er nicht auch bei ihnen als Drummer arbeiten möchte, und er verlässt daraufhin ND.
Mit Head Of David nimmt er eine Platte auf, steigt danach aber aus. Da sich FOB inzwischen auch aufgelöst haben, beschließt Justin, zusammen mit B.C. wieder etwas zu starten, das seine Einflüsse bestehend aus Bands wie Throbbing Gristle, Killing Joke, The Stranglers und Black Sabbath verarbeitet und noch einen guten Schuss Industrial beinhaltet. Durch Hinzunahme eines Drumcomputers, Justin schnappt sich wieder die Klampfe, wird Godflesh geboren. In Justins eigenem Avalanche Studio entstehen sechs Songs. Veröffentlicht von einem kleinen Indie-Label stellen sie den Kontakt zu Earache Records her. Dort erscheint 1989 "Sreetcleaner".
Zusammen mit ND und, in Amerika, Nocturnus gehen Godflesh auf Tour, wobei Paul Neville bei einzelnen Tracks mit auf der Bühne steht. Auf "Slavestate" ist Paul voll ins Songwriting integriert, verlässt die Band aber nach einer Europa-Tour zusammen mit Loop, mit denen zuvor eine Split-CD entstand. Paul startet sein eigenes Projekt namens Cable Regime, ihn ersetzt Robert Hampson von Loop. Doch auch der bleibt nicht lange dabei, sondern bringt mit Main wieder ein eigenes Baby zum Laufen, zusammen mit seinem ehemaligen Loop-Kollegen Scott Dawson.
Justin und B.C. wird es endgültig zu blöd. Sie beschließen, fortan zu zweit weiterzumachen. Die Kooperation von Earache mit Columbia Records bringt mehr Kohle ins Haus, was Justin nutzt, um sein Studio weiter auszubauen und diverse Kollaborationen zu starten. Dadurch verzögern sich die Arbeiten an "Selfless" etwas, das Justin selbst als sein "Rock'n'Roll-Album" bezeichnet. Mit Danzig und Type'O spielen sie erstmals vor größerem Publikum. Als dann die Tour für "Songs Of Love And Hate" ansteht und Godflesh sich nach einem Drummer umsehen, stoßen sie auf Ted Parsons, der schon auf allen Prong-Scheiben aufhorchen ließ.
Auf "Us And Them" wird der zwar nicht genannt, aber dass er wieder mitarbeitet, zeigt sich spätestens auf "Hymns". Was in der Zeit zwischen 1997 und 1999 an Seitenprojekten rauskommt, ist Legion, jedoch zeigt sich der Einfluss dieser Combos auf Godflesh, so sind auf "Us And Them" doch auch Justins Vorlieben für Hip Hop zu entdecken. "In All Languages" ist eine Doppel-CD, die mit über 150 Minuten Spielzeit Einiges zu bieten hat.
Da mit "Us And Them" die Zusammenarbeit mit Earache ausläuft, kommt "Hymns" 2001 über Music For Nations raus und überzeugt mit seiner Mischung aus allen bisherigen Godflesh-Alben.
Ein Jahr später trennen sich die Wege des Duos. Zuvor gründet Justin K. Broadrick mit Jesu ein neues Projekt und veröffentlicht 2004 ein herausragendes selbstbetiteltes Debüt, das sich musikalisch zwischen den Polen Post-Rock, Post-Metal und Shoegaze ansiedelt. Er und Bassist B.C. Green finden anlässlich eines Auftrittes beim Hellfest 2010 als Godflesh wieder zusammen.
Es folgen mehrere Auftritte beim Roadburn Festival in Tilburg in Holland. Anschließend geht die Band ins Studio, um mit den Aufnahmen der EP "Decline & Fall" und der Platte "A World Lit Only By Fire" zu beginnen, die beide 2014 auf dem eigenen Label Avalanche Recordings erscheinen. Die Scheibe markiert dabei eine Rückkehr zu den harten, minimalistischen Anfängen von Godflesh. Mittlerweile kürzen Broadrick und Green ihre Vornamen nur noch mit JK und BC ab.
An dem Nachfolger arbeiten sie über zwei Jahre. Diesmal stehen persönliche Themen wie schwierige Familienverhältnisse und die Abgründe der menschlichen Psyche zwischen Obsessionen, Depressionen und Angstzuständen auf der Agenda. Der Sound des 2017 veröffentlichten Longplayers weist sehr deutliche Bezüge zu New Wave und Post-Punk auf. Metal nimmt auf diesem experimentellen Werk nur eine zweitrangige Rolle ein. Vor dem Release des Albums unterhält Justin K. Broadrick zahlreiche andere Nebenprojekte.
Die Avantgarde-Metal-Band Greymachine um Aaron Turner von Isis und sein Industrial-Techno-Projekt JK Flesh, das 2016 mit "Rise Above" eine äußerst gelungene Platte herausbringt, ragen dabei besonders heraus. Als Jesu nimmt er weiterhin zwei gemeinsame, leicht überdurchschnittliche Singer/Songwriter-Alben mit Sun Kil Moon auf.
Godflesh setzen sich über die Grenzen des Metals hinweg. Das Birminghamer Duo bezieht seine Inspiration aus vielen anderen Genres wie Dub, Elektronik, Hip Hop, Post-Industrial, Post-Punk und New Wave. Sie beeinflussen, da diese Einflüsse ab Anfang der der 90er Jahre im Klangbild eine immer wichtigere und tragendere Rolle einnehmen, viele weitere Gitarrenbands. Das Ende ihrer musikalischen und lyrischen Entwicklung haben sie dabei noch längst nicht erreicht.
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