laut.de-Kritik

Metalhead sucht neues Zuhause.

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Schon vom alternden Metaller und seinem Erweckungserlebnis gehört? Nein? Die (oft genug wahre) Geschichte geht so: Mit so ungefähr Mitte 30 stellt mancher Metallkopf erschrocken fest, die letzten zwei Jahrzehnte Pop- und Rockevolution verschlafen zu haben und völlig auf Slayer, Iron Maiden, Motörhead und Blind Guardian hängengeblieben zu sein.

Was also tun? Zwei Möglichkeiten liegen auf der Hand: Zum einen könnte er die Scheuklappen wieder anbringen und einfach bis zum bitteren Ende weitermachen mit Moshen, Bangen, Luftgitarre spielen. Zum anderen könnte er auch wie viele Leidensgenossen den Schritt Richtung 'Alternative' Metal gehen.

Mike Patton etwa lädt seit Ewigkeiten in diversen Inkarnationen ins Sammelbecken für reifere Hardrock-Semester. Wem der ach so freaky Sound des Patton (alles eine Frage der Perspektive, klar) vielleicht schon eine Nummer zu verkünstelt ist, versucht sich zumeist an einem der unzähligen Derivate des Doom Metal. Langsame Riffs, brodelnde Bässe, Finsternis - da hat noch manch ein Traditionalist ein neues Zuhause gefunden.

Die Grails aus Portland gehören nun eindeutig in die zweite Kategorie. An ihrem "Doomsday" werden Jungfrauen gefoltert, Drogen geschmissen und Acid-Gitarren gezupft. Allerdings verheiratet das Instrumental-Quartett, das hier schon sein fünftes Album vorlegt, seine schwefelhaltigen Ambient-Kaskaden vorzugsweise mit exotischen Ingredenzien.

Nach einem brachial tosenden Albumeinstieg vertieft man sich immer mehr in improvisierte 70s-Psychedelia, an deren Wegesrand orientalische Ornamente ("Reincarnation Blues") und proggy Mellotron ("The Natural Man") zum Gebrauch bereitstehen. Die Spannungskurve fällt so erst in dunkle Abgründe, um schließlich komplett zu zerfallen.

Dabei legen sie nach und nach die Artverwandtschaft zu den Space/Stoner-Kollegen von Om offen. Wie auch bei Om ist Grails' Mittel zum Zweck der Verdammnis ein riesiges Sammelsurium an Effektpedalen. Für gleich mehrere Stücke wird komplett auf Beats verzichtet, während der Groove andernorts schwer gegen aufgestautes Noise-Gerümpel anzukämpfen hat ("Immediate Mate").

Am Ende der 37 Minuten Fallout-Blues wartet dann selbstverständlich keine Erlösung, sondern nur die staubigen Nachwehen der Apokalypse. Grails kommen ausreichend sinister und weltverdammend, der geneigte Metalhead muss also keine Verweichlichung befürchten. Im Übrigen dürfte die Band sogar in ihrem hippiesk anmutenden Rückbezug auf Impro-Musik und trippy Prog-Experimentals im Heavy Metal-Kontext noch als unbotmäßig modernistisch gelten.

Trackliste

  1. 1. Doomsdayer's Holiday
  2. 2. Reincarnation Blues
  3. 3. The Natural Man
  4. 4. Immediate Mate
  5. 5. Predestination Blues
  6. 6. X-Contaminations
  7. 7. Acid Rain

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7 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Sach ma Kollege, wat rhabarberst du in der Einleitung eigentlich für nen zusammenhanglosen Aufguss zusammen? Pop und Rock habe die letzen zehn Jahre also eine Evolution erfahren? Faszinierende Theorie. Der Metal hat dabei stagniert? Fast noch lustiger :D Wir tragen also Scheuklappen? Schon klar. Diese sogenannte Evolution bekommen wir schon mit, nur geht sie uns einfach am Arsch vorbei, weil zumindest ich auf so evolutionäre Querschläger wie 98% aller Britpop-Scheiße und 'The'-Bands verzichten kann ... Evolution? Think about mutation! ;)

  • Vor 16 Jahren

    Danke eddy, kann ich mir mein Posting sparen.

  • Vor 16 Jahren

    ha ha. opa erzählt vom krieg. :lol: