laut.de-Biographie
Ibeyi
Zu Ibeyi (Yorùbá für "Zwillinge") finden sich schon lange vor der Langspielpremiere im Februar 2015 so viele interessante Fakten, dass die Sortierung nicht leicht fällt. An Aufhängern mangelt es dem Frauenduo nämlich sicher nicht: französisch-kubanische Zwillingsschwestern, Töchter des kubanischen Percussionisten Miguel "Angá" Díaz, Plattenvertrag beim Londoner Label XL Recordings (The Prodigy, The White Stripes, The XX).
... und diese Genre-ignorante Musik erst! Lisa-Kaindé (Songwriterin) und Naomi (Beats, Produzentin) sind zwar zum Zeitpunkt ihrer Debüt-EP "Oya" gerade einmal 19, agieren aber musikhistorisch höchst informiert. Die Pariser Schwestern tragen ihre aufgeräumte, und doch sehr detailreiche Mixtur aus Soul, R&B, Downtempo-Beats und experimenteller Electronica nämlich sowohl auf Englisch als auch auf Yorùbá vor.
Bei Yorùbá handelt es sich um eine nigerianische Stammessprache, die mit den Sklavenschiffen von Westafrika nach Kuba reiste. "Nur Priester sprechen heute noch Yorùbá auf Kuba. Es ist eigentlich eine tote Sprache wie Latein", erklären die sehr unterschiedlichen Zwillinge.
Die Mutter singt ihnen im Kindesalter Yorùbá-Gesänge vor. Der Tod ihres Vaters Díaz, dereinst Mitglied im Buena Vista Social Club, inspiriert sie im Alter von elf Jahren dazu, auf perkussiven Instrumenten Yorùbá-Folklore zu vertonen.
"Uns ist wichtig, den Leuten die Geschichte dieser Sprache aufzuzeigen und ein Bewusstsein dafür zu generieren." Man darf wohl sagen: nicht nur für Teenager ziemlich clever. Für Ibeyi erscheint es beinahe selbstverständlich, überlieferte Gebete und moderne westliche Einflüsse miteinander zu verquicken. Naomi spielt die Percussion-Instrumente Cajón und Batas, Lisa Piano. Selbst beschreiben Ibeyi ihren Hybridpop-Ansatz als "Contemporary Negro Spirituals".
Ihre Familie sei ebenfalls stets sehr spirituell gewesen, geben sie bejahend zu Protokoll. Darüber hinaus sei Musik die einzige einfache Angelegenheit in ihrem Verhältnis, fügen die streitaffinen Schwestern hinzu. Im Interview wird das besonders deutlich. Immer wieder unterbrechen und widersprechen sich Lisa-Kaindé und Naomi. Allerdings ergänzen sie sich zugleich auch hervorragend, wenn sie gegenseitig ihre Sätze vollenden.
Dieser Dichotomie setzt bei Ibeyi ungeahnte kreative Kräfte frei. Sie erinnert mitunter an die Folk-Avantgarde von Cocorosie, vereinnahmt aber auch afrolateinische und Nina Simone-Einflüsse.
2011 beginnen sie, ihre Ideen an Piano und Percussion zu Papier zu bringen. 2013 begeistern sie dann XL Recordings-Boss Richard Russell so sehr von sich, dass der gleich das selbstbetitelte Debütalbum produziert.
"Sie steht mehr auf Jazz, Kate Bush, altes Zeug", sagt die extrovertiertere Naomi über ihre Schwester. "Ich selbst bevorzuge Hip Hop, Rap, Soul Music. Mir gefallen The Roots, Jay Electronica, James Blake, Kendrick Lamar, Erykah Badu, A$AP Rocky. Lisa ist mehr der Nina Simone-Fan."
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