laut.de-Kritik

Erotische Stimme, Hüpfe-Rhythmen und erstklassige Ohrwurm-Refrains.

Review von

Mit einem klassischen Album-Opener (die Single am Anfang) kickt uns India Arie in ihre musikalische "Acoustic-Soul"-Welt. Nicht ohne im kurzen Intro all den Legenden zu danken, für ihren Spirit, ihren musikalischen Beitrag zu einer besseren Welt: Marvin Gaye, John Coltrane, Miles Davis, Dizzy Gillespie, Stevie Ray Vaughan ...

"Video", die erste Singleauskopplung, schmiegt sich so geschmeidig in die Hörmuscheln, diesen Song muss man mögen. Sommer-fröhlich, massen-einfach (aber nicht flach!), erotische Stimme, Hüpfe-Rhythmus und ein erstklassiger Ohrwurm-Refrain. Wenn dieser Song nicht rotiert, dann wird diesen Sommer die Sonne nicht scheinen. "Ich bin kein durchschnittliches Video-Girl, bin nicht wie ein Supermodel gebaut, aber ich habe gelernt, mich bedingungslos zu lieben, weil ich eine Königin bin! Ich bin kein durchschnittliches Video-Girl, mein Wert wird nicht durch den Preis meiner Klamotten bestimmt, egal was ich trage, ich werde immer India Arie sein." Noch Fragen?

India Arie (sie heißt übrigens wirklich so!) gibt sich also natürlich und heimst damit Symphatie-Punkte ohne Ende ein. "Ich denke, dass bestimmte Instrumente und Sounds in Kommunikation mit bestimmten Teilen deines Körpers und Energiezentren stehen. Daher kommt auch diese Gänsehaut, wenn du etwas hörst, das du wirklich magst. Mir wurde gesagt, dass meine Musik heilt!" Mitgeteilt wurde ihr das u.a. von einem ihrer größtem Vorbilder, Stevie Wonder: "Ein sensibles Genie lebt im Geist, in der Stimme und in den Händen dieser Frau!"

Diesem Anspruch wird die Platte in ihren schönsten Momenten auch gerecht. Titel wie "Video", "Promises", "Back to the middle" und "Ready for Love" kommunizieren auf direktestem Weg mit dem Zuhörer. Sie sprechen unsere Gefühle an und dringen direkt in's Herz, ohne den Umweg über die Beine. Tanzmusik liefert India freilich nicht, keine Floorburner für die Clubs, keine R'n'B-Hymnen à la Destiny's Child. Sie hat es auf dein sensibelstes Organ abgesehen, und sie bekommt es!

Noch ein paar Schlagwörter, um India in die richtigen Schubladen zu packen: Tracy Chapman fällt mir ein, Erykah Badu, Marie Chapin Carpenter und Mr. "Sunshine of my Life". Acoustic Soul beschreibt ihren Stil treffend. Da Soul inzwischen doch ein bisschen altbacken klingt, und die Drum-Arrangements sehr an modernen R'n'B-Produktionen orientiert sind, wäre auch Acoustic-R'n'B denkbar.

Auch wenn auf dem Debut-Album (noch) nicht alle Titel überzeugen, ist "Acoustic Soul" eine angenehme Bereicherung für Pop-Musik-Hörer, die auf eine sensible und substanz-haltige Bearbeitung der wichtigsten Lebensthemen Wert legen: Liebe und Leiden(schaft)! Allen Genießern und Perlenfischern empfehle ich folgende Titel-Reihe: 3, 7, 2, 10, 8, 11, 14 ...und Schluss!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Video
  3. 3. Promises
  4. 4. Brown Skin
  5. 5. Strength, Courage And Wisdom
  6. 6. Nature
  7. 7. Back To The Middle
  8. 8. Ready For Love
  9. 9. Interlude
  10. 10. Always In My Head
  11. 11. I See God In You
  12. 12. Simple
  13. 13. Part Of My Life
  14. 14. Beautiful
  15. 15. Outro
  16. 16. Wonderful

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