laut.de-Biographie
Iron African
Ein bisschen fühlen sie sich wie exotische Tiere, die jungen afrikanischen Immigranten in Europa. Iron African, in Stockholm ansässiger Rapper und Produzent, weiß aus eigener Erfahrung mehr als genug, um sich zum Sprachrohr einer ganzen Generation afro-europäischer Jugendlicher, den "Third World Animals", wie er sie nennt, aufzuschwingen: Seine Familie stammt aus Uganda, Ostafrika.
Prägend, um nicht zu sagen traumatisierend, wirkt sich der Lebenslauf des Vaters auf Iron Africans Werdegang aus. Dieser verlässt sein Heimatland, um in Europa sein Glück zu machen. Mittellos schlägt er sich durch, hält sich und seine Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sein Weg führt ihn dabei durch verschiedene Länder, bis er Mitte der 80er Jahre in Schweden hängen bleibt. Hier arbeitet und spart er zehn Jahre lang, bis er sich seinen Traum erfüllen kann: Er kehrt nach Hause zurück, wo er eine eigene Baufirma gründet und zum Erfolg führt. Das Glück ist jedoch von kurzer Dauer; Iron Africans Vater wird 2001, noch bevor er die Früchte seiner Arbeit genießen kann, auf offener Straße erschossen: ein schwerer Schlag für die ganze Familie.
Iron African ist bereits seit 1995 rappend aktiv. Er lebt zeitweise in London, Paris, Stockholm und New York, wo 2000 (noch unter dem Alias Shiny Dayz) seine Debüt-Single "720 Degrees" erscheint. Die Nummer verschafft ihm keinen geringen Aufwind in der amerikanischen Hip Hop-Szene, wird sie doch gleichermaßen im Radio und in Clubs gespielt, und findet Eingang auf diverse Mixtapes. Verschiedene kleinere Veröffentlichungen festigen seinen Status; hauptsächlich macht er sich jedoch durch seine permanente Live-Präsenz einen Namen. Iron African hat in der Zwischenzeit seinen Lebensmittelpunkt nach Stockholm verlegt; er avanciert zum gerne herangezogenen Warm-Up-Act: Nicht nur die schwedischen Kollegen Promoe und Looptroop wissen seine Show zu schätzen, auch vor zahlreichen US-Acts (darunter Xzibit, Common, Company Flow, Mobb Deep, Jedi Mind Tricks oder Wu-Tangs U-God) kommt er zum Zug.
Bald startet Iron African sein eigenes Label Ruush Music. Hier veröffentlicht er die EP "Swedish Rap Is Dead". Das Video zum darauf befindlichen "Stay Awake" erntet einigen Erfolg auf MTV. Seine Tracks produziert Iron African grundsätzlich selbst; er bietet daneben auch schon mal Looptroop oder den Sportrunnaz seine Dienste an. Sein Album-Debüt "Third World Animal" erscheint im Oktober 2005. Auch hier bildet die Mentalität junger Afrikaner in Europa ein zentrales Thema. Am eigenen Leib erlebte Armut und Kriminalität finden Eingang in seine meist nachdenklichen Texte; der ein oder andere Party-Track mogelt sich allerdings auch dazwischen, so beispielsweise die erste Single "Heat".
Neben seiner Rap-Karriere legt Iron African ein starkes soziales Engagement an den Tag. Er setzt sich für (vorwiegend afrikanische) benachteiligte Jugendliche ein, organisiert Musik- und Sportveranstaltungen. In seiner zweiten Heimat Uganda, wo er einen großen Teil seiner Zeit zubringt, bringt er das Projekt "Funguwa Mulango" ins Rollen. Übersetzt bedeutet der Titel der von ihm initiierten Compilation in etwa "Öffne die Tür". Der Name ist Programm: Iron African plant auf diese Weise, jungen ostafrikanischen Rappern aus Uganda, Kenia und Tansania den Einstieg ins Musikgeschäft zu ermöglichen. Mit "Kino Kika" wirft er die erste Singleauskopplung auf den Markt.
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