laut.de-Kritik
Hier ist ein MC am Werk, dem man gerne zuhört.
Review von Dani FrommDa sich Hip Hop aus Schweden in den letzten Jahren als Quell steter Freude entpuppt hat, darf man dem Debütalbum des dort ansässigen, ursprünglich aus Uganda stammenden MCs und Produzenten Iron African wohlgemut entgegen sehen - der Herr bestritt immerhin bereits das Vorprogramm von Looptroop und Promoe und wärmte daneben die Bühne für US-Acts wie Mobb Deep, Xzibit, Common oder Wu-Tangs U-God vor. Die Referenzen sind also bestens.
In der Tat wird die Nähe zu Looptroop spätestens in "Common Threat" oder "Truth" sehr deutlich. Die gehaltvolle, trotzdem nicht überlastete Produktion könnte ohne Weiteres den Reglern Embees entsprungen sein: Ist sie aber nicht. Iron African verzichtet (mit Ausnahme einiger Scratches) auf jegliche Unterstützung; er erledigt alles im Alleingang. Was die musikalische Seite angeht, präsentiert sich das Ergebnis keineswegs eintönig: Durchgehend satte Bässe verleihen die nötige Wucht, ausgeschmückt werden die Instrumentals mit einem luftigen Pianoloop ("Who Da Animal"), mit passend zur Stimmung an den Nerven zerrenden Streichern ("Cheers For Rap Money") oder mit elektronischen Klängen ("Zoo Me").
Minimalismus regiert in "Heat", das als erste Single ausgekoppelt wurde. Iron African flowt in dem nahezu völlig auf den Bass reduzierten Track zwar ansehnlich, für meinen Geschmack gibt die Nummer insgesamt aber doch recht wenig her. Auch "Zoo Me" ist mir persönlich zu lahm - was nichts daran ändert, dass hier ein MC am Werk ist, den man gerne zuhört. Als bestes Beispiel für vollkommen unaufgeregten, gelassenen Reimfluss mag "Do More Drugs" herhalten. "Fire Kiss 'Em" sei den Freunden der Oldschool ans Herz gelegt; wunderbar klassisch schraubt sich der Beat ins Gehör. Daneben zeigt "Give It Back" über einem basslastigen, melodischen Reggaegroove die raptechnisch wohl überzeugendste Leistung.
Okay, auf Albumlänge betrachtet, erweist sich der Reimstil wenig abwechslungsreich. Iron African macht diesen Mangel mittels gebotener Inhalte allerdings mehr als wett. Es fällt wohltuend auf, dass dieser Mann eine Botschaft zu vermitteln hat: Sein afrikanisches Erbe und die leise Sehnsucht nach dem Schwarzen Kontinent schwingen stets mit. Nicht nur in der beklemmenden Soundkulisse von "Guantanamo" liefert er in eindringlichen Raps handfeste politische Statements. Er thematisiert neben dem großen Geschehen aber auch die kleinen Hürden, mit denen Immigranten in Europa tagtäglich zu kämpfen haben. Wer derart glaubwürdig und engagiert über "Bad Choices" und "Small Triumphs" zu erzählen weiß, verdient es, Gehör zu finden.