laut.de-Biographie
Jethro Tull
"Too Old To Rock'n Roll: Too Young To Die", nannte Jethro Tull-Bandleader Ian Anderson eine seiner besseren Platten. Nicht mehr lange, möchte man hinzufügen, denn mittlerweile ist der Mann mit der Flöte deutlich über fünfzig Jahre, was für einen Rockstar ja ein ganz respektables Alter ist. Unverwüstlich scheint indessen seine Musik: Die Mischung aus britischer Folklore, Klassik- und Rock'n'Roll kommt auch gut dreißig Jahre nach der Gründung von Jethro Tull beim Publikum an.
Der erste (bekannte) Träger des seltsamen Namens war ein englischer Landwirt und Schriftsteller. 1731 erschien Tulls Buch "Wie man Pferde richtig beschlägt und anderes Wissenswertes aus der Landwirtschaft". Skurriler Eigensinn prägt auch die Musik des Briten, der 1968 seine erste Single "Sunshine Day" unter dem Namen "Jethro Toe" veröffentlicht, weil er fürchtet, dass man Jethro Tull für eine Einzelperson halten könnte. Andersons markante Stimme und die unvermeidliche Flöte finden bald eine feste Fangemeinde. Bereits 1976 kann Jethro Tull 25 Millionen verkaufte Platten vorweisen.
Der Durchbruch gelingt Jethro Tull Anfang der 70er mit "Aqualung", vor allem der stürmische "Locomotive Breath" überzeugt sogar die Hardrockfraktion, die sonst eher auf Flöten pfeift. Als späte Anerkennung erhalten Jethro Tull 1988 den Grammy in der Kategorie "Best Heavy Metal Band". Da ist sogar Ian Anderson überrascht und erst recht die ebenfalls nominierten (und eigentlich favorisierten) Metallica.
Kritiker mäkeln, dass die Musik von Jethro Tull sich seit "Aqualung" nicht mehr entwickelt habe, die Fans finden wahrscheinlich genau das ganz toll. Aber Totgesagte leben länger, und 1999 veröffentlichen Jethro Tull nach langer Pause wieder ein Studioalbum. Mit "J-Tull Dot Com" beweist Anderson erneut seinen melodischen Einfallsreichtum und lässt sogar behutsam modernisierte Arrangements zu.
Wie bei vielen Kollegen aus der selben Zeit beginnt eine neue produktive Phase. Neben ausgedehnten Tourneen findet Anderson Zeit fürs Studio. Neben den Soloalben "The Secret Language Of Birds" (2000) und "Rupi's Dance" (2003) kommt pünktlich zur Weihnachtszeit 2003 ein "Jethro Tull Christmas Album" auf den Markt.
So muckt Ian Anderson in stetig wechselnder Besetzung vor sich. Man hätte schon denken können, dass im Hause Tull alles gesagt wäre, aber um, das Jahr 2010 herum setzt ein Prog-Revival ein, in dessen Zuge auch Jethro Tull zu neuen Ehren kommen. Die alten Alben kommen in opulenter Ausstattung mit einem Surroundsound-Mix von Steven Wilson wieder auf den Markt. Somit wird die Querflöte auch weiterhin präsent sein.
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