laut.de-Biographie
Julia Holter
Ihr Vater, ein Musiker, hat bereits mit der amerikanischen Folk-Legende Pete Seeger gespielt, ihre Mutter ist eine angesehene Historikerin, die der Fakultät für Geschichte an einer kalifornischen Uni vorsteht. Julia Holter verknüpft die Leidenschaften ihrer Eltern, indem sie gehaltvolle Kompositionen zwischen Pop, Neo-Klassik und Folk entwirft.
1984 kommt sie in Los Angeles zur Welt. Nach der Schule ergattert sie einen Platz am renommierten California Institute of Arts, wo sie Komposition studiert. Neben der Songwriterin haben dort unter anderem John Maus und Ariel Pink einen Abschluss gemacht. Wie die beiden Künstler hat Holter dort gelernt außerhalb populärer Genres zu denken und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Während sie nebenbei als Nachhilfelehrerin jobbt, spielt sie Debüt "Tragedy" ein, das 2011 erscheint. Wie der Titel es bereits andeutet, dient ihr eine Tragödie des altgriechischen Schriftstellers Euripides als Inspiration für die Platte. Allzu viel Aufmerksamkeit erregt sie damit noch nicht, die Stücke gleichen oft eher elektronischen Skizzen und instrumentalen Spielereien als einem ausgewachsenen Song.
Als jedoch ein Jahr später "Ekstasis" erscheint, überzeugt sie die Musikpresse von ihrem Talent. Wie ihren Erstling nimmt sie das Album allein in ihrem Schlafzimmer auf und bearbeitet erneut Stoffe aus der Antike. Weil sie dieses Mal aber nicht den roten Faden verliert und vermutlich auch, weil zur selben Zeit Künstler wie Grimes oder Zola Jesus in aller Munde sind, trifft sie mit ihrer Mischung aus klassischer, elektronischer und poppiger Elemente den Nerv der Zeit.
2013 geht sie direkt mit ihrem dritten Album an den Start. Auf "Loud City Song" hat sich trotzdem einiges verändert. Zum ersten Mal setzt sich Holter mit einem Produzenten in ein Tonstudio und lädt zahlreiche Gastmusiker ein, sie bei ihrem neuen Werk zu unterstützen. Statt der Antike lässt sie sich von dem Musical "Gigi" aus den 50ern inspirieren. Mit orchestralen Arrangements und elektronischen Frickeleien markiert sie aufs Neue ihren Platz als eine der innovativsten, wenngleich verkopftesten Künstlerinnen der Musikszene.
Als wolle sie sich von dem aufkommenden Erfolg distanzieren, veröffentlicht sie 2018 "Aviary", ein ambitioniertes Werk, das mit den Hörgewohnheiten der seit 2015 neu hinzugekommenen Fans bricht. Eine schwer zugängliche Artpop-Kakophonie mit fantasievollen Arrangements und barocker Atmosphäre, unter deren rauer Schale sich die Schönheit gut versteckt. "Meine Musik wird immer in einen akademischen Zusammenhang gestellt – aber ganz eigentlich bin ich nur ein Messie", erklärt Julia Holter dem uMagazine. "So sehr meine Wohnung darunter leidet, profitiert die Musik davon, da Fetzen aus all den Büchern und Artikeln, die bei mir rumliegen, auch in meinem Kopf rumschwirren." Sechs Jahre und eine Pandemie später erscheint "Something In The Room She Moves" und gerät wieder zugänglicher - zumindest in Ansätzen.
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