laut.de-Kritik
Trotz Rick Rubin: Dieser Rock'n'Roll-Jesus taugt eher für Reborn Christ-Barbecues.
Review von Ulf KubankeRobert James Ritchie alias Kid Rock inszeniert sich gern als eine Art Last Man Standing des Rock. Auch für sein neues Opus "Born Free" backt der ehemalige Showbiz-Rüpel nicht gerade kleine Brötchen. "Es ist mal wieder Zeit für ein großes amerikanisches Rockalbum, tönte der Mann aus Michigan vorab gewohnt großkotzig.
Seine Mannschaft steht gut da: Matt Sweeney schwang seine Axt schon für Götter wie Cash oder Will Oldham, David Hidalgo ist einer der Wölfe. Und Drummer Chad Smith muss man 2010 wohl auch niemandem mehr vorstellen.
Zur Krönung präsentiert Ritchie nun seinen Kumpel Rick Rubin als Produzenten. Doch trotz all dieser Schützenhilfe scheitert Kid Rock am Ende grandios. Und zwar an sich selbst. Das Titelstück steht dabei exemplarisch für den kilometerweiten Spalt zwischen goldenem Anspruch und blecherner Wirklichkeit.
Geschickt suggeriert das im Namen geführte "Born" Verwandtschaft zu Legenden wie "Born To Run" oder "Born In The USA". Aus den Boxen quillt dennoch extrem konventionell gestrickter Schema F-Rock samt plastinierter Outlaw-Attitüde und Owowowo-Chor. Bei Springsteen wäre das nicht mal eine B-Seite. Auch die penetrant-verkrampft auf Whiskey-Blues getrimmte Stimme Kid Rocks verfehlt die gewünschte Wirkung. Prollig und übersteuert wie eine kaputte Autohupe quält sich der selbst ernannte "Rock'n'Roll Jesus" durch ein dreckiges Dutzend abgeschmackter Allerweltstracks.
"Slow My Roll" oder "Care" sind ungefähr so spannend und epochal wie Bon Jovi oder die Goo Goo Dolls in ihren uninspirierten Momenten. So genau Ritchie darauf achtet, sich als rauhen Redneck-Burschen zu stilisieren, so gründlich vermeidet er jede noch so kleine Andeutung von Ecken und Kanten in der musikalischen Umsetzung. Das ist entgegen dem Coverbild kein Southern Rock mit Highwaystaub à la frühe Allman Brothers. Für jedes Reborn Christ-Barbecue jedoch prima kompatibel.
Auf "Collide" gibt dann noch die selbst nie als spannende Songwriterin im Verdacht stehende Sheryl Crow die Nanny für ultralangweilige Mittelmaß-Schmonzetten. Als einzige Schwalben unter den Songkrähen gehen die leidenschaftlichen Songs "Times Like These" und "Rock On" durch. Löblich, wie Kid Rock hier den Chronisten des Niedergangs und ehemaligen Glanzes der Autostadt Detroit gibt.
Doch auch Rick Rubin muss sich an dieser Stelle die Frage gefallen lassen, ob er als ehemaliger Erwecker zeitlos amerikanischer Musikkultur mit dieser Platte nicht alles verraten hat, was er etwa mit Cashs American Recordings erschuf. Groß oder gar epochal ist hier gar nichts. Aufgeblasen und prätenziös jedoch einiges.
15 Kommentare
"Große" amerikanische Rock-Alben kommen bestimmt nicht von diesem Haubentaucher Kid Rock. Der Typ ist eine Qual.
wenn so einer auf ccr macht, wünsche ich mir doch eher die "happiness in slavery" -.-'
Was ist denn mit Rick Rubin zur Zeit los? Wenn der so weitermacht, wird man ihn notschlachten müssen.
Warum kriegen die das mit dem Editieren nicht auf die Kette...?!? "Lynyrd Skynyrd", heißt's.
Ist zwar harmloser geworden, aber mir gefällt's trotzdem. Kid Rock!
Der Typ ist so ein geiler Musiker und haut dann so ein Schei*album raus -.-