laut.de-Biographie
Laura Marling
Traditioneller Folk und Pop stoßen - in ansprechender Form verpackt - seitens des Publikums stets auf große Gegenliebe. Zu den interessantesten Vertreterinnen beider Genres zählt auch die am 1. Februar 1990 im englischen Hampshire geborene Laura Beatrice Marling.
Das Elternhaus bringt die jüngste von drei Töchtern früh mit der Kunst in Berührung: Ihr Vater arbeitet als Musiklehrer und betreibt ein kleines Tonstudio. Bereits als Kind übt sich Laura an der Gitarre. Den Einfluss des Vaters hinsichtlich traditioneller Musik kommentiert die Künstlerin als "ein bisschen wie ein Segen und ein bisschen wie ein Fluch. Ich konnte mich schlecht in alterstypische Genres einfinden." Ihr großes Vorbild ist Joni Mitchell.
Mit 16 zieht Laura nach London und knüpft rasch Kontakte zur Nu Folk-Szene. 2006 gründet sie mit Freunden die Folkrock-Formation Noah And The Whale. Dort spielt sie verschiedene Instrumente und ist als Sängerin tätig. 2007, Kurz vor Erscheinen des Debüt-Albums "Peaceful The World Lays Me Down", verlässt sie die Band. Es folgen Engagements bei anderen Gruppen, darunter The Rakes, Mystery Jets und Mumford & Sons.
Längst hat sie sich in der Szene einen Namen gemacht und tourt als Gastmusikerin mit Jamie T. und Adam Green. Eigene Auftritte absolviert sie im Rahmen verschiedener Festivals. Mit "London Town" bringt sie eine EP heraus, und veröffentlicht ebenfalls 2008 das erste Studio-Album "Alas, I Cannot Swim".
Nach Liasons mit dem Sänger ihrer ehemaligen Band Noah And The Wale und Mumford And Sons-Frontmann Marcus Mumford entscheidet sich Laura dazu, erstmal allein zu bleiben. Sie sei zwar jemand, der Menschen sehr gern mag, aber "Ich mag die Idee, nur zu sprechen, wenn es unbedingt notwendig ist. Ich fühle mich Menschen am nächsten, wenn wir gemeinsame Erfahrungen teilen. Ich teste das noch aus, ich weiß noch nicht so genau, wo mich das hinführen wird."
2010 festigt Marling ihren Status mit dem Zweitling "I Speak Because I Can". In den UK-Charts erobert es Rang vier. Damit gewinnt sie 2011 den Brit-Award als "Beste Britische Künstlerin". Noch im selben Jahr kommt mit "A Creature I Don't Know" ein dritter Longplayer auf den Markt.
Nicht nur als Interpretin erobert Marling ihr Publikum - sie zeigt sich gleichermaßen versiert im Spiel mit Bass, E-Gitarre und Piano. Viel Wert legt sie auf ausgefeilte und poetische Texte. 2012 zieht sie von London nach Los Angeles, wo ihr viertes Album "Once I Was An Eagle" (2013) entsteht. Darauf gibt sie traditionelle Songstrukturen zugunsten eines freien Gedankenfluss weitgehend auf und erntet dafür großes Lob.
In ihrer Wahlheimat geht Marling nur mit ihrer Gitarre bewaffnet auf Tour, gelegentlich begleitet von einer Cellistin. Die Rollen des Roadies, des Managers und die Abrechnungen mit den Veranstaltern übernimmt sie selbst. Sie wolle einfach ihre Ruhe haben und keinen Stress, erklärt sie. Nicht schlecht für eine Künstlerin, die 2013 gerade mal 23 Jahre alt ist.
Während ihrer Zeit in Los Angeles versucht sich Marling auch abseits des Musikgeschäfts und übernimmt eine Rolle im Kurzfilm "Woman Driver: The Musical" (2013). Der Film beinhaltet auch einige Songs von ihr.
"Short Movie" soll eigentlich noch 2014 erscheinen und ihr Leben in Los Angeles reflektieren. So richtig zufrieden ist Marling mit dem Ergebnis allerdings nicht und so verwirft sie einen Großteil der Songs wieder und kehrt kurzerhand nach London zurück, um gemeinsam mit ihrer Band die restlichen Songs aufzunehmen. Der Longplayer erscheint dann 2015.
Im März 2017 folgt ihr mittlerweile sechstes Studioalbum "Semper Femina", das sie wieder in Los Angeles aufnimmt. Zur Seite steht ihr diesmal Produzent, Songwriter und Gitarrist Blake Mills, der unter anderem schon mit Fiona Apple, John Legend und Lana Del Rey unterwegs war. Der Titel des Albums stammt von Vergil und leitet sich von einem Tattoo ab, das die Sängerin auf dem linken Oberschenkel trägt. "Varium et mutabile semper femina" ("Launisch und schwankend sind die Frauen") erkannte der lateinische Dichter vor gut 2.000 Jahren.
Im Jahr 2018 unterbricht Marling ihre Solo-Alben-Serie und somit auch ihre Selbstfindung via Poesie. Im Mittelpunkt stehen folktronische Experimente zusammen mit Mike Lindsay von der Band Tunng, mit dem sie ein neues Projekt namens Lump gründet und eine Platte einspielt.
Die Songs für den folgenden Longplayer "Song For Our Daughter" schreibt Laura ohne die Intention, sich durch die Lieder selbst zu vergewissern. "Ich wollte einfach mit diesem Album fertig werden, damit ich sechs Monate auf Tour gehen kann. Darauf freue ich mich echt", insbesondere Festivals lassen ihr Herz höher schlagen. Wenige Tage nach Veröffentlichung der digitalen Version geben die ersten europäischen Staaten bekannt, Großveranstaltungen monatelang wegen der Coronavirus-Pandemie zu untersagen.
Im Schreibprozess stellt sie fest, dass sie ihre Liebe zur Musik von Paul McCartney spät erkannt habe. Mehrere Songs beziehen sich auf seine Kompositionstechnik und den Track "Blow By Blow" widmet Laura ihm. "Alexandra" referiert auf den Songwriter, und Literaten Leonard Cohen und seinen Umgang mit Frauen. "Es stört mich nicht, dass er so gelebt hat, wie er gelebt hat. Ich halte das sogar für mutig". Insbesondere der Song "Alexandra Leaving" von Cohens CD "Ten New Songs" tut es Laura an.
Für die reichhaltige Instrumentierung beauftragt sie den Arrangeur und Geiger Rob Moose. Er arbeitete zuvor für John Legend, Alabama Shakes, The Decemberists, Bon Iver, Antony And The Johnsons und The National; Laura lässt ihn einfach mal machen und freut sich auf sein Tüfteln. "Ich wollte das voll auskosten", meint sie, setzt ihm aber klare Vorgaben, welcher Musiker mit welchem Instrument mit von der Partie sein solle. Für sie ein Wagnis, in der Hinsicht, erstmals künstlerische Kontrolle abzugeben. Anschließend mischt sie das Album eigenhändig ab, mit dem Ziel, es so geräumig wie eine Platte von Bill Callahan klingen zu lassen.
Ab 2018 betreibt Laura Marling gemeinsam mit Mike Lindsay von Tunng noch das Nebenprojekt Lump. 2018 erscheint das erste gemeinsame, selbstbetitelte Album, 2021 folgt mit "Animal" ein zweiter sehr empfehlenswerter Longplayer.
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