laut.de-Biographie
Mach-Hommy
Es gibt nicht viele Rapper, die ein waschechtes Enigma bleiben. Mach-Hommy ist aber zweifelsohne einer von ihnen. Der Mann aus Haiti gehört zu den wenigen Rappern, die glaubhaft behaupten können, dass sie Underground als Prinzip und aktiven Prozess in ihrer Musik tragen, nicht einfach nur, weil sonst niemand mit ihnen rappen wollte. Über fünfzehn Jahre im Game, keine Lyrics online, aber erst Anfang der 2020er macht er sich erstmals an die Oberwelt.
Sein erstes Mixtape kommt dabei schon 2004 auf den Markt. Sein gesamtes Schaffen behandelt vordergründig und hintergründig seinen Umgang mit Haiti und seinem dortigen Aufwachsen, das nun ihm vehementen Widerspruch mit seinem Leben um New York stattfindet. Das hat Mitte der 2000er sowieso andere Dinge im Kopf als die großen Untergrund-Helden, vor allem dann, wenn die noch einmal ihre eigenen Camps bilden. Mach-Hommy ist also Weirdo unter Weirdos und macht dementsprechend nichts, als um seiner eigenen Kultur willens sein Handwerk zu raffinieren.
Was in den nächsten Jahren passiert, das ist schwer zu rekonstruieren. Im nächsten Jahrzehnt taucht er auf jeden Fall unregelmäßig als absentes Kernmitglied der neuen New Yorker Revivalist-Szene auf, macht sich einen Namen auf Bandcamp, druckt genau 187 Exemplare seiner Alben und verhökert die zu absurden Preisen. Sein Umfeld besteht aus Leuten wie The God Fahim, Your Old Droog und auch einem gewissen Westside Gunn, dem er bei den ersten Schritten helfen soll.
Auch, wenn das alles offensichtlich nicht gerade ein Rezept für durchschlagenden Mainstream-Erfolg ist, zeigt sich doch klar, dass die Szene den Mann hört und respektiert. Earl Sweatshirt nennt ihn einen aktuellen Lieblingsrapper, MF Doom rekrutiert ihn für Features, sogar Jay-Z lädt ihn zum Essen ein, nur um erst einmal ein paar Stunden versetzt zu werden. Wie kann man sich so viel Respekt für einen Kerl erklären, der es nicht einmal darauf anlegt, gehört zu werden?
Die simple Erklärung ist: Weil er einfach schweinegut in dem ist, was er tut. Zu Doom sagt er, dass er ein Schurke aus dem selben Holz, aber nicht unbedingt ein Vorbild ist. Seine endlosen Tapes kann man inzwischen kaum noch online hören, da sie nur noch zu absurden Preisen gereicht werden. Die einzigen Tapes sind seine aktuellen: Denn nach "Machs Hard Lemonade" kommt 2021 ein Album, das endlich mal so richtig einen Rollout bekommt. Denn Westside Gunn, mit dem sich zwischenzeitlich zerstritten wurde, ist nun wieder als exekutiver Produzent an Bord und bereit, "Pray For Haiti" so richtig ambitioniert anzugehen. Das Album wird bockstark, zeigt extrem viel Talent für Sound-Design, Sample-Auslese und frontales Gespitte. Das war so gut, dass man es den Leuten nicht vorenthalten wollte, das hier geht so Mainstream, man kann es sogar streamen. Endet hier das große Enigma? Oder fängt seine Geschichte jenseits des Untergrundes gerade erst an. Wer weiß? Er selbst wohl am wenigsten.
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