laut.de-Biographie
Magdalena Bay
"Open heart, old cliché / Two kids in a new town, baby / Is it my turn? Small-time fame / Bang-bang and a happy ending" - so erzählen zwei Kids ihr Quasi-Happy End von hinten aufgerollt. Die Namen der Kids sind Matt & Mica, der Song heißt "The Ballad Of Matt & Mica", zusammen sind sie Magdalena Bay. Als sie mit "Imaginal Disk" ihr zweites Album veröffentlichen, ist aber tatsächlich schon viel Bandgeschichte geschehen, die es in einer Ballade festzuhalten lohnt.
Mica Tenenbaum und Matthew Lewin sind jüdische, amerikanische Kids mit argentinischen Wurzeln. Sie sind beide von Miami nach LA gezogen, um sich an der Kunsthochschule zu versuchen. Und irrwitzigerweise lernen sie sich dort erst kennen. Wir schreiben das Jahr 2016, und beide sind offensichtlich "not ordinary", aber wissen noch nicht so ganz, wie sich das materialisieren soll.
Also steckt die Schule sie in eine Classic Rock-Band. Irgendwo muss man sich ja seine Sporen verdienen, warum also nicht mit guter, alter, amerikanischer Barbeque-Musik? Es gibt da ein paar Gründe. Die Band kollabiert recht bald, ohne dass ihr Name überliefert wäre. Einen Namen findet erst ihr nächster Versuch: Als Tabula Rasa mutieren sie die Ideen, die für Classic Rock ein bisschen zu gewagt waren, in einer Prog Rock-Formation. Das kommt der Sache schon näher, aber ist immer noch ein bisschen zu verkopft, um wirklich zu ziehen.
Gegenfrage: Was hören sie denn selbst zu der Zeit wirklich? Die Antwort lautet Pop. Weirder, queerer Pop, wohlgemerkt. Aber Pop nonetheless. Grimes, Charli XCX und Caroline Polachek haben ihre Bewunderung für alte Helden wie Pink Floyd schon lange abgelöst.
So war in den Uniferien ein neues Projekt geboren. Magdalena Bay ist übrigens nicht der Name von irgendwem, sondern eine Stadt, die es wirklich gibt. Und der Sound dieser Band wird von nun an Subjekt vieler Fan-Streitereien. Er ist progressiv, aber er ist auch zuckerig. Er ist Pop, aber auch Rock und irgendwie auch noch eine ganze Menge anderes Zeug. Synth-Rock wird es genannt. Progressive Pop. Auf jeden Fall wird schnell klar, dass die beiden als Magdalena Bay erstmals so richtig doll Spaß mit ihrem eigenen Image haben. Es kommen erste EPs raus: "Day / Pop", "Night / Pop", "Mini Mix Vol. 1", das ist alles 2019. 2020 wird mit "A Little Rhythm And A Wicked Feeling" eingeleitet. Aber ihre wahre Hochphase kommt zeitgleich mit dem Lockdown.
"Mercurial Word" erscheint 2021 und holt einen gewissen, kleinen Kreis an Pop-Nerds augenblicklich ab. Es ist einfach zu perfekt, wie sie da die ambitionierte Seite von Popmusik ausspielen, so durchdacht und clever, aber doch auch so campy und unterhaltsam. Sie geraten da auf viele Radare - und das soll sich auszahlen.
2024 kommt ihr zweites Album "Imaginal Disk" heraus. Und es wird ein absoluter Mega-Erfolg für das Duo. Nicht im Mainstream-Sinne, aber im Sinne dessen, dass sie für ein Jahr das absolute Mega-Indie-Thema der Szene werden. Die Leute lieben, wie groß und überdreht und detailliert das ganze Album klingt. Es wirkt wirklich wie ein großer Wurf - und die Stimmung war genau richtig, denn die Szene hat mal wieder nach einem ganz großen Statement gelechzt.
Und dann? Die Ballade von Mica und Matt ist zwar nun geschrieben, während sie für viele noch wie Newcomer aussehen. Aber offensichtlich fängt das Duo gerade erst an.
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