Porträt

laut.de-Biographie

Magnum

Magnum bedeutet in der lateinischen Sprache "das Große". Sehr passend, denn die gleichnamige Band aus Birmingham gehört zu den wenigen echten Giganten des Melodic Rock.

Magnum: Tony Clarkin ist tot
Magnum Tony Clarkin ist tot
Der Gitarrist und Songwriter der englischen Hardrocker starb bereits am Sonntag nach kurzer, schwerer Krankheit.
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Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1972 zurück. Sänger Bob Catley und Songwriter/Gitarrist Tony Clarkin bilden seitdem den Kern der Band. Alle weiteren zahlreich wechselnden Mitglieder von Magnum haben keinerlei künstlerische Bedeutung in der Bandhistorie. Die beiden alten Schulfreunde geben seitdem ein kongeniales Duo ab.

Catleys warmer und sanfter Gesang ist das Erkennungsmerkmale des typischen Magnum-Sounds. Der charismatische Klang seiner Stimme macht ihn im Laufe der Jahre zu einer der wichtigsten Rockstimmen weltweit. Wer den Begriff Melodic Rock hört, denkt sicherlich an Russ Ballard, Glenn Hughes oder John Waite. Doch der Name Catleys steht in einer Reihe mit diesen Größen. Um seine Stimmbänder herum bastelt Tony Clarkin ein ganz eigenes Universum aus keyboardlastigem Gitarrenrock, der sich meist im Midtempo bewegt und sehr melodisch ausfällt. Die Texte schreibt er seit Anbeginn stark an Fantasy orientiert und märchenhaft. Magier, Feen und archaische Könige bestimmen das mystische Bild mit ihren Schlachten, Zaubereien und Liebschaften.

Die erste Dekade in der Karriere der Engländer verläuft eher wechselhaft. Geschickt nutzen sie die Popularität von Kollegen wie Blue Öyster Cult, Def Leppard, Judas Priest, Kansas oder Ozzy Osbourne und präsentieren sich als deren Support einem breiten Publikum. Die Kompositionen verfeinern sich von Platte zu Platte zusehends.

1983 jedoch gibt es Querelen mit dem Label. Die Band sieht sich der produktionstechnischen Unterstützung beraubt. Das songwriterisch sehr ansprechende Werk "The Eleventh Hour" produziert Tony selbst. Unerfahren in diesem Bereich und mit sehr überschaubarem Budget ausgestattet, klingt der Longplayer am Ende aber unausgegoren, eher nach einem Demo-Tape und leicht blechern. Keine Spur des gewohnt opulenten Sounds. Die Verkaufszahlen bleiben entsprechend bescheiden und ruinieren fast die Zukunft der Band.

Kämpferisch setzen Clarkin/Catley auf das höchste Risiko und investieren ihr Privatvermögen in die Produktion eines weiteren Albums. Zu Recht, wie sich zeigt, denn 1985 ist es Zeit für "On A Storyteller's Night". Die Scheibe entwickelt sich zu ihrem Opus Magnum und gilt heute als ein Eckpfeiler und Klassiker des Genres. Fast im Fluge erobern die Briten hiermit Amerika und den Rest der Welt.

Magnum - Here Comes The Rain
Magnum Here Comes The Rain
Nach Tony Clarkins Tod schmerzt jede einzelne Zeile.
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Leider offenbart sich in den nächsten Jahren, dass ein solcher Segen auch der größte Fluch einer Band sein kann. Das Publikum und die Medien lauern mit der Messlatte auf das nächste bahnbrechende Rockereignis. Der Druck wirkt sich nicht sehr positiv auf die Songs von Clarkin aus. Durchwachsene Mainstream-Tracks stehen nunmehr auf der Tagesordnung. Solch musikalische Hausmannskost lässt den Stern der Band rapide sinken. Auch live möchte kaum jemand die Lieder hören.

Als letzte Konsequenz lösen beide Bandchefs die Truppe 1995 auf. Die Pause scheint genau die richtige Medizin zu sein. Frisch gestärkt und mit Ehrgeiz kehren sie 2002 mit "Breath Of Life" zurück. Der Patient befindet auf dem Wege der Besserung. Die Rückkehr zu alter Storyteller-Form gelingt ihnen jedoch erst mit "Princess Alice And The Broken Arrow" (2008), "Into The Valley Of The Moon King" (2009) oder "On The 13th Day" (2012). Ausverkaufte Tourneen und dankbare Fans sind der Lohn dieser erfolgreichen Rückbesinnung. Clarkin: "Plötzlich war alles wieder frisch und neu, und ich genoss es wieder. In der Folge fühlt es sich jetzt immer noch so an, und ich bin glücklich, das noch einige Jahre zu tun: zu komponieren, Alben aufzunehmen und zu touren.".

Dieser vollmundigen Ankündigung lassen sie große Taten folgen. Mit "Escape From The Shadow Garden" (2014) und "Sacred Blood 'Divine' Lies" (2016) bringen Magnum zwei der besten Platten ihrer gesamten Karriere heraus. Geradlinige Produktionen, weniger Keyboard-Dominanz und sehr gutes Songwriting bescheren dem kongenialen Duo Clarkin/Catley einen zweiten Rockfrühling.

"Lost On The Road To Eternity" chartet 2018 zu Recht sehr hoch. Mit Charisma, Charakterstärke und Kontrasten hält die Band alle Songs in einem gut strukturierten Album zusammen. Der Nachfolger "The Serpent Rings" (2020), mit neuem Bassisten an Bord, steht den Vorgänger-Alben in nichts nach und entfaltet souverän die gesamte Bandbreite des Genres von Hart bis Zart.

Mit "Dance Of The Black Tattoo" wollen die englischen Recken den Erfolg der 2017er-Balladen-Zusammenstellung "The Valley Of Tears - The Ballads" wiederholen, nur diesmal mit rockigeren Stücken. Leider krankt die Kompilation an Radio-Edits und wirr zusammengestellten Live-Versionen.

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Magnum "Ohne Tony wäre da eine große Leere"
Bob Catley über den dritten R'n'R-Frühling, neue Band-Gesichter und Lichtgestalt Tony Clarkin.

Ein Album später, "The Monster Roars" (2022), und fünf Jahrzehnte insgesamt auf dem Buckel, wird's Zeit, mal zurück zu blicken. Bereits seit 2021 gibt es die ersten fünf Alben wieder als limitiertes Vinyl, und im Sommer 2023 erscheinen sie als umfassendes CD-Box-Set mitsamt Demos, Single-B-Seiten, Live-Mitschnitten, einer Orchester-Aufnahme und Akustik-Versionen unter dem Titel "Great Adventure: The Jet Years 1978-1983. Enthalten sind "Kingdom Of Madness" und "II", die im Vinyl jeweils in silbern nachgepresst wurden, "Marauder" (zu Deutsch "Herumtreiber"), "Chase The Dragon", auf Vinyl parallel in Rot-Weiß passend zum Feuer speienden Drachen erhältlich, und "The Eleventh Hour", in der LP-Fassung mit purpur-violettem Vinyl, Ton in Ton mit dem Comic-artigen, purpurstichigen Artwork.

Dass die Band besonders in Deutschland viele Tonträger verkauft, ist Frontmann Bob absolut bewusst, wie er im Gespräch mit dem englischen Blog AllabouttheRock bekennt: "In Bezug auf die Charts, neigen wir dazu in Deutschland besser abzuschneiden als im UK. Dort in Deutschland scheint unser größter Markt zu sein, aber ich weiß nicht, wieso. Ich glaube, 'The Monster Roars' ging dort direkt auf Nummer 5 der Album-Charts, was großartig ist."

Entsprechend kann die Gruppe sich sogar Firlefanz wie Insta-Stories und TikTok-Clips schenken, bleibt offline fleißig auf Tour und auch in ihrer neuen Besetzung auf einem deutschen Label gesignt: die beiden Gründer Bob Catley (Gesang) Tony Clarkin (Gitarre), Rick Benton, Keyboards (seit 2016 dabei), Lee Morris, seit 2017 der Drummer, und Dennis Ward am Bass.

Kurz vor der Veröffentlichung ihres Studioalbums "Here Comes The Rain" verliert Tony Clarkin den Kampf gegen eine als unheilbar diagnostizierte Rückenmarkerkrankung. Der Songwriter stirbt am 7. Januar 2024, wie seine Tochter Dionne im Namen der Familie zwei Tage später berichtet.

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