laut.de-Biographie
Major Lazer
Jamaika hat keinen Superhelden? Weit gefehlt. Zwar lebt Major Lazer einige Jahre in Brooklyn und zieht sich dann nach Trinidad zurück, wo er einen Nachtclub betreibt. Dennoch handelt es sich bei dem Veteranen aus dem geheimen Zombie-Krieg von 1984 um ein ur-jamaikanisches Gewächs, stets bereit, die Erde vor den Geschöpfen des Bösen zu beschützen. Undercover, versteht sich.
Besonders gut funktioniert seine Tarnidentität jedoch nicht. Nachdem er in besagter Auseinandersetzung einen Arm verliert, experimentieren US-Militärs, die Major Lazer retten, mit neuartiger Prothesentechnik. Den Arm ersetzt seither eine doch recht auffällige Laserkanone. "Sehr praktisch im Alltag", findet der Versehrte. "Ich grille damit mein Chicken Jerk."
Sich mit einem raketenbetriebenen Skateboard fortzubewegen: ebenfalls ein klein wenig auffällig. Seis drum: Offiziell betreibt Major Lazer eine Bar und pflegt Freundschaften mit Angelina Jolie und Jack Nicholson.
Geboren und aufgewachsen auf Jamaika, packt ihn die Musikbegeisterung, noch ehe er seine militärische Laufbahn einschlägt. Er bewundert Oldschool-Produzenten und Reggae-Musiker wie Digital B, Sly & Robbie und King Jammy. Die lange gehegte Idee, ein eigenes Album aufzunehmen, verwirklicht er jedoch erst, als er "beim Abhängen in Trini" - Switch begegnet.
Der britische Produzent, DJ, Remix-Artist und Labelbetreiber erweist sich als geeigneter Partner. Nahezu gleichzeitig stößt zudem Baile Funk-Pionier Diplo dazu. "Ich bin mit Punk, Heavy Metal, Reggae und Hip Hop aufgewachsen", erklärt der Mann aus Philadelphia der Intro. "Dieses Gefühl möchte ich zurückbringen. Ich möchte keine Alben mehr machen, die ein bisschen dies und ein bisschen das sind."
Switch, Diplo und zahllose Vokalisten quer durch die jamaikanische Dancehall-Szene, darunter neben Vybz Kartel, Ward 21, Busy Signal, Mr. Vegas, Turbulence, Jah Dan, Dr. Evil, T.O.K. oder Ricky Blaze auch Santigold und Amanda Blank, heben für Major Lazers Debüt "Guns Don't Kill People ... Lazers Do" das Genre auf ein neues Level. Die Spex vermutet in dem Longplayer gar die Speerspitze, die "Dancehall den Durchbruch in den Mainstream" ermöglichen könnte.
"Es geht mir mehr um eine progressive Herangehensweise", erklärt Diplo. "Switch ist Ingenieur, mit ihm kann man gut herumexperimentieren. Wir versuchen, Autotune vollkommen anders einzusetzen, oder nehmen Beats auf, die eigentlich gar keinen Sinn ergeben. Wir haben auch viele Tricks vom Dub übernommen."
Gerüchte, die Figur Major Lazer sei lediglich dem Erfindungsgeist seiner Mitstreiter entsprungen, schüren die beiden selbst: "Am Anfang haben wir versucht, es auf der Fantasieebene zu halten. Irgendwann kam aber raus, dass wir das sind, und jetzt konzentrieren wir uns darauf, so viel wie möglich aus der Idee zu machen."
Das tun die beiden dann auch und lassen ihren Major Lazer mit den unterschiedlichsten Kollegen kollaborieren: Mit La Roux entsteht das Mixtape "Lazerproof". Major Lazer produziert unter anderem für Beyoncé und No Doubt.
2010 erscheint eine EP unter dem programmatischen Titel "Lazers Never Die". Laser mögen unsterblich sein, zwischenmenschliche Beziehungen dagegen oft nicht. Nach Touren und Festivalauftritten, bei denen zwischenzeitlich Skerrit Bwoy als Hype Man mit von der Partie war, steigt Switch aus dem Projekt aus.
Der zurückbleibende Diplo spricht von "kreativen Differenzen" und holt sich neue Unterstützung seitens der DJs Jillionaire und Walshy Fire. 2013 entspinnt sich eine Zusammenarbeit mit Snoop Dogg an dessen Reggae-Projekt Snoop Lion.
Im gleichen Jahr lautet die Mission: "Free The Universe": Darunter versteht Lazer tropisch gefärbten Electro-House, angereichert mit Dancehall, Moombahton, Bleeps und massenhaft Synthie-Effekten. Darauf enthalten ist auch die Bruno Mars-/2 Chainz-/Tyga- & Mystic-Nummer "Bubble Butt", die aber eher wegen des thematisch nah am Songtitel umgesetzten Videoclips millionenfach gehört wird.
2015 erscheint "Peace Is The Mission", das Kollabos mit Elliphant, Pusha T, Travi$ Scott, DJ Snake und Ariana Grande bereit hält. Im Folgejahr empfängt der Jamaikaner Justin Bieber, MØ und Ed Sheeran im Studio. Man kommt schon beim Aufzählen kaum noch hinterher, Namedropping erster Güte. Genug Material für ein Best-Of-Album: "Essentials" liefert alle Hit-Singles, Remixe und unveröffentlichte Tracks. Hinter allen Aktivitäten steht jedoch nach wie vor die Mission: Major Lazer muss die Welt vor Zombies, Vampiren und ähnlichem Gezücht bewahren. Immer getreu dem Motto: "The faster trigger man remains standing".
Im Sommer 2019 verlässt Jillionaire das Trio, um eine Solokarriere zu starten. An seiner Stelle steigt US-Producer und DJ Ape Drums ein. bevor im Oktober 2020 das vierte Studioalbum "Music Is The Weapon".
1 Kommentar
Ich habe Major Lazer live 2012 auf dem Berlin Festival erlebt. Einfach genial...habe noch nie so abgehottet..