laut.de-Kritik
Zehennägel rollen zum Knie und Klöten schrumpeln.
Review von Michael EdeleDer Rücktritt vom Rücktritt hat nicht wirklich lange auf sich warten lassen. Einmal mehr beteuert Al Jourgensen, dass nach dieser Scheibe Schluss ist mit Ministry. Nur dieses eine Mal hätte er dem Telefonterror von Mike Scaccia nachgegeben und Texte zu "Relapse" geschrieben. Die Songs seien einfach zu gut gewesen, um sie in der Schublade verstauben zu lassen.
So ganz nachvollziehen lässt sich das bei den ersten Tönen von "Ghouldiggers" aber nicht. What the fuck ... Al sinniert über das Musikbusiness und Gitarrist Mike Scaccia macht sich mit Fingerübungen zwei Minuten lang warm, ehe einem das erste Riff mechanisch kühl, aber keinesfalls simpel die Kopfhaut nach hinten zieht. Das Solo rollt einem die Zehennägel bis zum Knie und vielleicht schrumpelt der ein oder andere Klöten bei den programmierten Drums. Ansonten geht's einem ganz gut.
"Double Tap" schießt im Anschluss scharf, und wer würde es nach "FreeFall" noch wagen, den guten Al Lügen zu strafen? Mike Scaccia muss den Ministry-Spirit wirklich tief inhaliert haben, denn die Riffs klingen gnadenlos und sind definitiv mit das Beste, was die Truppe in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Vor allem, was die Geschwindigkeit angeht, machen die Jungs keine Gefangenen.
Erst mit "Kleptocracy" lassen sie Melodien und ein gedrosseltes Tempo zu, verzichten dabei aber nicht auf ihre maschinellen Elemente und sozialkritischen Sprachsamples. Keine Frage, dass Onkel Al immer noch ausspricht was andere denken. So avancieren die Single "99 Percenters" oder "Git Up Get Out 'N Vote" zu herrlich groovenden Hymnen, deren Melodien schon nach dem ersten Durchlauf im Ohr bleiben.
Bringen Ministry mit Songs wie dem Titeltrack oder "Weekend Warrior" gewohnte Kost auf den Tisch, bietet "Bloodlust" mit seinem rockigen Stil eine angenehme Abwechslung. Überraschend ist auch die Wahl der Coverversion. Wer hätte gedacht, dass außer Purify noch jemand S.O.D.s "United Forces" covert.
Wenn das Material ähnlich stark ist wie auf "Relapse" dürfen Ministry gerne noch ein paar Mal abdanken und immer wieder kommen. Mike Scaccia hat jedenfalls ein paar Extra-Drinks verdient.
11 Kommentare
edit:
passt jetzt.
word!
word!
@eddy: Lol, da hast du auch wieder recht!
Wie sich weibliche Genitalien im Falle schlechter, oder guter Musiker verhalten, ist mir leider nicht bekant. Vielleicht sollten wir da mal Dani mit in die Diskussion einbinden
Hr. Edele sollte unbedingt zum HNO - daran muss es liegen. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum man eine musikalische Kackwurst als Gourmet-Debreziner verkauft ...