Die von NDR und SZ gesammelten Aussagen junger Frauen über Sex-Partys mit Till Lindemann beschädigen den Ruf von Rammstein schwer.

Hamburg (joga) - Bereits seit dem Frühjahr 2022 sammelt ein Recherche-Team von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung Aussagen junger Frauen über Sex-Partys mit Till Lindemann im Umfeld der Rammstein-Konzerte. Nachdem die Irin Shelby Lynn vor wenigen Tagen von ihren traumatischen Erfahrungen bei einer Aftershow-Party in Vilnius berichtete, haben sie nun einen Teil davon veröffentlicht. Die Aussagen ähneln sich sehr.

Wie bereits Shelby Lynn und andere Frauen anonym auf Reddit berichtet hatten, gibt es demnach ein regelrechtes System der Anbahnung, bei dem enge Mitarbeiter Lindemanns auf Instagram oder bei den Konzerten selbst gezielt sehr junge und hübsche Frauen ansprechen und zu den Partys einladen. Teilweise soll Interesse an Geschlechtsverkehr mit Lindemann sogar eine Bedingung für die Einladung gewesen sein.

"Es war eben Till Lindemann"

Doch nicht immer sei den Frauen von vornherein klar gewesen, worauf sie sich einlassen. Auf den Partys hätten Mitarbeiter Lindemanns den Frauen kostenlos Alkohol und illegale Drogen angeboten, mehrere Frauen berichten auch von Erinnerungsverlusten, die auf die unwissentliche Einnahme von Betäubungsmitteln hindeuten. Eine zum Zeitpunkt von Konzert und Party 21-Jährige berichtet, Lindemann sei auf ihr gelegen, als sie wieder zu sich gekommen sei.

Eine andere, damals 22-jährige Zeugin berichtet von "gewaltvollem" und schmerzhaftem Sex mit Till Lindemann am Rande eines Konzerts im Februar 2020: "Aber ich wollte eben auch nicht sagen, dass es wehtut, weil es war eben Till Lindemann." Nachträglich empfindet sie den Sex als Übergriff und als Machtmissbrauch.

Laut NDR und SZ haben die Zeuginnen ihre Aussagen eidesstattlich versichert und teilweise mit Fotos sowie Screenshots von WhatsApp- und Instagram-Chats belegt. Weder Lindemann noch das Management von Rammstein hätten sich auf Anfrage zu den Vorwürfen geäußert.

Deutschland-Konzerte unter einem schlechten Stern

Sämtliche Vorwürfe der Frauen richten sich ausschließlich gegen Lindemann und seine Mitarbeiter, aber nicht gegen andere Bandmitglieder. Angesichts der Systematik, der Vielzahl der Vorfälle und der Tatsache, dass die jungen Frauen teilweise auch mit Plätzen in der sogenannten 'row zero' direkt vor der Bühne geködert wurden, ist aber schwer vorstellbar, dass niemand aus der Band etwas von Lindemanns Aktivitäten mitbekommen hat.

Die kommenden Rammstein-Konzerte in München und Berlin stehen also unter einem denkbar schlechten Stern. Es ist anzunehmen, dass die Aussagen weitere Frauen ermutigen, mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Die skandalösen Vorgänge beschädigen nicht nur den Ruf der Band schwer, sie haben das Potential, die unglaubliche Erfolgsgeschichte Rammsteins zu einem unrühmlichen Ende zu bringen.

Fotos

Rammstein

Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer) Rammstein,  | © laut.de (Fotograf: Franz Mauerer)

Weiterlesen

laut.de-Porträt Rammstein

Rammstein provozieren immer mal wieder und immer gerne. Über die Jahre haben die martialischen Rocker aus Berlin alles erreicht, was man sich als Musiker …

laut.de-Porträt Lindemann

Till Lindemann gehört ab Ende der Neunziger als Rammstein-Frontmann zu den einflussreichsten deutschen Musikern. Mit Rock Made in Germany schafften es …

21 Kommentare mit 154 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Es wäre im öffentlichen Interesse, dass Behörden diese Tour besuchen, die Drogen einsammeln und Till Lindemann in U-Haft kommt.

  • Vor einem Jahr

    Hoffe die ganzen Apologeten aus dem anderen Faden haben jetzt so richtig schön beschissene Gewissensbisse. Ist halt was anderes, wenn man auf Anbahnungen von Frauen eingeht, die Sex wollen (was auch schon mindestens etwas falsch ist imo) oder sowas abzieht, wie der Lindemann es regelmäßig getan zu haben scheint. Und gerade das wohl mehrfach unabhängig über gezielte Vergiftung mit Betäubungsmittel spekuliert wurde sollte mMn dringend eine Staatsanwaltschaft auf den Plan rufen.

  • Vor einem Jahr

    So überraschend kommt das alles nicht. Bei meinem ersten und einzigen Rammstein Konzert, ich stand in Reihe 2, tauchte nach einigen Songs eine Gruppe Mädchen (jung, leicht bekleidet, offensichtlich alkoholisiert) im Bühnengraben auf. Mein erster Gedanke: Scheiß Influencer. Die Frau vor mir war aber irgendwann genervt und hakte beim Security vor uns nach, der dann augenrollend erzählte, es handle sich um handverlesene Unterhaltung für die Aftershow Party. Irgendwann kam dann eine streng wirkende Dame und lotste die Mädels hinter die Bühne.

  • Vor einem Jahr

    Hier nochmal auch für laut.de zum mitschreiben:

    »Eine junge Frau aus Irland gibt auf Instagram und Twitter an, ein verstörendes Erlebnis auf einem Rammstein-Konzert gehabt zu haben. Doch die Rechercheleistung einiger Medien scheitert offenbar bereits, wenn es darum geht, die Berichte auch nur korrekt wiederzugeben, kritisiert nd-Kolumnistin Nadia Shehadeh. "Eine junge Frau erzählt also ihre Geschichte, wird falsch zitiert, sieht sich genötigt, die Sachlage Klarzustellen - und daraus basteln manche Medien
    Behauptungen, dass das Opfer zurückrudere. Die alte Leier des Patriarchats.«

    https://www.dasnd.de/1173662

    • Vor einem Jahr

      richtig bruder aber es geht hier nicht immer um fakten ich denke die meisten wollen nur zeigen richtige haltung für solchen themen weil sonst capslokk wird wieder aggro und will löschen

  • Vor einem Jahr

    Hat eigentlich jemand schon die Polizei gerufen? Gibt es einen Medienwissenschaftler, der sich der Sache angenommen hat? Wir brauchen Zivilcourage...
    Meine Karten diese Woche behalte ich erst einmal.

  • Vor einem Jahr

    Das Konzert war gut, die Show ist doll. Die meisten Fans anscheinend unreflektiert und ich hätte mehr Abgehen erwartet. Ich wurde anfangs gefragt, was ich vom Pogen halte. Am Ende passierte nichts dergleichen.