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Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte

Habt ihr euch "Hip Hop-Evolution" auf Deutsch gewünscht? arte got you covered, kinda. In der Mediathek des deutsch-französischen Kultursenders ist neuerdings die im eigenen Haus produzierte Miniserie "We Wear The Crown" verfügbar, die in sieben Folgen 40 Jahre Deutschrap-Geschichte rekapituliert. Zu Wort kommen unter anderem: Moses Pelham, Jan Delay, Denyo, Staiger, Lina Burghausen, Cora E., Kool Savas, Marteria, DJ Stylewarz und Torch.

In der manchmal etwas vom Feuilleton versnobten Manier des Senders richtet sich der Blick allerdings vor allem auf eine Zeitspanne, die ohne Nostalgie-Brille musikalisch kaum zu ertragen ist. Musikhistorisch gerät das stellenweise durchaus spannend, aber wer hofft, dabei neues Material für die Playlist zu finden, dürfte herb enttäuscht werden.

Kurzfassung: Thomas Gottschalk hats erfunden. Deutscher Rap war lange peinlich, dann kam "Bambule", und deutscher Rap war ein klein wenig weniger peinlich, dann kamen Torch und KKS, und deutscher Rap war nicht mehr peinlich. Und wenn ich noch einmal die Worte "Blauer Samt" und 'Meisterwerk' in einem Satz höre, schlag' ich irgendwas kaputt.

Vom Blödelei-Rap der späten 80er zu "Die Da" und den ersten ungelenken, wenn auch gut gemeinten Versuchen, Rap mit wirklichem Inhalt zu machen: Es fällt auf, dass Deutschland in diesem Genre ab Minute eins kilometerweit vom internationalen Status Quo entfernt war und diesen Rückstand über die Jahre nie so wirklich aufholen konnte. Bezeichnend dafür ist unter anderem der Fakt, dass jede amerikanische Strömung, die nicht von der Ostküste kam, überhaupt erst Dekaden später für hiesige Rapper interessant wurde.

Wenn es dann auch noch fast einstimmig heißt, dass die Produktionen und Raps Ende der 90er ein Niveau erreicht hätten, das sich vor jenem Material aus New York nicht verstecken musste, fange ich an, an meinem eigenen Verstand zu zweifeln. Musik ist ja ein subjektives Medium, aber, bitte: Da stehen auf der einen Seite Die Fantas, Massive Töne, Beginner und motherfucking Moses Pelham, und auf der anderen Nas, Biggie und Wu-Tang. Demnach ist dann "Kopfnicker" wohl das deutsche "Illmatic" - allein das zu tippen, tut mir im Herzen weh.

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4 Kommentare mit 112 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Die späten 90er und frühen 2000er Jahre sind qualitativ auch die beste Zeit im Deutschen Rap, mit weitem Abstand. In der Aufzählung hier fehlt vor allem der Pott.
    "Bezeichnend dafür ist unter anderem der Fakt, dass jede amerikanische Strömung, die nicht von der Ostküste kam, überhaupt erst Dekaden später für hiesige Rapper interessant wurde." - was nicht unbedingt zu besserer Musik geführt hat, eher im Gegenteil.

    • Vor 3 Jahren

      ^ Da verklärt jemand seine Jugend

    • Vor 3 Jahren

      Das denke ich kaum. Das einzige Album das etwas später herauskam und dennoch zu den besten zählt ist Tones Zukunftsmusik. Was kam denn sonst noch so?

    • Vor 3 Jahren

      Apokalypse Jetzt, Drama Konkret, Hinterhofjargon, Russisch Roulette, BBUMSSN, Hahnenkampf, Trauben über Gold, Normaler Samt, Circus Maximus, Gehirn im Mixer, 6000 Fuß über Bayreuth, Jetzt schämst du dich, Meisterstück 2 Rock n Roll sind nur ein paar Alben, die mir spontan einfallen und fast alles aus den 90ern in den Schatten stellen. Nur mit der Nostalgiebrille kann mensch das nicht sehen.

    • Vor 3 Jahren

      Ich habe dich ja im Laufe der Zeit lieber gewonnen aber musste trotzdem etwas schmunzeln als ich gesehen habe, dass du Alben von Haftbefehl und Audio 88 erwähnt hast - ich bitte dich! Vor allem, wenn wir über Verklärung reden!
      Aber in Relation zu welchen Platten sprechen wir hier? Besser als Eimsbush - ein paar vielleicht, ja. Besser als ABS, Creutzfeld Jakob oder RAG - kein einziges auf deiner Liste

    • Vor 3 Jahren

      Ah ja, Sternzeichen Hass natürlich noch.

    • Vor 3 Jahren

      Die Qualtität ist allgemein in allen Bereichen angestiegen. Texte, Beats, Flows, Engineering, alles besser geworden. Viele Sachen die in den 90s als dope angesehen wurden, würden verlacht werden, kämen Sie heute raus. ABS, Creutzfeld & Jakob und RAG sind vergleichsweise gut gealtert, aber z.b. der 2010er Lakmann lässt alles von C&J alt aussehen. Jeder Beat auf Russisch Roulette zerstört alle Beats auf Fenster zum Hof, Katzengold, Flucht in Ketten, Zukunftsmusik, Blauer Samt und und und zusammen.

    • Vor 3 Jahren

      Möchte ob der Triggerwirkung noch Yo, Picasso, Shibuya Crossing und tourette Syndrom hinzufügen

    • Vor 3 Jahren

      Dafür ist auf den besagten Tracks niemand ein die deutsche Sprache kaum beherrschender Grundschulabbrecher, dem man diesen Umstand deutlich anhört.

    • Vor 3 Jahren

      Bei russisch Roulette ist das Werk klüger als der Künstler. Sicher, inhaltlich ist das meist sehr flach. Aber Stimmeinsatz, Technik und Stimmung machen das mehr als wett. Musst es nicht mögen, aber solltest schon zugeben können, dass Haftbefehl einer der technisch besten Rapper seiner Generation ist.

    • Vor 3 Jahren

      Lol, wer gehört denn zu dieser Generation?

    • Vor 3 Jahren

      Ach ich vergaß, für dich bedeutet Technik ausschließlich Anzahl der Reimsilben und Doubletime.

    • Vor 3 Jahren

      Nicht nur - doubletime ist nicht meins, ich mag eher laid-back delivery ala Flipstar oder Aphroe. Aber zumindest im Takt sollte man schon sein.

    • Vor 3 Jahren

      Wahrheit liegt für mich dazwischen. Reimniveau ist großflächig besser geworden, weil es schon
      gute deutsche Vorbilder zur Orientierung gab. Aber innovativ gesteigert hat das kaum einer, für mich persönlich niemand. Wenn dann mit zu deutlichen textlichen Abstrichen. Und das Biten ist generell legitim geworden, weil es kein Schwein mehr raushört. In einem komplett kopierten Flow (und zwar genau einem!) akustisch angenehme Lines zu Papier zu bringen, ist keine Kunst. Und für mich geht Charme und Liebe zum Wort über Bombast oder rein klanglich höherwertige Produktionen. Soundästhetisch ist der Untergrund daher zum Teil echt nice, aber die rappen oft so affektiert, dass ich es nicht ertrage. Oder klingen wie ein fader Abklatsch. Selbst den Morlock Hype hab ich damals nicht verstanden. Für ein paar Tracks cool, aber der kopiert halt flowtechnisch 1 zu 1 Non Phixion. Genau wie das Vorbild irgendwann mega anstrengend auf Albumlänge.

    • Vor 3 Jahren

      Bin nicht immer bei Xc, aber was er richtig gesagt hat ist, dass die Kunst ist, es so zu rappen, wie du es auch gesagt hättest, ohne dass der Flow darunter leidet. Und das kann hier nahezu niemand.

    • Vor 3 Jahren

      "dass die Kunst ist, es so zu rappen, wie du es auch gesagt hättest, "

      Wut?

    • Vor 3 Jahren

      Der kompletteste MC war für mich immer Inspectah Deck oder Big Pun - die beiden sind unglaublich eloquent aber nicht prätentiös, sind melodisch in ihrer delivery aber singen nicht und haben bei fast jedem Part außergewöhnliche Texte. So ein MC fehlt in der deutschraphistorie bspw komplett

    • Vor 3 Jahren

      Da sind wir uns tatsächlich doch noch in einem Punkt einig, Inspectah Deck ist der Beste vom Clan und der Punisher auch einer meiner Lieblings-MCs aus der Zeit.

    • Vor 3 Jahren

      Kam Geist 2001? Dann ja.

    • Vor 3 Jahren

      Prezident wischt doch mit allen Rappern der Neuziger den Boden. Bei ihm rumpeln die Beats auch, aber die texte halt meilen voraus.

    • Vor 3 Jahren

      Hier streitet sich doch eh ein altbackener ( ;) ) Haufen der grundsätzlich ähnlich Tickenden mit relativ identischem Wertekanon und Background über herrliche Nichtigkeiten ;) Merkt man dann, wenn wir gegen bestimmte Agitatoren gemeinsam Stellung beziehen.

    • Vor 3 Jahren

      Stimmt, Geist ist ein unfassbar gutes Album.

    • Vor 3 Jahren

      Meinung zu Prezident hab ich anderswo schon kundgetan. Inhaltlich oft nice, Vortrag derbe anstrengend. Ähnlich Degenhardt. Da fehlt mir die Symbiose, die dich hypnotisiert mitnicken lässt. In der Form dann eher Musik für sich selbst und ewige Außenseiter. Nur getoppt von Private Paul.

    • Vor 3 Jahren

      Prezi steckt mir manchmal ein bisschen sehr in seinem eigenen Arsch, ist zu prätentiös. Und Vanda hat mittlerweile schon auch Tracks die vom Kopfnickfaktor klargehen. Punkz Kingz Freakz, Der bessere Idiot oderBenzin und Farbe zb. Früher war das technisch bei ihm echt noch mittleres Amateurniveau, aber bei den krassen Texten würde ich auch etwas fühlrn, wenn mircosoft sam sie lesen würde.

      Mit Private Paul konnt ich noch nie was anfangen komischerweise.

      Und zu Dilrmma: der ist für mich der kompletteste MC in Deutschland. Flows, Technik, Texte, Reime, Punxhes, Stimmung, alles erstklassig (Morlockkos Produktionen btw auch). In die Non Phixion sachen bin ich nie so tief eingestiegen, aber Dilemma hat sich über die Jahre auch ziemlich verändert, evtl solltest du da nochmal reinhören.

    • Vor 3 Jahren

      Da fehlt ein "zu"

    • Vor 3 Jahren

      Ich erinnere mal an Haftis Debut mit der legendären "Ghettoblaster"-Linie die Danni damals in die Verzweiflung getrieben hat. ;) Hafti auf jeden Fall ein guter Rapper.

    • Vor 3 Jahren

      Haft gehört zu den grössten rappern des Landes, wenn nicht zum dem rapper der generation nach 2010. Die letzten beiden Alben haben gezeigt das er das momentum auch in die 20er tragen kann.

    • Vor 3 Jahren

      Einfluss ungleich Qualität. Haftbefehl ist mit Sicherheit der einflussreichste Rapper der letzten 10 Jahre aber deswegen ist die Deutschrapszene künstlerisch auch so bankrott.

    • Vor 3 Jahren

      "Einfluss ungleich Qualität."

      Hat doch auch niemand Anderweitiges behauptet. :rolleyes:

    • Vor 3 Jahren

      Da scheint die Abneigung den Verstand zu vernebeln...

    • Vor 3 Jahren

      Was hat Haftbefehl denn zu bieten, abseits von Erfolg und Einfluss?

    • Vor 3 Jahren

      Alde, Haft hat einen komplett neuen Sprach-Kosmos auf die Karte gebracht. althergebrachter Street-Talk zzgl. Realtalk und Humor. Dazu den FFM-Style (und natürlich der Blick nach Frankreich und zu Biggie).

      InNo, kannst Du übernehmen, bitte? ;)

    • Vor 3 Jahren

      Die Diskussion hatten wir schon und ist meinem Empfinden nach argumentativ unentschieden ausgegangen. Subjektive Wahrnehmung ist halt schwierig zu beschreiben. Bin da selbst bei Xc, verstehe aber wie bei Haiyti auch die andere Seite. Kommt auf die Parameter an. Hafti hat definitiv nen eigenen Flow etabliert und war wegweisend. Kolle und andere auch. Dennoch alles nie komplett rühmenswert für mich gewesen.
      Und danke @ Caps, Morlock hat wirklich wieder ein Ohr verdient. Vandalismus bleibt nicht meins, aber ist wahrscheinlich wirklich meinen Präferenzen geschuldet. Also nicht wack für das,, was es sein will.

    • Vor 3 Jahren

      Haftbefehls "Sprachkosmos" ist das Resultat aus einer kleinkriminellen Karriere und dem schulabbruch mit 10 Jahren. Dass das in irgendeiner Weise ernst genommen wird ist noch lächerlicher als die Realness-Debatten die man früher über Mobb Deep geführt hat. Prodigy war zwar als Kind ein wohlerzogener Tänzer aber dafür nicht ein hörbar grenzdebiler Texter.

    • Vor 3 Jahren

      @Chris
      An Kollegah merkt man das am deutlichsten. Ich höre in seine Alben nur aus Neugier rein und finde die wegen seines Geschmacks bzgl Beats grauenhaft. Der Mann kann aber rappen wie ein Teufel. Das respektiere ich, auch wenn ich es nicht mag.

    • Vor 3 Jahren

      Hinkt schon etwas, oder? Wenn man ein eigenes Sprachbild etabliert und eine eigene Metrik einführt, ist das schon relativ logisch, dass es erstmal Interesse weckt. Und dann kommen halt die erwähnten Parameter, bei denen Haftbefehl bei mir halt dennoch raus ist. Oder ein Money Boy zb auch, aber aus anderen Kritikpunkten heraus. Verstehe aber auch die von anderen als positiv aufgeführten Punkte. Reichen mir halt nicht oder nehme ich anders wahr.

      Morlock hat genau das verfeinern, was mir vorher deutlich gefehlt hat. Flowvarianz und dabei durchgehendes Reim- und Textniveau. Ab da schau ich dann ehrfürchtig auf und fühl mich musikalisch noch ein Stückchen wacker.

    • Vor 3 Jahren

      @Chris
      Mein Punkt war und ist schon immer gewesen, dass man, wenn man probiert innovativ zu sein, zumindest rechtfertigen sollte, warum in einem Punkt "nachlässig" ist, um einen anderen zu betonen. Torch ist technisch nicht überragend aber ein toller Geschichtenerzähler, wie Slick Rick. Kollegah ist nicht sehr dreidimensional in seinen Themen, kann aber sehr gut rappen.
      Irgendeinen Scheiß erfinden und sagen "bewertet mich bitte nach meinen eigenen Maßstäben bitte" kann eben jeder. Nicht jeder kann "Blauer Samt" oder irgendein Kollegah-Album recorden.

    • Vor 3 Jahren

      Kann ich bis zu einem gewissen Grad nachfühlen, sehe ich auf Hafti bezogen halt insgesamt positiver, reicht mir aber auch nicht. Was die Hafti Abklatsche veranstalten, dass kann dann wiederum wirklich jeder.

    • Vor 3 Jahren

      Dass Innovation alleine kein Qualitätsmerkmal sein darf, weil sie eben auch eine Kackinnovation sein kann, unterschreib ich aber.

    • Vor 3 Jahren

      @lauti: immer zu Ihren Diensten ;)

      Aber mal im Ernst: Selbst als einer der größten Hyper seiner ersten Gehversuche wollte mir nie in den Kopf, was Hafti dann plötzlich alles für Eigenschaften zugeschrieben wurden. So rein technisch war das schon immer allerhöchstens guter Durchschnitt, aber der Stil war sehr eigen. Wortwahl, Sound und die Art der Betonungen. Das konnten auch damals viele gar nicht nachvollziehen bzw. haben ein paar Jahre gebraucht, bis sie es gerafft haben. Witzigerweise können ja die ganzen Neu-Fans von heute mit dem Kram von damals (ich meine Tracks wie „Tränen meiner Mutter“, „Hungrig und Stur“ oder „Bitch da hast du“) wenig anfangen, wenn man es ihnen vorspielt. Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass es Hafti sogar gut getan hätte, hätten nicht Feuilletonisten und Studenten seinerzeit so viel künstlerisch wertvolles in seine Texte reingedichtet.

      Da ich mit den letzten 2 Alben so rein gar nichts anfangen konnte und RR irgendwie auch schlechter gealtert ist als gedacht, habe ich wirklich Verständnis für Meinungen wie die von Xc (empfinde ihn übrigens auch sonst gegen als recht angenehmen Genossen). Ich gehe sogar so weit zu sagen, wenn ich den Kram nicht damals wirklich ab seiner praktisch ersten getappten Silbe mitverfolgt und wie die meisten erst so um 2011/12 herum davon Wind bekommen hätte, würde ich wahrscheinlich ähnlich denken wie er.

    • Vor 3 Jahren

      Dieses „gegen“ in der Klammer gehört da nicht hin.

    • Vor 3 Jahren

      @Inno - ich gebe die Sympathie zurück! Ich will nicht künstlich anecken, aber eben auch meine Meinung nicht verstecken.
      Hiphopjournalismus ist ohnehin merkwürdig geworden. Ich lese meistens nur die Rezensionen - inzwischen hat sich aber eine ganze Industrie um Gossip entwickelt, der mich in keinster Weise interessiert. Auf der anderen Seite ist er aber auch außerordentlich prätentiös geworden. Ich habe mal einen Artikel auf Complex gelesen, in dem es um Yung Thug ging, der als innovativster MC überhaupt dargestellt wurde und hastdunichtgesehen. Dann habe ich halt reingehört und musste laut lachen, weil's so unterirdisch im Vergleich zu den Lobesbekundungen im Artikel war. Ähnliches mit Haftbefehl in den frühen 2010er Jahren.
      Ich glaube, die Leute sind von Haftbefehls echter Lebensgeschichte fasziniert, ähnlich wie bei Xatar. Wenn ich aber entscheiden könnte, wer mir einen Gaunerroman über Berlin zu Weimarer Zeiten schreiben soll, nehme ich lieber Döblin als einen ungebildeten Straßenhalunken, der gerade mal so seinen Namen schreiben kann.

    • Vor 3 Jahren

      Und nicht jeder kann Russisch Roulette aufnehmen. Muss mensch ja nicht mögen, aber in einigen Aspekten ist Haftbefehl halt Spitzenklasse. Zum Beispiel der Stimmeinsatz. Und die innovativen Flows. Die Direktheit der Sprache, mit der er es schafft mit wenigen Worten prägnante Bilder zu zeichnen.

      Bzgl. vom Feuilleton zugeschrieben: Sicher ist Haftbefehl nicht hingegangen und hat sich gedacht, "ich versuche jetzt mit einer neuen Sprache impressionistische Kurzgeschichten in Textzeilen zu verstecken, deren Metrik die Wirkung jener Geschichten noch verstärkt. Aber diese Leute, die das schreiben, sind zumindestend nicht durch die Bank hängrbliebene Hohlbirnen, das, was sie sahen, war schon auch drin, wenn auch nicht intendiert. Das meinte ich mit "Das Werk ist klüger als der Künstler.

    • Vor 3 Jahren

      Das meine ich ja nur. Am Ende bleiben es persönliche Präferenzen und Parameter. Du wirst sicherlich auch einige Rapper goutieren, bei denen Authentizität über Style geht. Und gerade im Amirap ist eine slanghafte Verballhornung der Sprache oft kein Kritikpunkt, sofern sie die Lebensrealität wiederspiegelt. Bei Hafti überwiegen für uns eben die negativen Faktoren.

    • Vor 3 Jahren

      Jetzt erst gelesen, dass Caps das recht gut auf den Punkt bringt.

    • Vor 3 Jahren

      Bei richtigem Müll sind wir uns ja meistens alle einig. Hier sollte man halt differenzieren.

    • Vor 3 Jahren

      Für mich war Hafti schon eine Art Offenbachung damals, grad die von InNo angesprochenen frühen Stücke waren so unique und neu. Remember the InNo-Hafti-Tape! :)

    • Vor 3 Jahren

      "Ich habe mal einen Artikel auf Complex gelesen, in dem es um Yung Thug ging, der als innovativster MC überhaupt dargestellt wurde und hastdunichtgesehen."

      Complex ist sehr weise:
      https://www.laut.de/News/Young-Thug-Mit-Tr…

      Bezüglich:
      "Das meinte ich mit "Das Werk ist klüger als der Künstler."

      Bin jetzt nicht so der über Hafti-Diggler, aber wenn man sich mit seiner Musik etwas beschäftigt oder sich einmal das ein oder andere Interview anschaut, merkt man relativ schnell, dass er einfach ein ziemlich gutes intuitives Gespür für Musik hat und besimmte Gefühle und Bilder dann entsprechend auch sehr gut rüberbringen kann. In der Hinsicht sind Schulabbruch und wasweißich auch gar kein soo relevantes Argument, weil man so etwas sowieo nicht in einem akademischen Kontext erlernt/erlernen kann.

      Und ansonsten glaube ich eigentlich auch nicht, das sich irgendwer groß an einer Haltung wie der von Gebacki stören kann, ich zumindest nicht. Zu sagen, dass man die Qualitäten nachvollziehen kann, sie einen aber nicht mitnehmen, ist ja vollkommen legitim, kann ja niemand groß was für, was einen jetzt mitnimmt oder nicht. Die Offenheit und Erkenntnis, dass "gibt mir nichts" und "hat keine Qualitäten" nicht deckungsgleich sind, würde dem einen oder anderen Halunken hier, vor allem aber dem einen, schon sehr gut zu Gesicht stehen.

    • Vor 3 Jahren

      @Gleep Glorp
      Dass mir das nichts gibt, kann ungesagt bleiben, bzw ergibt sich aus dem Kontext. Genauso ist es eine sehr oberflächliche Erkenntnis, dass "Kunst subjektiv" ist. Es ist aber schon möglich, den größtmöglichen Müll zu erkennen. Ich kann Haftbefehl gut von seinen vielen Nachahmern differenzieren aber der Unterschied ist nicht so groß, wie hier manchmal getan wird. Haftbefehl ist am unteren Ende des Ertragbaren. Yung Thug ist darunter - lachhaft schlecht.

    • Vor 3 Jahren

      Oder vielleicht blickst du's halt einfach nicht. :rolleyes:

    • Vor 3 Jahren

      Erleuchte mich

    • Vor 3 Jahren

      Ich gebe dir mal ein anderes Beispiel - ich bin mal von einem Bekannten zu einer Ausstellung von Mark Rothko eingeladen worden, ein sehr bekannter abstrakter Künstler, dessen bekannteste Bilder große, monochromatische Leinwände sind. Man hat mir so viel vorher erzählt wie "Du musst das halt in Echt sehen, sonst verstehst du das nicht, die haben eine ganz andere Wirkung etc.". Naja, ich stand davor und sah eine rote, riesige Leinwand. Toll.
      Ein anderes mal war ich bei einer Ausstellung über Hyperrealismus, wo einmal Chuck Close ausgestellt war, der große, portraithafte Zeichnungen macht, die sich wie Mosaike zu einem realistischen Gesamtbild zusammenfügen sowie Robert Bechtle, der sehr realistische Ölgemälde seiner Nachbarschaft gemalt hat. Das ist etwas, das ich niemals selbst erschaffen könnte, es bildet die Leute und Umgebungen in diesen Bildern so ab, als ob du sie vor dir stehen hast. Rothko dagegen war 'ne rote Leinwand, die prätentiöse Besucher in selbstinduzierter Ekstase angegafft haben.

    • Vor 3 Jahren

      Check ich komplett. Aber was Hafti getan hat, könntest du auch nicht ohne Rap studiert und schon mal ein Mich gehalten zu haben. Um intuitiv zu tun, was er getan hat, brauchst du ein erlerntes Gefühl für die Musikrichtung.

    • Vor 3 Jahren

      @Xc:
      *lichtschalterchendrück*

    • Vor 3 Jahren

      @Gleep Glorp
      Klappt nicht - ist wahrscheinlich mit Haftbefehls künstlerischer Ader parellel gekoppelt.

    • Vor 3 Jahren

      @Chris
      Haftbefehl kann man im Gegensatz zu Yung Thug und ähnlichen Auswüchsen ja problemlos als Rapper klassifizieren. Allerdings als einen eher unterer Güteklasse.

    • Vor 3 Jahren

      Ich glaub das schonmal ein mic gehalten haben könnte da gewisse Relevanz haben. Vielleicht ist es schwerer zu verstehen, wie gut das ist, was hafti in der booth abliefert, wenn mensch selbst noch nie versucht hat mal nen Verse zu recorden.

    • Vor 3 Jahren

      Ich habe noch nie gerappt oder selbst nen Text geschrieben, selbst musiziere ich nur als Schlagzeuger Richtung Jazz/Blues, bin aber auch schon sehr rostig. Den Takt ordentlich halten ist vermutlich das schwierigste, einen so hirnverbrannten Text wie Haftbefehl ihn schreiben würde, würde ich aber nicht mal annähernd hinbekommen.

    • Vor 3 Jahren

      Wenn du dich nur darauf konzentrierst den Takt zu halten, nicht viel Erfahrung hast bzw kein wunderkind bist, klingst du auf der Aufnahme Scheiße, egal wie präzise du warst. Eigentlich musst du schon beim schreiben sehr genau wissen, wie du klingen möchtest und dich beim aufnehmen auch noch sehr anstrengen, damit es so wird, wie du dir das vorgestellt hast. Und das muss dann ja noch nichtmal besonders gut klingen, weil deine Idee auch einfach schon scheiße gewesen sein könnte.

      Weiter noch, wenn du den Takt nicht triffst, kann das jeder heini mit zwei stunden DAW-Erfahrung schnippseln und richtig schieben, das was hafti mit der stimme anstellt geht mit dem Computer in der post nicht bzw istubendlich schwerer.

    • Vor 3 Jahren

      Jepp. Wobei du irgendwann auf den Beat schreibst bzw ich zb schreibe gar nicht mehr, sondern fange situativ über den Beat an und dann entsteht was über mehrere Sprachmemos hinweg. Takt treffen ist musikalisches Grundgespür. Hat man oder nicht. Aber eine neue Metrik und Intonation einzubringen ist schon groß. Selbst wenn er wahrscheinlich ein Depp ist und das intuitiv gemacht hat und sein Glück selbst kaum fassen kann, ist es dennoch groß.

    • Vor 3 Jahren

      Ich verstehe das Rumgereite auf den "Stimmeinsatz" nicht, was genau meinst du damit? Für mich klingt Haftbefehl, neben den eher mauen Texten, wie ein Typ am Hauptbahnhof, der seine Frau in den 3 Sprachen, die er sich beim Betteln quer durch Europa halbwegs angelacht hat, betrunken anschreit.
      Das mit dem "Stimmeinsatz" mochte ich schon bei Dipset nicht, die ebenfalls betrunken aber auf eine andere Weise klangen. Immerhin hatten sie wenigstens lyrische Fähigkeiten.

    • Vor 3 Jahren

      Es ist originell und eine bestimmte Atemtechnik und ein Rüstzeug braucht er auch für seinen Vortrag. Der Rest ist dann eben nicht unser Geschmack.

    • Vor 3 Jahren

      @Xc:
      Deine hässlich überhebliche Bildungsbürgerstisung kannste hier wirklich mal einsparen, ma sagen.

    • Vor 3 Jahren

      Das was Chris sagt quasi. Ja, er schreit mitunter, aber schreien ist nicht gleich schreien und will gelernt sein. Vergleich doch mal Hafti mit anderen Schreihälsen, zb. Tony D oder grim104. Tony D macht das in Salven mit klaren Pausen, hat dabei eine sehr monoton stimmlage, grim heultschreit fast, die Stimme bricht, und Haftbefehl überschlägt sich fast, macht fast keine Pausen, klingt natürlich aggressiv. Aber wenn du da nur schreien in Erinnerung hast, dann solltest das nochmal bewusst hören, den er schlät auch anderw Töne an, mal lakonisch (resigniert) mit verschluckten Zeilenenden, mal gedrängt hämisch mit auf dem ersten anschein vollkommen auf das Versmaß scheißenden, viel zu langen Zeilen, die dann trotzdem klar und deutlich sind und im Takt liegen, manchmal nachdenklich und ruhig, er bewegt sich auch für einen Rapper recht viel auf der Tonleiter, und wie und was er da macht war zumindest in Deutschland neu und state of the art.

    • Vor 3 Jahren

      @ Gleep Glorp - wir sollten nicht darüber reden, wer wie auf welche Weise hässlich ist, das geht für dich nur nach hinten los, fürchte ich, insbesondere als Verteidiger von Haftbefehls Musik.
      @ Capslock
      Das ist vielleicht interessant für einen Theaterschauspieler aber was für eine Bewandnis hat das für einen Rapper? Das Herumspielen mit verschiedenen Stimmen hat etwa Basstard schon vor Haftbefehl in verschiedensten Variationen gemacht aber ich bin trotzdem deswegen kein Fan von ihm geworden.

    • Vor 3 Jahren

      "wir sollten nicht darüber reden, wer wie auf welche Weise hässlich ist, das geht für dich nur nach hinten los, fürchte ich, insbesondere als Verteidiger von Haftbefehls Musik."

      Vielleicht sollten wir aber auch genau das tun, anstatt hier irgendwelche zweitklassigen "ja selber du"-Ablenkungsmanöver zu fahren.

    • Vor 3 Jahren

      @ Gleep Glorp
      Du hast kein einziges mal bewiesen, dass du einen halbwegs ernsthaften Beitrag schreiben kannst, bzw. hoffe ich zumindest, dass du es nicht versucht hast.

    • Vor 3 Jahren

      Ich muss dann wohl meine Versuch dir das zu erklären einstellen, denn entweder willst oder kannst du das nicht verstehen. Stattdessen gehe ich den dogmatischen Weg und erkläre dich hiermit mit der mir durch die Altvorderen verliehene Macht offiziell zum Genrefremden. So soll es sein.

    • Vor 3 Jahren

      @Capslock
      Es ist in dem Fall nicht können, weil ich scheiße einfach nicht gut finden kann. Ich beneide dich und Yannik um diese Fähigkeit. Ich verleihe dir im Gegenzug als Genrekenner den Preis für fehlgeleiteten Geschmack und den Til Schweiger Gedenkorden für deine Verteidigung von zu Unrecht populärer Kunst.
      Nebenbei empfehle ich dir den Besuch einer Rothko-Ausstellung. Die Art und Weise, wie er Leinwände einfarbig bemalt ist unheimlich faszinierend und sein rot ist so rot, das glaubst du nicht.

    • Vor 3 Jahren

      "mit der mir durch die Altvorderen verliehene Mach"

      Hab ich was nicht mitbekommen? ;)

    • Vor 3 Jahren

      Du warst doch erst der Grund für diese bizarre Zeremonie voller tradierter Rituale und Devotionalien, im Zuge derer Caps mit dem güldenen Schwert fast zum Van Gogh geschlagen wurde. Und die Kamera haste auch gehalten. Filmriss? :P :*

    • Vor 3 Jahren

      Dass er zum Van Gogh geschlagen wurde, klingt mehr als plausibel, da ihm auch ein Ohr zu fehlen scheint.

    • Vor 3 Jahren

      Versteh ernsthaft nicht, was du hier noch am Rumstieren bist. Capsi hat dir doch ernsthaft sinnvoll erklärt inwiefern, inwiefern Hafti Stimmeinsatz und Timing gekonnt nutzt und dein einziges Gegenargument ist...dass so etwas für einen Rapper nicht relevant ist? Das ist ab dem Punkt doch für jeden, der nicht du ist, vollkommen ersichtlich, wie verengt dein Kosmos und wie wenig bereit du bist, dich damit weiter (argumentativ) auseinanderzusetzen. Und du jockelst hier ernsthaft herum, dass andere keine ernsthafte Konversation führen können.

    • Vor 3 Jahren

      @ Gleep Glorp
      Keineswegs, erkläre mir doch mal, wieso das für einen Rapper angeblich so relevant sein soll, ich bin ernsthaft neugierig. MF Doom und Ka etwa haben praktisch Null Intonation und sind trotzdem ein paar der besten MCs überhaupt.
      Es ist einfach ein Scheinmerkmal, das das Fehlen anderer Qualitäten in der Musik übertünchen soll. Subtiler Stimmeinsatz ist bei Schauspielern toll, bei Rappern ist das aber im Grunde komplett überflüssig, siehe meine Beispiele.

    • Vor 3 Jahren

      Natürlich hat Doom eine eigene Intonation, nur halt demonstrativ unprätentiös. Aber keine Monotonie im Sinne eines Kollegah. Und auch sein im ersten Moment als offbeat erscheinender Flow hat eine eigene Metrik. Ähnliches schrieb Caps zu Hafti... Just sayin'.

    • Vor 3 Jahren

      Damit stell ich sie künstlerisch nicht auf eine Stufe, aber dein Argument ist halt keins. Du könntest nicht, was Hafti kann. Eine Leinwand rot beschmieren hingegen schon. Ich könnte im Übrigen auch nicht, was Hafti kann, weil ich eine andere Sozialisation habe. Auch musikalisch. Sam wird damals auch vieles intuitiv aufgrund seines Backgrounds so geflowt und gesagt haben und der Klügste war er auch nie, wie sich jährlich deutlicher gezeigt hat.

    • Vor 3 Jahren

      "MF Doom und Ka etwa haben praktisch Null Intonation und sind trotzdem ein paar der besten MCs überhaupt."

      Inwiefern soll das denn ein Argument sein? Van Gogh hat einen post-impressionistischen Stil und gilt als einer der größten Maler überhaupt, aber das schmälert ja in keinster Weise den Wert der Werke anderer Maler, die in einem anderen Stil arbeiten. Royal Blood haben als Rockband keinen Gitarristen, und deren Debütalbum zumindest wurde großteils ziemlich gut auf genommen, deswegen behauptet jetzt aber trotzdem niemand, dass Gitarren ein "Scheinmerkmal" von Rockmusik sind.

      Dass einzelne MCs auch ohne Merkmal XY gute MCs sein können, weil sie in anderen Teilbereichen saustark sind oder einfach den Fokus darauf legen, heißt weder, dass Merkmal XY nichts mit Rap zu tun hat, noch dass es überflüssig ist. Sonst wäre alles, was Hiphop ausmacht letztlich überflüssig (Schwingo incoming), weil es für jedes einzelnes Stilmittel im HipHop mindestens einen MC gibt, der darin ziemlich mies ist oder es komplett auslässt, aber trotzdem als guter MC gehandelt wird.

    • Vor 3 Jahren

      Ich habe, der Unsitte zum Trotz, eine Gegenfrage @ Gleep Glorp.
      Was würde für dich jemandem zu einem "schlechten Rapper" machen und falls du jemanden so einschätzt, wen? Deinem überbordenden Relativismus zufolge dürfte es im Grunde überhaupt keine Kriterien für ein ästhetisches Urteil geben, was unsere Diskussion und Laut als Plattform eigentlich komplett sinnlos macht.

    • Vor 3 Jahren

      "Deinem überbordenden Relativismus zufolge dürfte es im Grunde überhaupt keine Kriterien für ein ästhetisches Urteil geben, was unsere Diskussion und Laut als Plattform eigentlich komplett sinnlos macht."

      Dann erkläre mir doch bitte erst einmal, inwiefern das, was ich gesagt habe, Relativismus sein soll. Ich habe lediglich gesagt, dass es eine Reihe von künstlerischen Aspekten gibt, in denen ein MC "gut" sein kann, Texte, Beatpicking, Flow, Stimmeinsatz etc. die für sich hinreichend sein können, im Einzelnen aber nicht notwendig sein müssen. Das ist ja jetzt auch wahrlich keine besonders exotische Meinung.

    • Vor 3 Jahren

      Deine Frage kann ich aber trotzdem gerne beantworten. Ein schlechter Rapper wäre vereinfacht vor allem einer, der in keinem der künstlerischen Aspekte irgendetwas technisch beeindruckendes oder künstlerisch Wertvolles abliefern könnte. Persönlich würde ich die Kategorie noch erweitern um diejenigen, die technisch zwar etwas auf dem Kasten haben, aber daa für den bloßen Show-Effekt machen oder keinerlei künstlerische Message dahinter haben. Da kann man aber definitiv auch zweierlei Meinung sein.

    • Vor 3 Jahren

      Das erklärt zumindest ein bisschen deine Perspektive, auch wenn ich sie nicht teile. Ich sehe das aber etwas anders, insbesondere in Bezug darauf, wie sich ein Genre entwickelt. Rap differenziert sich gegenüber anderen Musikrichtungen durch einen starken Fokus auf Texte und rhythmischen Sprechgesang, also sollte man auch den Fokus auf diese beide Elemente legen, weil sie das stilprägende Merkmal sind, das man als Hörer sucht, wenn man Rap hören möchte.

      Ansonsten kann ich mit dir nicht darin übereinstimmen, dass die "Message" irgendwie bedeutsam in der Berwetung ist oder sein kann. Das Entscheidende, was Kunst über bloßes Handwerk und therapeutische Ausdrucksform erhebt, ist technisches Können. Rakim und Kool G Rap stehen meilenweit über Chuck D., auch wenn alle legendäre MCs sind und Chuck "Message" hat. Wenn du dich nur auf "Message" konzentrierst, landest du bei sowas wie Nura oder Audio 88, die in der Hinsicht das totale Gegenteil von Haftbefehl sind aber eben ähnlich künstlerisch unterentwickelt. Kollegah hingegen ist thematisch extrem eingeschränkt aber kann hervorragend und beeindruckend Rappen, weswegen er Slam Poetry Pappnasen in dieser Hinsicht in den Schatten stellt, ohne aber mein Fall zu sein, weil mir seine Themen zu hohl sind. Es gibt sicherlich Für und wider bei einigen Kunstrichtungen aber einiges ist halt einfach Müll. Da hilft dann Umdefinieren oder das willkürliche Hinzufügen neuer, angeblicher Qualitätsmerkmale nicht. Ich will dir ja nicht abstreiten, dass du Haftbefehl irgendwie spannend findest oder von anderen Songs irgendwie emotional berührt bist und kaufe auch Yannik ab, dass er voll auf das abfährt, was er hier so präsentiert. Das macht's aber halt nicht zu guter Rapmusik. Ich höre auch manchmal gerne Sachen, die nicht oberste Güteklasse sind, weiß sie dann aber auch einzuordnen.

    • Vor 3 Jahren

      "Ansonsten kann ich mit dir nicht darin übereinstimmen, dass die "Message" irgendwie bedeutsam in der Berwetung ist oder sein kann. Das Entscheidende, was Kunst über bloßes Handwerk und therapeutische Ausdrucksform erhebt, ist technisches Können."

      Darfst du ja auch gerne so sehen. Habe das ja auch als meine private Sichtweise gekennzeichnet.

      "Wenn du dich nur auf "Message" konzentrierst, landest du bei sowas wie Nura oder Audio 88, die in der Hinsicht das totale Gegenteil von Haftbefehl sind"

      Meh, das ist nicht wirklich das, was ich mit Message meine, war aber auch schlecht gewählt der Begriff. Vielleicht ist kreativer/künstlerischer Impuls das bessere Wort. Sprich, mir könnte das auch reichen, wenn jemand z.B. genuin wütend, traurig etc ist und das ins Mikro schreit. Muss keine politische Botschaft oder überhaupt irgendetwas auf semantischer Ebene sein, es reicht auch wenn die intendierte Message einfach das Gefühl ist, das man heraustragen oder teilen möchte. Das steht dann halt im Gegensatz zu Mucke, die man macht, um halt das Geld einzufahren, weil man sich für den Geilsten hält und der aufgenommene Song eher Vehikel zur Selbstbestätigung ist, technischem Gefrotzel, dass man nur abspielt, weil man's kann etc.

    • Vor 3 Jahren

      Was andwersherum aber natürlich nicht heißt, dass technisches Gefrotzel, Selbstbeweihräucherung oder Musik übers Geldmachen nicht künstlerisch wertvoll sein können. In den Fallen bedürfte es dann aber eines weiteren Kontexts, der das dann halt mit einem künstlerischen Impuls verbindet.

    • Vor 3 Jahren

      Hab nur ich den Eindruck, dass ihr irgendwie am Thema vorbei diskutiert?

    • Vor 3 Jahren

      Was ist denn deiner Meinung nach das Thema?

    • Vor 3 Jahren

      Okay falsch formuliert. "Dass es ausufert, obwohl ihr euch im Prinzip einig seid, nur keiner (ehrlicherweise eher Xc) seinen Standpunkt aufgeben möchte" Beim Ansetzen der Maßstäbe seid ihr aber eigentlich relativ nah beieinander, finde ich. Beschreibt nur jeder anders.

    • Vor 3 Jahren

      Ich kann sie mal auf's ursprüngliche Thema zurückführen - ich kann verstehen, warum Haftbefehl in jemandem eine gesunde Neugier wecken kann, insbesondere wenn dazu noch die, zugegebenermaßen, faszinierende Lebensgeschichte des Kollegen dazukommt. Ich weiß aber nicht, wie man bei nüchterner Betrachtung in Haftbefehl mehr als einen Rapper mit eher beschränkten Fähigkeit sehen kann, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
      Graphizzle hatte mal eine Karikatur, wo Mitte-Hipster einen in einem Käfig eingesperrten Straßenrapper mit Bananen bewerfen und ganz aufgeregt gucken, wie er darauf reagiert. Das beschreibt die Faszination meiner Meinung nach ganz gut.

    • Vor 3 Jahren

      Mein Fazit wäre: Xc ist ein versnobter Genrefremder und seine Einschätzungen zum Können von Rappern sollten lediglich zur Erheiterung genutzt werden.

    • Vor 3 Jahren

      Agent provocateur in Kommentarspalten noch.

    • Vor 3 Jahren

      @Capslock
      Mein Fazit wäre, dass du die nötige Selbstreflexion nicht besitzt, deren Ermangelung du anderen häufiger vorwirfst. Du scheinst doch eigentlich Geschmack zu haben und könntest das alles viel besser! Ich bin nicht wütend, sondern enttäuscht!

    • Vor 3 Jahren

      "Dass es ausufert, obwohl ihr euch im Prinzip einig seid, nur keiner (ehrlicherweise eher Xc) seinen Standpunkt aufgeben möchte" Beim Ansetzen der Maßstäbe seid ihr aber eigentlich relativ nah beieinander, finde ich. Beschreibt nur jeder anders."

      Hab den letzten Teil der Diskussion ganz ehrlich aber auch nicht mehr als Diskussion um Argumente/Meinungsverschiedenheiten wahrgenommen, sondern mehr als "okay, du siehst das mehr wie X ich mehr wie Y und wir sind uns in unserem gegenseitigen Verständnis minimal näher gekommen und jetzt mach ich nochmal einen breiteren philosophischen Ausflug, wie ich das genereller sehe". Deswegen hatte mich das mit dem "am Thema" vorbei auch etwas verwirrt.

    • Vor 3 Jahren

      Ich mag euch beide. Gerade weil ich mich an Caps ebenso abgearbeitet hab, oder andersrum. Mittlerweile hab ich verstanden, dass er einfach unendlich Liebe für die Kunstform Hip Hop hat und Dinge einfach anders bewertet als ich. Aber nicht nach weniger kohärenten Maßstäben, was also völlig klargeht. Ebenso teil ich Xc's Einschätzung zu Hafti. Aber "richtige Zeit und richtiger Ort" allein bleibt halt dennoch eine unfaire Bewertung. Gib ihm Boom Bap und einen schmuferen Vortrag und der Inhalt wiegt weniger schwer für dich, jede Wette.

    • Vor 3 Jahren

      Weiß aber andererseits auch nicht, warum Xc jetzt hier wieder zusatzstieren muss. Vielleicht habe ich den Minimalkonsens da auch überbewertet. Ist mir aber jetzt auch erstmal egal.

    • Vor 3 Jahren

      Nein, alles ok - ich hab einfach nix zu tun an diesem Wochenende, weil ich erkältet bin und bin deswegen vielleicht wieder kratzbürstiger. Ich verstehe dich durchaus, so auf "Beobachten des Beobachters"-Ebene, ich teile nur deine Meinung nicht

    • Vor 3 Jahren

      Wick dich, Alter!

    • Vor 3 Jahren

      @chris: Das "The Notorious H.A.F.T."- Remixalbum ist dir bekannt? Da ist Hafti auf zum teil stark staubigen Stücken unterwegs:

      https://www.youtube.com/playlist?list=PLhc…

    • Vor 3 Jahren

      Ja “Schock” war ein brutales Brett, ich erinnere mich

    • Vor 3 Jahren

      Jupp, klingt direkt angenehmener für mich. Klanglich zumindest, inhaltlich ist es halt nicht meins. Ist es bei Amis aber auch nicht immer und ich kann es trotzdem pumpen, gehört zur Wahrheit dazu.

    • Vor 3 Jahren

      Gerade gemerkt, dass schock in der playlist fehlte, hier nun vollständig:
      https://www.youtube.com/playlist?list=PL01…

    • Vor 3 Jahren

      Als Beispiel kann ich übrigens Asap Ferg über den Premo Beat angeben oder das Apollo und Locksmith Album. Ferg gibt mir gar nix, aber das Ding ist ein Nickerchen und klingt harmonisch. Locksmith hat tolle Texte und einen guten Style. Aber außer über Apollos Beats klingt es dennoch nach Ohrenkrebs für mich mit seinen Gesangshooks etc

    • Vor 3 Jahren

      Und nur um das Mal gesagt zu haben: Ich verstehe auch Weini, der so vehement die Fantas bis 4:99 verteidigt. Hab ich damals auch gehört und auch wenn ich sie heute ultrawack finde hatte das für Mittelstandskids etwas, die nicht komplett im Hip Hop Kosmos verortet waren.

    • Vor 3 Jahren

      Ich kann fast alles auf jedem Beat hören, soweit Vortrag und Texte gut sind.
      https://youtu.be/0Bf62oUQfTk
      Hier ist mal ein neuerer Song von Saba, der sonst auf Trap-beats rappt. Er hat hier auch einen "komischen" Stimmeinsatz aber ich mag den Text so, dass mich das nicht wesentlich stört. haftbefehl kriegt das für mich nicht hin

  • Vor 3 Jahren

    Diese Story, dass man den Amis jemals das Wasser reichen konnte ist auch so absoluter HipHop-Boomer-Cringe. RHP kann man doch gar nicht ohne Lachanfall anhören. Absolut nichts davon könnte ich einem Ami vorspielen, ohne dabei nicht total vor Scham im Boden zu versinken.

    • Vor 3 Jahren

      Es gibt Leute im deutschen Hip Hop, die den Amis das Wasser reichen können, natürlich nicht in den 90ern.

    • Vor 3 Jahren

      Wenn ich mir heute Ami-Rap der 90er anhöre, ist auch nicht alles Gold, was damals glänzte.

      Finde eher schade, dass Deutschrap grundsätzlich versucht hat, Ami-Rap zu kopieren (mit oft peinlichen Texten) anstatt eigene Akzente zu setzen.

    • Vor 3 Jahren

      Wurde schon versucht, war dann aber typisch deutsch oft holpriger. Schizogenie fällt mir da positiv ein, Meilenstein für die Zeit. Auf einem Level mit den Amis waren aber in meiner Wahrnehmung schon für eine kurze Zeitspanne zwischen 2000 und 2005 ein paar Dudes. Wenn auch nicht durchgängig und natürlich vom Soundbild her sehr adaptiert. Was ich aber auch nicht schlimm finde. Ein fettes Nickerchen ist ein fettes Nickerchen. Ich zb rappe auch am liebsten über klassischen Boom Bap, einfach weil die Sample Auswahl meinem eigenen Gusto entspricht.

    • Vor 3 Jahren

      Hip Hop ist ja nicht nur Rap, und da dürfen dann auch die großen Produzenten nicht vergessen werden, Brenk Sinatra, der fast alleine ein MC Eiht Album produziert hat, Dexi, der auch schon undercover im weltweiten Mainstream lief (nämlich mit dem Homer Flip, den die Simpsons bzw Fox später verwursteten) oder Farhot. Und viele andere, wo niemand objektiv von einem Qualitätsunterschied sprechen kann.

      Bei den Rappern bin ich mir nicht ganz so sicher, wer da wann mit Amis der gleichen Zeit mithalten konnte, in den 90s kaum jemand. Vielleicht noch Samy.

    • Vor 3 Jahren

      Azad, Tone und S.M.U.D.O.

    • Vor 3 Jahren

      und massiv

    • Vor 3 Jahren

      Banjo für ein Album, die Zwei von Eins Zwo von der Akribie und dem vielspurigen Soundbild her. Taktioss auf BRP56 war qualitativ auch nicht schlechter als seine Project Blowed Vorbilder. Curse hatte auch eine kurze Phase, schwer zu datieren. Savas auf dem ersten Longplayer, auch dank Mel. Und Samy bis zum Solozeugs, ja.

    • Vor 3 Jahren

      As I said, alles natürlich subjektiv anhand meiner mir eigenen Parameter.

    • Vor 3 Jahren

      @caps: Yo, Betty Ford Boys generell. Aber eher im Vergleich zu internationalem Trip Hop.

  • Vor 3 Jahren

    wie kann man sich da ernsthaft drüber ereifern? diese miniserie ist eindeutig für genrefremde gemacht, die mal einen blick über den tellerrand riskieren wollen und natürlich für solche altheads wie den lautuser. jeder andere guckt lieber burak

  • Vor 3 Jahren

    Empfehle jetzt NOCHMAL diese Serie:

    Die Anfänge | Wie Hip Hop nach Deutschland kam | Dichtung und Wahrheit (1/4)

    https://www.youtube.com/watch?v=DR3nuWI5r9Y

    Gebt euch bös.