Deutschlands neuer "Superstar" wird kein Österreicher: Unter dem Motto "Rock, Pop und Discofieber" schied Marco Angelini im DSDS-Viertelfinale aus.

Köln (dani) - "Rock, Pop und Discofieber", damit drohte die achte Mottoshow der achten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" am Samstagabend. Nach dem Ausscheiden Sebastian Wurths in der Vorwoche stand ein langer Abend soliden Mittelmaßes bevor. Immerhin, versuchte man sich Mut zu machen: So langatmig wie in den vorhergehenden Sendungen kann es kaum werden, es verblieben schließlich nur mehr vier Kandidaten im Rennen.

Füllsel-Filmchen statt Gesang

Das Elend sollte also zügig über die Bühne gehen? Weit gefehlt. Um die anvisierte Sendezeit auch mit weniger Teilnehmern und entsprechend weniger Titeln auszufüllen, blähte RTL, was dem geneigten Zuschauer nichtsdestotrotz als "Musikformat" angedreht wird, mit Füllsel-Filmchen auf. So musste man sich Marco Angelini beim Survival-Training, Ardian Bujupi bei der Tourenwagenmeisterschaft, Sarah Engels beim Boxen mit Regina Halmich und Pietro Lombardi im Osterhasenkostüm betrachten. Die Gesangsbeiträge verkamen dabei beinahe zur Randnotiz. Ganz ehrlich? Zu viel mehr taugten sie auch nicht.

Flennen in der Disko

Die verbliebenen Vier eröffneten den Wettbewerb mit Alcazars "Crying At The Discotheque" - von Moderator Marco Scheyl gar nicht unzutreffend mit "Flennen in der Disko" übersetzt. Zu Tränen rührte diese DSDS-Episode mehr als einmal, meist handelte es sich um Tränen der Verzweiflung. Die flossen in Strömen. Etwa wenn Sarah Engels in Plateaustöckelschuhen, in denen sie noch nicht einmal sicher stehen kann, versuchte, sich weisungsgemäß im Rhythmus zu bewegen. Die sichtliche Konzentration darauf, die von der sogenannten Jury vergangene Woche verlangte Bühnenshow zu liefern: ein Schuss ins Knie - respektive ins Stimmvolumen.

"Peinliche Angelegenheit!"

Schon in der ersten Runde muss zudem der verantwortliche Tontechniker entweder das Zeitliche gesegnet oder das Hasenpanier ergriffen haben: Sarahs "I'm So Excited" wurde - Playback zu leise, Stimme viel zu laut - derart grauenvoll abgemischt, dass sich die junge Sängerin noch so verzweifelt bemühen konnte. "Peinliche Angelegenheit", treffender als Sarah selbst konnte man das Gebotene kaum umreißen. Zumindest Dieter Bohlen gab im Anschluss zu, mit seiner Forderung nach Bewegung einen Fehler begangen zu haben: "Toll, dass du dich bemüht hast", gab er Sarah mit auf den weiteren Weg. "Lass' es lieber." Danke.

Survivors "Eye Of The Tiger" lag Sarah weder musikalisch noch inhaltlich. Über die Darbietung der Tanz-Hanseln im Boxring in ihrem Rücken möchte man den Kapuzenmantel des Vergessens breiten. In der dritten Runde durfte Sarah endlich zurück auf gewohntes Balladen-Terrain, Funkenregen inklusive: Kelly Clarksons "A Moment Like This" präsentierte Sarah gewohnt sauber, unterschied sich dabei allerdings in Nichts von Sängerinnen, die in ähnlichen Gefilden zu Hause sind. Brauchen wir wirklich noch eine Balladen-Tante?

Gaststar für den Tigerenten-Club

Offenbar, denn Sarahs Konkurrenz spottet - unter musikalischen Gesichtspunkten - jeder Beschreibung. Pietro Lombardi gab mit "Just A Gigolo" und "Gimme Hope, Joanna" erneut zwei Klamauknummern zum Besten. Insbesondere letztere hätte man sich durchaus anhören können, hätten nicht Bühnenbild und Hupfdohlen-Durcheinander samt Luftballonregen die Darbietung komplett ins Lächerliche gezogen. Hier versucht man offenbar mit aller Gewalt, den nächsten Gaststar für den Tigerenten-Club aufzubauen. Kein Wunder, dass Pietro, der bei den Castings noch betonte, er wolle nicht als Clown rüberkommen, angesichts dessen von Sendung zu Sendung trauriger wirkt.

Einer Fernanda Brandao scheint das nicht aufzufallen: Woche für Woche faselt sie von dem "Lächeln", das der Karlsruher "auf die Gesichter" zaubere. Dass Pietro seins längst verloren hat - wen kümmert das? Lob hagelte es für ihn insbesondere für seinen Titel "You Are Not Alone". "Die Seele von Michael Jackson ins Publikum zu bringen - du hast es geschafft." Diesen Unsinn aus dem Munde Patrick Nuos muss man sich bitte einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Soul und Sexiness?

Noch restlosere Ahnungslosigkeit der Juroren offenbarte sich allerdings an anderer Stelle - nämlich, als sie angesichts eines Ardian Bujupi, der sich an James Browns "Sex Machine" versuchte, kollektiv in wahre Jubel-Orgien ausbrachen. Dass sich jemand an diesen Hit den Godfathers of Funk überhaupt heranwagt, ringt mir Respekt ab. Was Ardian allerdings vorführte, hätte den Soulbrother Nummer 1 im besten Fall die Lachtränen in die Augen getrieben. "Ich find' keinen Fehler, sorry" (Nuo), "Endlaser!" (Bohlen), von "Soul und Sexiness" quakte es vom Jurytisch - ausgesprochene Beweise dafür, dass die dort Platzierten weder vom einen noch vom anderen auch nur einen blassen Dunst haben können. Ardians Auftritt in bester Rotlichtviertel-Kulisse ging höchstens als netter Versuch durch, in etwa mit so viel Soul und Sexiness gesegnet wie Alex C.s "Du Bist So Porno".

Eine viel bessere Figur machet Ardian in der ersten Runde, als er 3 Doors Downs "Here Without You" intonierte: Ein bisschen jaulig zwar, für etwas, das als "Rocksong" durchgehen soll, aber durchaus solide, einer der spärlich gesäten guten Auftritte des Abends - und jedenfalls um Klassen besser als "Fairytale", in dem Ardian wie ein routinierter Balkandisco-Animateur wirkte. Fernanda Brandao meinte, in der Nummer "südländische Leidenschaft" entdeckt zu haben. In einem Titel, mit dem ein geigender Knabe mit weißrussischen (!) Wurzeln für Norwegen (!!) den Grand Prix gewonnen hat? Wo muss man wohnen, damit das südlich liegt?

Disco-König statt Rock-Doc

Die einzig wirklich taugliche Darbietung stammte auch in dieser Woche von dem, der am Ende nach Hause gehen musste: Marco Angelini zeigte - Ententanz inklusive - in der dritten Runde mit Patrick Hernandez' "Born To Be Alive", wo der Disco-Hammer hängt. Fröhlich, bunt, quirlig - das alles stand dem Österreicher bestens zu Gesicht, um Welten besser jedenfalls als die halbseidene Robbie Williams-Imitation, die er mit "Angels" in der ersten Runde zeigte. Marcos zweiten Titel - "How You Remind Me" von Nickelback - vermag ich nicht zu kommentieren. Zu abgelenkt war ich von der Klamotte, in die man den angehenden Mediziner gesteckt hatte. Was zum Geier war das? Ein Condorman-Kostüm?? Mit diesen Fransen an der Lederjacke hätte man sich in jeder Country-Scheune gediegen lächerlich gemacht.

Für Marco endete gegen halb ein Uhr nachts nach gewohnt grauenvoll zäh in die Länge gezogener "Entscheidungs-Show" das Spielchen um die vermeintliche Superstar-Würde. Der von seinen Fans zum "Rock-Doc" erkorene Österreicher nahm es leicht: "Ich finde, ich hab' mein Land super vertreten", verabschiedete er sich. "Danke." Danke, auch!

Fotos

Pietro Lombardi und Sarah Engels

Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Pietro Lombardi und Sarah Engels,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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22 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    schade um Marco, aber - es hat nicht überrascht. Er nahms auch locker, kommt mir vor.
    Wer jetzt wohl gewinnen wird? ich glaub Pietro, ja ein knuddeliger Typ, aber ich hätts Marco auch vergönnt.

    Nachträglich auch noch Ostergrüße an alle hier und auch auf gromky.de,falls die dort jemand ausrichen könnte. danke.

  • Vor 13 Jahren

    jetzt hab ichs.
    Man bekommt ein Profil auf Laut.de sobald man aus DSDS fliegt!

  • Vor 13 Jahren

    Also ich frag mich ja immer, ob der Bohlen wirklich so ist. Feiert er nach der Aufnahme tatsächlich noch das, was dargeboten wurde oder kotzt er erstmal und spült sich den Mund mit Jackie aus?

    Ich mein, um son KlischeeGesabber so punktgenau zu produzieren muss man doch eigentlich zwangsläufig was auf dem Kasten haben, aber sobald man das hat, kann man diese "Musik" doch nicht mehr ernsthaft feiern. Naja, whatever, alles schmockes.