"Europa gegen Amerika", alle gegen die Schweiz: Zazou Mall scheidet aus - und geht als bestplatzierte Eidgenossin aller Zeiten in die DSDS-Annalen ein.

Köln (dani) - Die sechste Motto-Show von "Deutschland sucht den Superstar": im Grunde eine Wiederholung der fünften. Nach angeblicher Abstimmungspanne flickte RTL hurtig eine weitere Runde ein - anstatt, nachdem letzten Samstag niemand gehen musste, in dieser Woche zwei Kandidaten zu feuern. Okay, auf die Tour lassen sich noch ein paar Werbespots mehr verkaufen, und mit "Wetten, Dass ..?" muss man sich auch nicht messen. Als Zuschauer darf man sich gerne verschaukelt fühlen.

Nichtsdestotrotz galt es gestern, nun endlich die Top 5 auszusieben. Um der ach so überraschend aufgetauchten zusätzlichen Sendung ein Motto zu verpassen, überschlug sich der ausrichtende Sender schier vor Einfallsreichtum: Nach "Deutschland gegen England" hieß es diesmal "Europa gegen Amerika". Was 'ne Wurst.

Pietros Titelwahl: A very, very mad world

Um den europäischen und den amerikanischen Titel, die die verbliebenen sechs Kandidaten jeweils vorzutragen hatten, in das gegebene Raster zu quetschen, war allerdings insbesondere im Fall Pietro Lombardi jede Menge Kreativität gefragt: Er sang "Don't Worry, Be Happy" im Europa-Durchlauf. Ja, Bobby McFerrin ist Amerikaner. Aber Pietro gab ja - wieder einmal - eine Fassung zum Besten, die sich an der Version der niederländischen Hermes House Band orientierte. (In welche Kirmes-Bummbumm-Ecke man den Karlsruher so zu pressen versucht, möchte man sich gar nicht so genau vorstellen.)

Bei seinem zweiten Auftritt drückte man Pietro - vermutlich unbewusst konsequent - "Mad World" der britischen (!) Tears For Fears aufs Auge - in der Fassung des amerikanischen Kollegen Gary Jules. Verkehrte Welt. Pietro mühte sich in beiden Runden redlich. Sein krampfhaftes Ringen um den richtigen Text, seine unsägliche englische Aussprache ("Mäh de wöld") und vollkommen bekloppte Bühneninszenierungen raubten beiden Titeln aber zu viel, als dass man sie hätte genießen können. 1 Up gibts aber für Pietros Super-Mario-T-Shirt.

Sarah beeindruckt, Ardian überrascht

Im Gegensatz zur Motto-Show der Vorwoche, die sich als einzige Aneinanderreihung von Absehbarkeiten entpuppte, gab es diesmal aber sogar einige positive Überraschungen. Sarah Engels hat zwar immer noch niemand beigebracht, wie man ein Mikrofon zu führen hat, um nicht jedes keuchende Nach-Luft-Schnappen einzufangen. Sie passte außerdem nicht wirklich in den flotten Gassenhauer "Walking On Sunshine" und könnte in der Disziplin "Titten-Wackeln" noch ein wenig Nachhilfe von Daniela Katzenberger gebrauchen. Ihre Darbietung von Christina Aguileras "Hurt" im zweiten Durchlauf geriet dafür aber gelinde gesagt beeindruckend.

Ardian Bujupi, in der ersten Runde mit "Glow" von Madcon noch eher mittelprächtig, verblüffte später mit einer ganz exzellenten Version von Aloe Blaccs "I Need A Dollar". Eben noch gelästert ("Das wird nie was, das Bürschchen hat doch nicht für fünf Pfennig Soul"), sah ich mich genötigt, das Vorurteil zurück zu nehmen. Ardian ging tatsächlich, wie man am Jury-Tisch befand, als "die Überraschung des Abends" durch und löste das erste Ticket in die nächste Show zur Abwechslung einmal vollkommen verdientermaßen.

Marco Angelini: Cool wie Hundeschnauze

Großen Cover-Sport gab Marco Angelini mit "Der Kommissar". "Falco - das ist wie die Bundeshymne, wenn man von dem was singt", so der Österreicher. Sein Auftritt in der Europa-Runde - cool wie Hundeschnauze. Warum Bohlen und Co. ausgerechnet Angelini, der sich abwechslungsreich und vielseitig wie kein zweiter dieser Staffel präsentiert, "Stillstand" attestieren, dürfen sie gerne weiterhin für sich behalten. Sein zweiter Song, "Use Somebody" von den Kings Of Leon: erneut ordentlich gesungen. Keine Ahnung allerdings, wie die zugehörige Bühnenshow aussah: Die überfrachtete, flackernde Beleuchtung, der eine Epileptiker-Warnung hätte vorausgehen müssen, bereitete mir dermaßen Kopfschmerzen, dass ich mich genötigt sah, auf Standbild umzuschalten.

Junge mit Gitarre ungleich Junge mit Gitarre

Die beiden verbliebenen Kandidaten zeigten, womit zu rechnen war. Sebastian Wurth sang das stinklangweilige "You And Me", wie sogar Patrick Nuo auffiel, "mit mehr Eiern als Milow". Warum Dieter Bohlen an diesem Auftritt "einfach nix zu Meckern" fand, vor gar nicht allzu langer Zeit in der Top-15-Show aber Christopher Schwab für eine vollkommen identische Junge-mit-Gitarre-Show einen Einlauf verpasste ... höchst rätselhaft. Nesthäkchen Sebastian schlug sich allerdings auch in der zweiten Runde halbwegs wacker: Zum Weinen schön, seine Strophen von Rufus Wainwrights Heuler "Hallelujah" (eigentlich auch von Leonard Cohen, wurscht!) - nur für den Refrain reichte dann doch die Luft nicht: "Hallelu" ... ... ... "Ja." Schade.

Adieu, Zazou!

Für Zazou Mall bedeutete dieser Samstagabend endlich das längst verdiente Aus. Auch Kronleuchter, Oben-Ohne-Tänzer, Goldglitter, und Gesellschaft mit albernen Tierköppen blasen ihrem Stimmchen halt kein Volumen mehr ein. Trotzdem einigermaßen respektlos von Bohlen, ihr "Waka Waka" ohne jede Begründung als "Kacka Kacka" abzukanzeln. Aber so kennt und verachtet man ihn schließlich.

Fotos

Sebastian Wurth, Pietro Lombardi und Sarah Engels

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