Österreich will kommendes Jahr keinen Vertreter zum Eurovision Song Contest nach Serbien schicken. Als Hauptgrund macht der ORF eine Art Verschwörung aus, was prompt zu hämischen Pressekommentaren führt.
Wien (drei) - Österreich schickt im kommenden Jahr keinen Künstler zum Eurovision Song Contest nach Belgrad, meldet der österreichische Rundfunk ORF. Programmdirektor Wolfgang Lorenz begründet das allerdings nicht mit dem mangelhaften Erfolg der österreichischen Vertreter, sondern spricht von einer politisch bedingten Ungerechtigkeit.
Der Song Contest zeige deutlich negative Erkennungsmerkmale einer komplizierten europäischen Vereinigung. "Das hat sich schon 2007 erwiesen, als nicht nach der Qualität der Beiträge, sondern nach ihrer Herkunft entschieden worden ist. Solange der Song Contest kein internationales Unterhaltungsprogramm, sondern ein politisches Exerzierfeld ist, will der ORF nicht weiter Talente aus Österreich in ein chancenloses Rennen schicken", heißt es in einem Statement.
In den vergangenen zehn Jahren belegten die österreichischen Kandidaten meist hintere Plätze. 2005 und 2007 schieden die Teilnehmer bereits im Halbfinale aus. "Beleidigte Apfelstrudel", nennt das nun taz-Kommentor Jan Feddersen. Schließlich sei Eric Papilaya im vergangenen Jahr mit seiner Mixtur aus Krawalltechno und Diskomarsch verdient ausgeschieden.
Der ORF entdecke nun eine osteuropäische Mafia, die sich gegenseitig Punkte zuschiebe. Das erinnere an die schöne Wiener Wesensart "sich selbst für die Sonne und den Rest der Welt für Staubflöckchen zu halten".
Auch die Süddeutsche Zeitung findet nur spöttische Worte: "Die osteuropäischen Länder stimmen alle füreinander, während sie doch eigentlich dazu bestimmt gewesen waren, die Reichweite eines österreichischen Erfolgs zu vergrößern".
Dabei beschweren sich die Österreicher nicht als Einzige über den Eurovision Song Contest. Schon lange gibt es Kritik über ungerechte Abstimmungen. Denn meist bevorzugen die Länder bei den Abstimmungen ihre direkten Nachbarn. So schieben sich etwa osteuropäische Staaten wie Serbien, Montenegro, Kroatien oder Mazedonien oft untereinander oft die höchste Punktezahl zu.
Das hat aber nicht nur politische Gründe. Schließlich sind die jeweiligen Künstler meist auch in den Nachbarstaaten bekannt. Während Kroatien beispielsweise mit einem deutschen oder österreichischen Interpreten eher weniger anfangen kann, kennt er mit ziemlicher Sicherheit Marija Šerifović und ruft dementsprechend für Serbien an. Aus diesem Grund soll es im nächsten Jahr auch zu Regeländerungen kommen.
Das wiederum passt den Österreichern trotzdem nicht. "Zurzeit sind wichtige Punkte, etwa zum Prozedere der Vorausscheidung, nicht geklärt. Fix ist zwar, dass es im Vorfeld zwei Semifinalrunden geben wird, nach welchen Kriterien diese aber besetzt werden, und aus welchen Teilnehmerländern sich diese zusammensetzen, steht noch nicht fest", bemängelt ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm. Damit stehe auch eine Trennung in Ost und West fest, was für Österreich nicht in Frage komme.
Da stellt sich die Frage, was die Österreicher dann wollen. Und so liegt der Verdacht der gekränkten Eitelkeit nicht fern. Den einzigen Sieg für die Alpenrepublik fuhr übrigens Udo Jürgens 1966 mit "Merci Cherie" ein. Die taz befindet deshalb, die Österreicher sollten lieber gute Künstler ins Rennen schicken, statt beleidigt zu sein.
27 Kommentare
Finde ich toll, wenn Kroatien für Serbien anruft! Das ist doch die vielbeschworene völkerverbinde Eigenschaft dieses Song Contests.
diese ganze veranstaltung gehört abgeschafft!
tu felix Austria
@masterpiece (« Was juckt es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr kratzt? »):
wen juckt's an der eichel, wenn sich die sau dran kratzt? keine ahnung ...
das wohl schon eher
Es sollte wieder in der Muttersprache gesungen werden müssen.
Wenn jeder billige Popmelodien auf Englisch trällert, muss man es nicht Europäischen Liederwettbewerb nennen.