Einer der meist erwarteten und hoffnungsvollsten PlayStation 3-Titel legt einen unglücklichen Start hin: Sony stoppt die Auslieferung von "Little Big Planet", ruft das Spiel in den USA sogar zurück. Schuld daran sind gesungene Koranverse im Soundtrack.
Konstanz (max) - "Little Big Planet", eines der am meisten herbeigesehnten Spiele für die PlayStation 3, sollte in Europa eigentlich am kommenden Freitag erscheinen. Zusammen mit ersten Reviews in den USA, wo das Geschicklichkeits-Spiel vor kurzem veröffentlicht wurde, gab es nun einen Eklat.
In einem Internet-Forum wies ein Spieler und bekennender Muslime darauf hin, dass eine Nummer des Game-Soundtracks, namentlich "Tapha Niang" von Toumani Diabaté, gesungene Koranverse enthalte. Die Vermischung von Inhalten aus dem Koran mit Musik empfinden Anhänger seines Glaubens als "zutiefst beleidigend".
Der Hersteller Sony reagierte darauf alarmiert und rigoros: In den vereinigten Staaten wurden die bereits an Händler ausgelieferten Chargen zurückbeordert, die auf der restlichen Welt anstehenden Veröffentlichungstermine vorerst gecancelt.
Finanzieller Kraftakt
Das ist ärgerlich für alle Beteiligten: Das PS3-exklusive "Little Big Planet" wird nicht zu unrecht als der Game-Blockbuster 2008 gehandelt. Es stellt für Sony aktuell das wahrscheinlich schlagkräftigste Argument im Marktanteils-Kampf gegen Microsofts XBox dar. Das belegt auch die Tatsache, wie und wie schnell man in dieser Sache reagierte: Die jetzige Version des Spiels wird vermittels eines finanziellen Kraftakts zurückgeholt, eingestampft und von einer "koranfreien" Version ersetzt.
Selbst ein neues Releasedate gab Sony Europe gestern schon bekannt: In der Woche ab dem 3. November soll das Spiel in der religiös unbedenklichen Variante endgültig erhältlich sein. Der Hersteller dazu: "Wir schätzen die Begeisterung rund um diesen heiß erwarteten Titel und danken den PlayStation-Fans für ihre Unterstützung und ihr Verständnis."
Überzogene Vorsicht?
Es ist Sony zunächst hoch anzurechnen, dass weder Kosten noch Mühen gescheut wurden, um einen vermeintlichen Fehltritt zu korrigieren und aktuell schwelende Glaubensdebatten nicht unnötig aufzuheizen. Andererseits werden angesichts dieses Tohuwabohus auch Zweifel an der Aktion laut. So äußert sich Toumani Diabaté gegenüber BBC etwas verwundert: "Es ist ganz normal, von den Worten des Propheten Mohammeds inspirierte Musik zu machen. Es ist meine Art, Menschen für den Islam zu begeistern."
Tatsächlich sind Koran-Klingeltöne in der arabischen Welt kein No-Go, auch im Radio sind musikalische Interpretationen der Heiligen Schrift Usus. Lediglich auf witzelnde, fragwürdige oder religionsfremde Darstellung reagiert man allergisch.
Sony scheute indes jegliches Risiko: "Wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass das Spiel in die Hände von jemanden gerät, der dieses Stück als beleidigend empfinden könnte", so Sony-Pressesprecher Jonathan Fargher. Das ist auf der einen Seite natürlich rühmliches Verhalten, auf der anderen das strategisch einzig richtige Geschäftsgebaren.
Kein Schaden ohen Nutzen
Die Besitzer der bereits über die Ladentheke gegangenen US-Exemplare beginnen übrigens inzwischen damit, die rare "Skandal-Version" von "Little Big Planet" auf Ebay höchstbietend zu handeln. Wie so oft, so gilt auch hier: Kein Schaden ohne Nutzen.
36 Kommentare
deine quelle setzt sich aus den gleichen scheuklappen-tragenden vollidioten zusammen wie die gruppe von menschen die sie anklagen
Ach du Scheiße!
Diesen Naziblog im Lautforum als Quellenangabe ist ja mal komplett daneben.
Iiiih, religiöse Gefühle. Sollte man grundsätzlich verletzen.
Meinst du mit Nazis die braune Suppe in der Parteienlandschaft oder die gewaltbereiten Vollidioten auf der Straße?
Keine weiteren Fragen, euer Ehren
Nein, aber mal im Ernst... in der Parteienlandschaft gewissermaßen schon. Das heisst nicht, dass ich mit der Ideologie auch nur ansatzweise symphatisiere (sollte ja grad eventuell schon erkenntlich gewesen sein ), bedeutet aber, dass ich gewissermaßen akzeptieren (muss), dass Leute so verdreht sind so zu denken. Würde ich es verbieten wollen, wäre ich keinen Deut besser als sie. Was ich machen kann ist allerdings möglichst viele Leute davon zu überzeugen, dass diese Ideologie eben meiner Ansicht nach strunzdämlich ist. Scheitert die Mehrheit der Gesellschaft weiss ich auch, dass das hier einfach der falsche Ort für mich ist und kann meine Konsequenzen daraus ziehen.
Über die gewaltbereiten Horden auf der Straße braucht man ja nicht sprechen, das is zu verurteilen. Eben genau wie die radikalen, gewaltbereiten Splittergruppierungen in den Religionen.