Den Friesenjung ins Boot zu holen, um einen albernen Kindersong auch an dessen greise Fangemeinde zu verticken: Profi-Move, du-du-dudu-dudu.

Under the Sea (dani) - Helene Fischer macht den Ski Aggu und holt sich ein Feature von Komiker-Legende Otto Waalkes auf einen Song, nach dem anderenfalls höchstens ein halber Hahn gekräht hätte. Profi-Move. So kennt man sie. Was soll man zu diesem Neuaufguss des strunzdämlichen Kinderlied-Ohrwurms "Baby Shark" sonst schon groß sagen, das über "du-du-dudu-dudu" hinausginge? Gucken wir uns den Mumpitz erst einmal an:

Zum Glück wurde für diesen Quatsch wahrlich nicht allzu viel Geld versenkt. Otto hatte sein Rüschenhäubchen aus "Kinderwagen-Blues"-Zeiten bestimmt noch irgendwo rumfahren. Der Hintergrund ist billigst animiert, warum sollte man für Kinder auch Aufwand betreiben? Sind ja nur ... Kinder, pffft. Das Beste aber: Der Song ist kurz. Irgendjemand hatte offenbar immerhin so viel Einsehen, den Bumms nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Bereits nach knapp eineinhalb Minuten darf Waalkes fragen: "Oh, schon Schluss?" Viel mehr gabs halt nicht zu sagen, über die konservativ mit Mutter-Vater-Kind plus Oma-Opa besetzte Hai-Normalo-Kleinfamilie, die erst zur Jagd ausschwärmt, um dann - wovor auch immer - umgehend in die Sicherheit des trauten Eigenheims zu zurückzufliehen. Es darf ja auch nicht zu komplex werden, du-du-dudu-dudu.

Das waren noch Komiker!

Der inzwischen recht greise Otto verkleidet sich fürs Video als Baby, das kann er, du-du-dudu-dudu. Ja, lustig, lustig, wie gesagt: der "Kinderwagen-Blues", dieser Gag hat schon Ende der 70er funktioniert, der holt des Friesenjungs mit ihm gealterte Zielgruppe wahrscheinlich wirklich ab. Die wollen ja immer wieder die gleichen ranzigen Witze hören, um sich in der eigenen als Überlegenheit fehlgedeuteten Gestrigkeit suhlen zu können. Hach, damals, das waren noch Komiker, weeßte, weeßte, du-du-dudu-dudu?

Zielgruppe müssen einfach die Otto-Fans von vorgestern sein. Die beinharten Helene-Fischer-Jünger*innen haben die Ausflüge ihrer Schlagergöttin in Kinderliedergefilde offenbar satt. Mit der Aussicht auf ein weiteres Kinderlieder-Projekt sorgt Fischer nicht gerade für Begeisterung. Ein Blick in die Kommentarspalte des "Baby Shark"-Teasers lässt diesbezüglich durchaus eine Tendenz erkennen, dort finden sie, die "Kinderlieder nerven nur noch", und sie wünschen sich "endlich wieder normale Songs", "Songs für Große".

Doch sind ihre Kinderlieder überhaupt Songs für Kleine? Dass Kinder an der überkandidelten Vortragsweise, mit der Helene "Mami Shark" Fischer ein eigentlich süß-albernes Mitsing-Liedchen in Schmierigkeit erstickt, besonders viel Freude haben, mag ich mir nicht vorstellen. Solche Kinder würden mir eine Heidenangst einjagen. Solche Kinder wählen später bestimmt FDP oder noch Schlimmeres. Nix wie weg, du-du-dudu-dudu.

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Helene Fischer

Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Helene Fischer,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

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3 Kommentare

  • Vor einer Stunde

    Otto als Baby verkleidet sah schon damals absurd aus (deswegen war es auch lustig), aber jetzt fühlt es sich einfach nur creepy an.

  • Vor 3 Minuten

    "Kinderwagen-Blues", dieser Gag hat schon Ende der 70er funktioniert, der holt des Friesenjungs mit ihm gealterte Zielgruppe wahrscheinlich wirklich ab. Die wollen ja immer wieder die gleichen ranzigen Witze hören, um sich in der eigenen als Überlegenheit fehlgedeuteten Gestrigkeit suhlen zu können. Hach, damals, das waren noch Komiker, weeßte, weeßte,"

    ich verstehe den beißreflex und vor allem die mario barth anspielung nicht. mario barth war immer unlustig und reaktionär während otto früher tatsächlich sehr lustig und im rahmen der zeiten und möglichkeiten auch subversiv war. vor allem am anfang seiner karriere.
    dass er seit 20 jahren in den kleinkindlichen humor regressiert ist eine andere traurige geschichte

  • Gerade eben

    Ist doch so, dass man sich im Alter zum Baby rückentwickelt. Oder im Fall von Otto vom Greis zum Friesenjung zum Baby.