Die nächste Single in Montez Major-Saga ist süßer als die erste, riecht aber immer noch zum Davonlaufen nach Industrie.

Das Label (ynk) - Vor ein paar Wochen hat Montez einen Song mit neuem Label-Backing veröffentlicht, der ebendiesen Fakt nicht anstrengender hätte spürbar machen können: "Auf Und Ab" war ein Pop-Rap-Hit per Geburtsrecht, der sich so offensichtlich an allen Trends der Stunde abgehangelt und mehr Influencer ins Video geholt hat, als man bei einem Industrie-internen Networking-Event getroffen hätte. Aber was funktioniert, funktioniert eben; der Song schwirrt immer noch in den Charts herum. Was will man machen, wenn Deutschlands Geschmäcker so einfach zu kalkulieren sind? Dann sei es Montez eben vergönnt, jetzt zum nächsten Pop-Rap-Star geadelt zu werden. Die neue Single "Mond" geht nämlich ebenfalls wenig Risiko ein.

Ein bisschen lässt der Track mit Badmomzjay sich wie ein Wiegenlied an: Gerichtet an eine besondere Person im eigenen Leben, sing-rappen die beiden darüber, dass sie immer für jene da sein werden, während Chef-Produzent Aside die melancholisch-abwesenden Gitarrentöne über den generischen Trap-Beat rumpeln lässt. Weil die beiden als Performer zu ernst und ehrlich wirken, kann das Reaktions-Spektrum recht fließend zwischen "Awww!" und "Würg" variieren. Das zuckerzuckerzuckersüße Video hilft auch nur bedingt. Im Clip sülzen Vater mit Tochter, alte Freunde/Lover und ein junges Pärchen in einer Optik zwischen Til Schweiger-Trailer und Sparkasse-Altersvorsorge-Werbespot herum.

Vielleicht könnte man sich auf den Sulz von "Mond" besser einlassen, wenn es nicht diese militant nach Plastikumschlag riechende Produktform hätte. Die beiden wirken ja schon so, als würden sie das alles ernst nehmen, aber ein bisschen wirken sie dann doch auch wieder, als wollten sie uns hier etwas verkaufen und leisteten Dienst nach Vorschrift. Gerade Montez wirkt einfach nicht wie der Auteur seines eigenen Karriere-Arcs; die Branche weiß viel zu genau, wie man ihn groß macht - und er lässt den Erfolg über sich ergehen. Es sei ihm nach einer so langen Karriere wirklich von Herzen vergönnt, jetzt besser von der Musik leben zu können. Dass die dabei entstehende Musik irgendwie beschissen ist, das weiß er wahrscheinlich selbst.

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