In den USA wurde eine Kazaa-Nutzerin zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt, weil sie illegale Downloads verbreitet haben soll. Ob sich die Urheberrechtsklagen der Plattenfirmen gegen Filesharing wirklich lohnen, bleibt umstritten.
Duluth (juk) - Eine Geschworenen-Jury im Bundesstaat Minnesota hat gestern entschieden, dass die Angeklagte Jammie Thomas eine Geldstrafe von 220.000 Dollar (156.000 Euro) wegen Verbreitung illegaler Downloads zahlen muss. Die sechs klagenden Plattenfirmen haben damit einen ersten Prozess im Kampf um ihre Urheberrechte gewonnen.
Die Recording Industry Association of America (RIAA), der Verband der US-Plattenindustrie, hat in den letzen Jahren Verfahren gegen Tausende Nutzer von Tauschbörsen angestrebt. RIAA-Anwalt Richard Gabriel zum Urteil: "Ich hoffe, das verbreitet die Botschaft, dass das Herunterladen und Verteilen unserer Aufnahmen nicht okay ist."
Die US-Labelvereinigung RIAA hatte der 30-Jährigen vorgeworfen, über den Filesharing-Service Kazaa 1.700 Musik-Dateien verbreitet zu haben. In 24 Fällen wurde sie schuldig gesprochen. Dabei war für das Gericht entscheidend, dass Thomas die Tracks in ihrem Share-Ordner abgelegt hatte, der für andere Kazaa-Nutzer zugänglich ist. Den Nachweis, dass die Songs tatsächlich von anderen heruntergeladen wurden, musste die Musikindustrie nicht führen.
Pro Song muss die alleinerziehende Mutter nun 9.250 Dollar Schadensersatz bezahlen. Ihr Anwalt Brian Toder sagt, seine Mandantin sei völlig aufgelöst nach dem Urteil. Zuvor hatte sie eine außergerichtliche Einigung abgelehnt und bestritten, illegal Musik getauscht zu haben. Da die Anwaltskosten der unterlegenen Partei aufgebrummt werden, kommt auf Jammie Thomas wohl insgesamt eine Summe von fast einer halbe Million Dollar zu.
Trotz des für sie erfolgreichen Verfahrens zweifeln jedoch mittlerweile selbst die Majorlabels an der Zweckmäßigkeit der von ihnen losgetretenen Klagewelle. Selbst wenn bei Prozessgewinn die Kosten der Rechtsmittel gedeckt sind - die Musiker haben davon nichts. Die Klagen gegen Raubkopierer kosten die Plattenfirmen Millionen, da sie langwierig, riskant und vor allem kostenintensiv seien, berichtet das Börsenmagazin Motley Fool.
Weiter argumentiert das Wirtschafts-Blatt, dass die Kriminalisierung von Musikhörern nicht nur sinnlos und teuer sei, sondern vor allem Kunden vergraule: "Konsumenten sind normalerweise ehrlich, und wenn man ihnen die Chance gibt, etwas legal zu erwerben und dafür vernünftige Preise zu zahlen, wird Piraterie ein Nischenphänomen sein. Heute ist das Gegenteil der Fall, dank drakonischer Lizenzpolitik und völlig falscher Rechtsstrategien."
Ein Paradigmenwechsel bei den Musikgiganten sei nötig. Tatsächlich wird auch in den Plattenfirmen selbst die Kritik an den Raubkopiererklagen lauter. Laut Spiegel bemängelte ein Sony-Manager anlässlich des Prozesses gegen Jammie Thomas, dass die Prozesse Millionen verschlängen.
Ein neues Modell, Urheberrechtsverletzungen auf die Spur zu kommen, bietet der nordamerikanische Telekommunikationsriese AT&T nun den Hollywood-Studios an. Die Telefongesellschaft will das Surfverhalten ihrer User auf Urheberrechtsverstöße hin überwachen. Offiziell soll diese Zusammenarbeit die Nutzer vor Viren und Spyware schützen und legales Downloaden vereinfachen, so ein Sprecher von AT&T.
60 Kommentare
Na, die Ausrede von AT&T ist ja mal genial. Witzig, immer wenn es um Überwachung geht, tut man das unter dem Deckmantel der Sicherheit, auch wenn die Motiv ganz offensichtlich damit rein gar nichts zu tun haben.
AT&T sind doch eh voll übel, es wundert mich so GAR NICHT das die da direkt auf den zug aufspringen...
Regierungsdevotes pack!
Juhu, der 11.September lässt wieder mal grüßen.
Seit dem wird jeder Scheiss mit dem Sicherheits-Argument begründet, ich könnt kotzen.
ähm. nein, ich glaube von den meisten musikern haben nur wenige gehört. die meisten bekannten oder zumindest halbwegs präsenten musiker können ihr leben mit musik bestreiten.
@Unbekannt (« Ok es war schon etwas verallgemeinert, aber die meisten Musiker können doch schon von der Musik leben... »):
Die Berufsmusiker sicher, sonst wären sie eben keine Profis, sondern nur Amateure (berufstechnisch betrachtet ... qualitativ gesehen gibt es auch unter den Amateuren viele Profis und unter den Profis viele Amateure).
Aber von den meisten Berufsmusikern kann ich Dir garantieren, daß sie eher schlecht als recht davon leben können. Die Musiker, die auch längerfristig in purem Luxus schwelgen können, und von denen bei diesen ursprünglichen Musiksendern und in der Regenbogenpresse ständig berichtet wird, machen vielleicht ein Prozent oder so der Berufsmusiker aus, wenn überhaupt.
Das gilt auch für Amerika.
Gruß
Skywise
zudem ist es ungerechtfertigt das (musik)industrien
die gleichen rechte besitzen wie geheimdienste und staatsanwalt
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