Nischenmusik: 20 Subgenres, die du noch nie gehört hast

Gothic Country

Was ist das? Schon in den Achtzigern hat sich eine alternativere Country-Szene gebildet, die sich nach dem Bluegrass-Style der Outlaw-Country-Szene ein bisschen mehr in Richtung Post-Punk und Alt-Rock orientiert. The Gun Club wäre da ein Name, der wegbereitend darin war, außerdem spielte deren Sänger später bei The Damned mit. In der Mitte der Neunziger weitete das Phänomen sich aber in Denver noch einmal aus, wo der David Eugene Edwards, der Sohn eines radikalen Predigers, seine eigene christliche Manie auf Country-Instrumentation ausbreitete, die sich frei an Sonic Youth oder Joy Division orientierte. Der Begriff Gothic Country wurde schon auf das erste Album seiner Band 16 Horsepower angewendet und fand bis heute eine gute Menge an Gruppen, die die Formel adaptiert haben. Slim Cessna's Auto Club und The Handsome Family sind Namen, aber sogar das Swans-Nebenprojekt Angels Of Light hat mit "How I Loved You" eine Platte in die Richtung aufgenommen. Zu sagen, dass heutige Country-Weirdos wie Orwell Peck oder Lil Nas X (lol) davon inspiriert waren, ist natürlich Blödsinn, aber dieser Banjo-Lovecraft-Sound repräsentiert eindeutig die gute Seite des Genres.

Wie war das Album? Ganz ehrlich? Ich dachte, ich werde nicht mehr. "Sackcloth 'N' Ashes" ist der Oberhammer. Und das meine ich nicht im Vergleich zu anderen Country-Sachen, die ich so gehört habe, ich meine das im Vergleich zu allen Formen von 90er-Alt-Rock. 16 Horsepower kann es mit den Besten aufnehmen. Die Instrumentation ist virtuos und atmosphärisch, manche Songs slappen wie blöd, andere sind genuin furchteinflößend. Dieser Kerl Edwards hat wirklich eine Stimme, als würde er dir gerade vorbeten, wie die Hölle für dich sein wird, in die du nach dem Tod unweigerlich teleportiert wirst. Und er genießt jede Sekunde. Die Handsome Family kannte ich witzigerweise vorher schon, weil ein guter Freund die ziemlich geil findet. Die Stimme ist tief, die Atmosphäre ebenso surreal und bezieiten unheimlich, das ist schon alles guter Kram. Und im Gegensatz zu 16 Horsepower kann man die sogar heute noch live erleben.

Genre-Rating: Ich hätte nicht gedacht, hier jemals eine Lanze für Country zu brechen, aber von allen meinen Country-Erfahrungen ist das neben Johnny Cash mit so großem Abstand die beste, dass ich nachher erst einmal ein paar Vorurteile sortieren gehen muss.