Ein schickes Buch beleuchtet die Peppers aus der Perspektive des Mannes, der ihnen die ersten Gigs ermöglichte.

Konstanz (giu) - Nachdem sich Frontmann Anthony Kiedis 2005 auf 465 Seiten unterhaltsam über sein Leben ausgelassen hat, war die Gefahr groß, dass jedes weitere Buch über seine Red Hot Chili Peppers ebenso unnötig sein würde wie ein neues Album. Gleichwohl gestaltet die Bandhistorie der Kalifornier so kompliziert, dass sie nach wie vor neue Facetten bietet. Erst recht, wenn wie in "Red Hot Chili Peppers mit Brendan Mullen" viele der Beteiligten persönlich zu Wort kommen.

Zwei Irre stürmten 1983 ins Büro

Brendan Mullen war ein höchst einflussreicher Clubbetreiber in L.A, der 2009 starb - "Brendan's Death Song" vom aktuellen Peppers-Album "I'm With You" ist ihm gewidmet. Im Vorwort erinnert er sich, wie zwei durchgeknallte Burschen 1983 in sein Büro stürmten, ihm eine Kassette in die Hand drückten und von ihm verlangten, sie sofort einzulegen. Da sie sich nicht abwimmeln ließen, und er um seine Gesundheit fürchtete, gab er nach – und war von der Musik so begeistert, dass er die Band umgehend buchte.

Die zwei durchgeknallten Burschen waren Kiedis und Bassist Michael Balzary alias Flea, die sich schon aus Schulzeiten kannten. Sie seien "auf irgendeiner komischen Astralebene miteinander verbunden. Vor ein oder zwei Jahrhunderten soll ich ihm in Italien das Leben gerettet haben. Es herrschte Krieg, und ich fand ihn halb tot auf der Straße liegen. Ich rettete ihn, und von da an halfen wir uns gegenseitig, diese schwere Zeiten zu überstehen", berichtet Kiedis über eine Wahrsagerin, die Flea aufgesucht haben soll.

Schwere Zeiten hatten die zwei auch in ihrem aktuellen Leben zuhauf, denn der Widerstand gegen jegliche Form von Angepasstheit, ein reges Mitgliederkarussell in der Band sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch in gigantischen Ausmaßen führten dazu, dass die RHCP mit ihrer Mischung aus Funk, Rap und harten Gitarrentönen sieben Jahre lang ein mitreißender Liveact waren, sich trotz ihres Vertrags beim Koloss EMI aber nie aus dem Status des Geheimtipps befreien konnten.

Mit Johns Einstieg wurde vieles anders

Die Lage änderte sich erst mit dem Einsteig des Wunderknaben John Frusciante. Sein Vorgänger Hillel Slovak galt zwar ebenfalls als genial, starb 1987 aber an einer Überdosis Heroin. Chad Smith ersetzte zudem Jack Irons am Drumkit. Gleichzeitig holten sich die Peppers Rick Rubin ins Studio, den zu jenem Zeitpunkt noch nicht die legendäre Aura späterer Jahre umgab. "Es ist sein großes Verdienst, dass er der Erste war, der sich Gedanken machte, wie man uns aufnahm, dass wir ganz wir selbst sein konnten. Den bisherigen Produzenten war das nie gelungen – die Magie unserer Musik einzufangen und auf Vinyl zu pressen, erläutert Kiedis.

Mit "Mother's Milk" (1989) nahm der Durchbruch in den Charts Fahrt auf, "Blood Sugar Sex Magic" (1991) gehört nach wie vor zu den weltweit bekanntesten Alben. In Frusciante hatte Kiedis einen perfekten Songwriting- und Gesangspartner gefunden. Allerdings schlugen in der Brust des Gitarristen zwei Herzen. Das eine bewunderte die RHCP der 80er Jahre, das andere tendierte zur Malerei und zu experimentellem Rock der Marke Frank Zappa und Captain Beefheart. Beide taten sich mal mehr, mal weniger schwer mit Best Of-Auftritten in großen Arenen.

Frusciantes zwei Gesichter

Mitten auf Tour schmiss Frusciante 1992 hin und verzog sich Jahre lang in einen Drogenrausch, den ihn mehrmals an den Rande des Todes brachte. Ende der 90er Jahre war sein Ersatz Dave Navarro wieder draußen und John plötzlich wieder an Bord: Die Peppers läuteten mit die kommerziell erfolgreichste Phase der Band ein.

Überraschend an seinem erneuten Austritt ist letztendlich, dass er erst 2009 erfolgte, um sich wieder Vollzeit experimenteller Musik und der Malerei zu widmen. "Ich kann von Glück reden, dass ich so eine reichhaltige kreative Erfahrung mit einem anderen Menschen teilen konnte", sagt Kiedis dazu. Die Türen bleiben für Frusciante also weit offen.

Bloß kein Stillstand

Stillstand war noch nie etwas für diese Band, weshalb das Buch bei seiner Erscheinung 2011 schon nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Als Clubbetreiber und Co-Autor Mullen im Oktober vor zwei Jahren starb, war Frusciante erst vor kurzem ausgetreten. Seitdem greift sein Intimus und Tourgitarrist Josh Klinghoffer in die Seiten, der auch den Sound auf "I'm With You" maßgeblich mitprägte.

Bücher, in denen sich Bands in langen Interviews und mit vielen Bildern über ihre Vergangenheit auslassen, gibt es viele. "Red Hot Chili Peppers mit Brendan Mullen" (Heyne Verlag, Hardcover, 256 Seiten, 27,99 Euro) ist eines der lesenswerten, denn die Antworten werden weniger chronologisch als thematisch gegeben, was die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhält. Die Fotos haben nicht unbedingt einen besonders künstlerischen Wert, stellen die Verrücktheit und Originalität der Mitglieder aber gut dar.

Fotos

Red Hot Chili Peppers

Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Red Hot Chili Peppers,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

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7 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    ich finde auch, Fusciante passt viel besser zur Band, der gehört einfach dazu.

  • Vor 13 Jahren

    Fusciante war zuletzt saulangweilig und hat den Sound noch zusätzlich gedrückt. Ein bißchen frischer wind ist bei der neuen Platte dabei aber von mir aus können sich die RHCPs einfach mal trennen. Und ihr Partygehopse, gerade von Flea, wirkt bei den alten Herren langsam nur noch peinlich.

  • Vor 13 Jahren

    Thin, natürlich sind die Chillis nicht Oomph!, von der Qualität und dem Können und Charisma her - aber, die haben immer wieder recht passable Songs, und Fler hab ich immer ganz lustig gefunden. Der Sänger kommt mir momentan ein bisserl zu ....so männlich,marzialisch rüber, aber Frusciante war für mich immer die intellektuelle, künstlerisch,avantgartistische Seite von den Chillies.