Laas, Bozza und Bausa schreiben ihrer Arbeitgeberin die nächste Hymne auf den Bossbitch-Lifestyle. Ex-VBT-Rapperin Vita hält wortreich dagegen.
Köln / Berlin (dani) - Shirin David veröffentlicht eine neue Single, und eigentlich hätte man noch nicht einmal den Titel lesen müssen, um zu ahnen, was einen da erwartet. Er bestätigt aber instant das Klischee im Kopf: "Rich Girl, It Girl" heißt das Ding. Es wird also wohl wieder darum gehen, dass Shirin erfolgreich, angesagt und entsprechend gut bei Kasse ist. Gucken wir mal:
Ja, Mensch. Das war ja überraschend: Shirin ist also reich, sieht nach fleißigem Bauch-Beine-Po-Workout (und x mehr oder weniger drastischen Eingriffen) gut aus, und sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die sagt, wo es langgeht und sich in guten wie in schlechten Tagen mit Shopping tröstet. Wobei man sich angesichts dieses Hochglanz-Märchens schon fragt, wann sie denn da diese schlechten Tage haben soll, und wieso überhaupt.
Kein Geld für Schauspieler übrig?
Für die Hook kommt der einst bei "Voice Kids" zu Ehren und mit "Tempo" zu Ruhm gekommene Kollege Sampagne zu Wort, der im Video etwas ungelenk den Lobby-Boy gibt. Okay, er ist halt am Track beteiligt, also irgendwie logisch, dass er da mitspielen muss ... aber hätte sich für die Rolle des Dudes an der Rezeption nicht jemand finden lassen, der seine anderthalb Zeilen Text wenigstens halbwegs glaubwürdig rüberbringen kann? Gerade in einem Track, der den grenzenlosen Reichtum seiner Interpretin zum Thema hat, kommt das schon bisschen komisch. Aber vielleicht kapier' ich da auch einfach irgendeinen Insiderwitz nicht.
Vier Männer für ein Vakuum
Definitiv außerhalb meiner Vorstellungskraft liegt, wie an diesem inhaltlichen Vakuum von einem Song Laas (natürlich) UND Bozza UND Bausa mitgeschrieben haben sollen, zusammen mit Sampagne, der Shirin, Spongebob-Style, "einen klitzekleinen Plan und eine Menge Fantasie" attestiert. Wohin ist diese Fantasie denn geflossen, bitteschön? Doch hoffentlich nicht in dieses x-te Aufwärmen des Bossbitch-Stereotyps, das Shirin eh längst wiederholt zu Tode geritten hat?
Shindy ist die Schönste im Land
Abgesehen von der etwas ungelenk formulierten Stelle "Wache auf, fühle mich wie Shindy, ich bin das schönste, tollste It-Girl in der ganzen City", die mich mit der Vorstellung erheitert, wie feminin sich der besungene Kollege wohl beim Weckerklingeln fühlen mag, langweilt mich "Rich Girl, It Girl" zu Tode. Das von zu vielen männlichen Rappern schon viel zu oft breitgetretene "Ich reich, du Vagina" wird halt, umformuliert zu "Ich reich, ich Vagina", nicht viel interessanter. Der Umstand, dass das ein männliches Songwriterteam erledigen musste, macht es eigentlich nur noch ein bisschen trauriger.
Barbara, Was Da Los?
Sicher nicht zufällig gleichzeitig veröffentlichte Vita einen neuen Track. Sie hat sich in der Vergangenheit ja bereits an Shirin David abgearbeitet. Der Verdacht, sie als vergleichsweise kleines Licht wolle sich mit ihren Disses am Ruhm der Kollegin hochziehen, lässt sich also nicht völlig vom Tisch wischen. So oder so trifft die ehemalige VBT-Teilnehmerin in ihrem Sechs-Minuten-Schmähgesang aber den einen oder anderen Nagel auf den Kopf: "Barbara Was Da Los?"
Vita, selbst sicher auch nicht frei von Fragwürdigkeit, kratzt da durchaus an wunden Punkten: Sie kritisiert, dass Shirin, was für andere Herzensangelegenheit ist, zum Produkt degradiert hat und unterstellt Shirin unter anderem schlechten Einfluss auf ihre leicht zu beeinflussende, weil sehr junge Zielgruppe: "Babsi, du hast viele Herzen bewegt: Teenies träumen jetzt schon mit zehn von der ersten OP."
Sellout und Doppelmoral
Wie ein roter Faden zieht sich der Vorwurf der Doppelmoral durch Vitas sechsminütigen Furor. Insbesondere stößt ihr sauer auf, wenn die Kollegin sich als feministische Ikone inszeniert: "Du empowerst Frauen nur, solang du daran verdienst."
"Nein, mich stört nicht dein Butt-Lift, mich stört nicht, dass du nackt bist", stellt sie klar. Aber: "Du wirbst für hartes Training, in 'nem Körper, der gemacht ist. Jetzt könnte man sagen, dass das alles schlecht durchdacht ist, doch das war kein Verseh'n, nein, das ist alles Babsicht. Ich brauche nur einen einzigen Take, um gegen vier Männer auszuteilen. Du brauchst vier Männer, nur um einen Song für Frauen zu schreiben. Dann zahlst du Geld, damit HipHop.de dich postet. Girl, zahl' noch mehr, damit auch der Diss hier von denen geghostet wird." (Für letzteres hat Shirin aber wohl nicht genug berappt. Oder die Kolleg*innen sind doch unbestechlicher, als manche*r denkt.)
"Alles, was dich ausmacht, kann man sich kaufen."
Den finalen Punch setzt Vita mit ihrer letzten Line: "Alles, was dich ausmacht, kann man sich kaufen." Autsch. Da ist tatsählich was dran. Aber als reiches It-Girl hat Shirin David ja ganz offensichtlich die Mittel dazu.
13 Kommentare mit 48 Antworten
Weniger scheiße als der Song davor, aber natürlich immer noch scheiße.
"Mein Job ist, zu sagen, was Dein Job ist!", finde ich von Shirin David als Chefin schön asi-überheblich, im positiven Sinne. Der Rest ihres Songs ist/kann whack.
Hammerschrott. Was läuft da schief außer den schiefen Lippen? Zwar ist das nicht meine Generation aber ich erkenn immer noch Scheisse, wenn ich sie höre. Und das mit dem Feminismus bei so ner Plastikpuppe ist doch eh nur Gelaber für die Zielgruppe.
Vier Männer einen Song fürs eigene Ego schreiben lassen.
Das ist nicht schlimm, aber halt ein richtiges Armutszeugnis.
Seht her, es ist Mr. Modern Music! Und sein Sidekick: Gentleman of Contemporary Tunes!
In ihrem Kampf gegen Dr. Misos?
https://web.de/magazine/unterhaltung/stars…
Laut eigener Angaben sei ihre Musik aber nicht ihre Haupteinnahmequelle. Insgesamt habe sie rund 130 Millionen Euro umgesetzt, davon etwa 90 Millionen mit ihrer Eisteemarke, sechs Millionen durch YouTube und Streams und etwa 7,5 Millionen mit ihrer ersten Tour im Jahr 2023. Mit ihrer Tour habe sie aber nichts verdient, sondern sogar noch draufgezahlt, wie sie dem Magazin verriet. "Es war die erste Tour, wir wollten erst mal beweisen, dass die Show das Geld auch wert ist." Hinzu kommen Umsätze in Höhe von etwa 22 Millionen durch ihre beiden Parfüms, die sich bis heute rund eine Million Mal verkauft haben sollen.
Da sieht man, dass auch Frauen ökonomisch erfolgreich sein können, wenn sie fleißig sind, an sich glauben und Ideen haben.
Das Empowerment hat aber auch Grenzen. Will jetzt hier nicht zu seeeeehr vorgreifen, aber einen Interessanten Einblick gibt folgender Artikel bzw. Ratschlag (viel Spaß beim Genießen!):
https://www.stern.de/familie/beziehung/jul…
...Ach, Vorsicht! bei solchen Sätzen:
"Ich sage Ihnen das nicht, weil ich altmodisch bin und an tradierten Rollenbildern hänge."
Die Verneinung in solchen Sätzen wird oftmals intuitiv gar nicht mitgelesen, was ein Punkt ist, über den man mal nachdenken sollte. Vielleicht ist es unbewusst gewollt, dass eine Verneinung sich manchmal etwas versteckt lesen lässt. Das nur nochmal so, dass man was lernt halt auch.