laut.de-Biographie
Nimo
Kiffer, Knacki, Künstler? Nimo ist von allem etwas. Manche halten ihn gar für die Zukunft des deutschen Straßenrap, noch bevor er 2016 sein erstes Projekt "Habeebeee" veröffentlicht.
Nimo, der eigentlich Nima Yaghobi heißt, kommt 1995 in der schönen Fächerstadt Karlsruhe zur Welt, wenig später zieht er mit seiner Familie ins miefige Stuttgart. Von den iranischen Eltern hat er die Liebe zur Musik nicht geerbt, dessen ist sich der Rapper sicher: "Mein Vater hört gar keine Musik, nur diese 1900-Zwieback-iranischen-Trauerlieder", erzählt er im Interview mit dem Szeneblog Run FFM.
Über Freunde und Freundesfreunde sei er auf Hip Hop gestoßen. Genauer gesagt, auf Azad und Xatar, wenig später außerdem Haze, die 187 Strassenbande und – man kommt schließlich schwer an ihnen vorbei – die Azzlackz und 395idéal, die rund um Frankfurt und Offenbach ihr Unwesen treiben.
An eine eigene Karriere verschwendet Nimo vorerst jedoch kaum einen Gedanken. Wie auch, wenn man sowohl den 16. als auch den 17. Geburtstag unter anderem wegen räuberischer Erpressung hinter schwedischen Gardinen verbringt? Immerhin ein Gutes hat die Zeit im Knast: Dort beginnt Nimo zu rappen. Trotz seiner Erfahrungen stellt er unmissverständlich klar: "Ich bin kein Gangster, ich bin ein ganz normaler Junge von der Straße."
Wenn "normal" "durchschnittlich" bedeutet, trifft diese Einschätzung wohl kaum zu. Wer kann schon von sich behaupten, eine Nachricht von 385idéal bekommen zu haben, nachdem er ein verwackeltes Handyvideo ins Netz stellt? Nimo kann. "Leck Sippi Bitch" ruft die Frankfurter auf den Plan, auf Nachrichten folgt ein Anruf von Abdi persönlich, der Nimo prompt nach Mainhatten einlädt.
Als aufgrund von Terminschwierigkeiten ein ganzer Monat ohne ein Zusammentreffen vergeht, fackeln C&A nicht lange, sondern verpflichten den Jungspund neben Hanybal und Olexesh kurzerhand als Support für ihre anstehende "Akupunktour". Wenn das mal kein Grund ist, das Schwabenländle zu verlassen: Nimos Live-Erfahrung beschränkt sich bis dato auf eine kurze Bühneneinlage während eines Veysel-Gigs, was einer Vertragsunterzeichnung jedoch nicht im Wege steht.
Obwohl er sich selbst als eher faul bezeichnet, geht dann alles ziemlich schnell: Umzug nach Frankfurt, "Bonchance"-Tour mit den Labelchefs, öffentliches Lob von Falk Schacht, der "seine Vocalperformance übertrieben" feiert, dann "Habeebeee", das Nimo als "bisschen Oldschool, bisschen Trap, bisschen Singsang" beschreibt. Inhaltlich dreht sich die Platte um Alltagskrisen und echte Emotionen.
hiphop.de feiert Nimo 2016 als Newcomer des Jahres, im Jahr darauf räumt er die Trophäen für den besten Rap-Solo-Act und außerdem - für ein Feature mit Kollegen Capo - den Preis für den Rap-Song des Jahres ab. Mit seinem Album "K¡K¡" hatte er zuvor mühelos die Top Ten der Charts erreicht. "'Habeebeee' war ein Puzzle, aber 'K¡K¡' ist ein Gemälde", so Nimos Selbsteinschätzung. "Eines, das ich ganz alleine geschaffen habe."
Man muss aber nicht alles alleine durchziehen: Im März 2019 findet die zuvor bereits erfolgreiche Zusammenarbeit mit Capo ihre Fortsetzung auf Albumlänge. Der Albumtitel verrät, was drin ist: "Capimo" mischt Styles aus den 80er-Jahren und Newschool-Spielereien wie Autotune und Ad-libs. Einen Alleingang bekommt Nimo im gleichen Jahr aber auch noch hin: "Nimoriginal" erscheint kurz vor Jahresende, natürlich auch wieder bei 385idéal, auch hier spricht der Titel Bände.
Wenn Nimo eines nicht sein will, dann ist es eine Kunstfigur. Ein Künstler dagegen schon: "Rappen ist ein Handwerk, aber ein Künstler ist der, der die Feinarbeit, die Schliffe macht. Der baut nicht nur einen Tisch, der baut dir einen Tisch mit Gravuren und so, Bruder. Marteria zum Beispiel ist ein richtiger Künstler, der ist kein Rapper, sondern ein Künstler [...] Ich sag' ja: Ich will nicht in Fußstapfen treten, ich will eigene Spuren hinterlassen. Ich will, dass die Leute sagen: Das ist ein Künstler." Ein Kiffer? Vielleicht ein bisschen. Aber ein Knacki? Nein.
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