laut.de-Kritik
Sensationelles Album von zwei etablierten Stars.
Review von Giuliano BenassiDie Kombination scheint zunächst überraschend. Auf der einen Seite steht ein weltberühmter Rock'n'Roll-Star, dessen ehemalige Band Led Zeppelin kurz vor der Veröffentlichung des vorliegenden Albums ein Reunion-Konzert angekündigt hat. 20 Millionen Fans versuchten, an Tickets zu kommen. Auf der anderen Seite eine Bluegrass-Sängerin, die als Fiddle-Virtuosin gilt und in ihrer Karriere 20 Grammys gewonnen hat, aber außerhalb der USA so gut wie unbekannt ist. Ob da etwas Hörbares zustande kommt?
Wenige Takte, und jeder Zweifel ist wie weggefegt. Die leicht verzerrte Gitarre zu Beginn von "Rich Woman" hört sich so an, als liefe die CD rückwärts. Erst setzen Perkussionen ein, dann die Stimmen von Robert Plant und Alison Krauss, die eine geradezu symbiotische Beziehung eingehen. Keine Starallüren, keine egomanischen Spielereien – hier geht es nur um die schönste Harmonie. Schon hier ist klar: Es handelt sich um eine außergewöhnliche Platte.
Kaum hat sich der Hörer von der Überraschung erholt, erwartet ihn das vielleicht beste Stück. "Killing The Blues" besteht aus einem sachten Schlagzeug, ruhigen Akustik-Akkorden, einer wunderbaren Pedal-Steele-Gitarre und vor allem aus den beiden Sängern, die sich gegenseitig zu becircen scheinen. Verzaubert bleiben auch diejenigen auf der anderen Seite des Lautsprechers. Ein Lied zum dahinschmelzen.
Plant und Krauss trafen sich bei einem Konzert zu Ehren des Bluesmannes Leadbelly. Die Idee, gemeinsam etwas aufzunehmen, schnappte T-Bone Burnett begeistert auf und buchte sogleich Studio und Sessionmusiker. Der Beitrag des Produzenten ist enorm: Er wählte die meisten der Stücke aus und schaffte es, fast alle Aufnahmen in nur zehn Tagen im Kasten zu haben.
Dabei klingt das Album erstaunlich vielseitig. "Sister Rosetta Goes Before Us" bietet Krauss fast im Alleingang und klingt wie aus einem Musical, "Polly Come Home" ist dagegen ein nachdenkliches Stück, das Plant fast so gut wie alleine interpretiert. ""Gone, Gone, Gone" der Everly Brothers ist verzerrter Rock'n'Roll, bei dem sich offenbar Plant durchgesetzt hat, während das folgende "Through The Morning, Through The Night" purer Country im Stile Dolly Partons ist. Hier hat Krauss wieder die Oberhand gewonnen. Die Begleitung wechselt zwischen traditionell und groovig, wobei Plants Vorliebe für nordafrikanische Rhythmen immer wieder durchscheint.
Außer dem Plant/Page-Stück "Please Read The Letter" aus ihrem gemeinsamen Album "Walking Into Clarksdale" (1998) handelt es sich um eher obskures Fremdmaterial, obwohl durchaus bekannte Namen wie Tom Waits ("Trampled Rose") oder Townes Van Zandt ("Nothin') vertreten sind. Dennoch interpretieren Plant und Krauss die Lieder so, als wären es ihre eigenen.
Eine Aufgabe, die für einen Egozentriker wie Plant sicherlich nicht einfach war. "Ich kenne eigentlich keine Nervosität, aber als ich das erste Mal auf dem Sofa saß, wurde mir klar, was da auf mich zukommt", erinnert er sich an die erste gemeinsame Gesangsstunde mit Krauss und Burnett. "Als wir zu 75 Produzent fertig waren, wurde mir bewusst, dass wir hier etwas geschaffen haben, von dem ich noch nicht einmal träumen konnte", fügt er hinzu.
Recht hat er. Mit dem an die Carter Family erinnernden "Your Long Journey" endet ein Album, für das der Begriff "sensationell" nicht übertrieben scheint. Hier sind zwei gestandene Musiker zusammen gekommen, die niemandem mehr etwas beweisen mussten, jedoch den Mut hatten, sich in persönliches Neuland zu begeben. Da bleibt nur zu hoffen, dass der Titel des letzten Stücks einen prophetischen Charakter hat. Denn Led Zeppelin-Reunion hin oder her – im Duo Plant/Krauss steckt auch auf der Bühne viel Potenzial.
23 Kommentare
ein üübergeiles album, echt mal. kaufen!
Klingt interessant. Da hör ich definitiv mal rein.
Besuchen Sie auch die deutsche Homepage von Alison Krauss unter www.alisonkrauss.de
BIN EIN GROSSER LED ZEPPELIN FAN UND DIE STIMME VON PLANT FASZINIERTE MICH SCHON IMMER HYPNOTISCH.
UND GENAU LETZTE NACHT SAH ICH DIE BEIDEN IN EINER AUFZEICHNUNG IM SCHWEIZER-FERNSEHEN UND BIN ECHT BEGEISTERT, EIN TOTALES HARMONISCHES MUSIKALISCHES ZUSAMMENSPIEL!
vinyl, ihr fotzen!
Langweiliges Album. Die Songs haben kaum Groove. Dazu kommen noch die einfallslosen Songtexte.
Wenn ich Plants Stimme mit der von seiner Led Zeppelin-Zeit vegleiche, muss ich feststellen, dass mir seine ältere tiefere Stimme besser gefällt. Bei LZ klingt er beinahe eunuchenhaft. Schön für ihn, dass er doch noch in den Stimmbruch gekommen ist.
Trotzdem schaffen es die Goldkehlchen nicht die öden Songs zum Strahlen zu bringen. Nach dem 3. Durchgang wird es etwas besser, aber nicht viel.
Ich bin mir sicher, dass das Album nur deshalb von den Kritikern so abgefeiert wurde, weil beide Sänger lebende Legenden sind.