laut.de-Biographie
Sault
Ob Sault schon Stars wären, wenn man sicher wüsste, wer hinter der Band steckt? Wenn man den treibenden Groove von "Up All Night" oder den lässigen Soul von "Why Why Why Why Why" mit Gesichtern vermarkten könnte statt nur mit dem düsteren Cover des Debüt-Albums "5"? Marketing scheint aber einfach nicht das Ding der britischen Truppe zu sein. Die Alben erscheinen bislang ohne Vorankündigungen, keine Singles, keine Videos.
Dass Sault sich seit ihrem Auftauchen im Mai 2019 trotzdem eine treue Hörerschaft gesammelt haben, verdanken sie fast ausschließlich Empfehlungen von Musikkritiker*innen und Musiker*innen. Little Simz hat sich auf Twitter als Fan geoutet, der Guardian gibt für das Debüt und den Nachfolger "7" Bestnoten, und die SZ nominiert "5" direkt als Anwärter für das Album des Jahres 2019.
Einzigen Anhaltspunkt, um etwas über die Identität des mutmaßlichen Trios zu ergründen, liefert lange Zeit das dahinter stehende Label Forever Living Originals, das sonst nur die Soul-Sängerin Cleo Sol unter Vertrag hat. Sols Beteiligung an Sault ist mittlerweile gesichert, ebenso die des Londoner Musikers Dean 'Inflo' Josiah, der als Produzent bereits mit Michael Kiwanuka, Jungle, Little Simz und der Rapperin Kid Sister gearbeitet hat. Letztere wird als weiteres Mitglied von Sault gehandelt, so richtig sicher ist sich aber niemand.
Nach dem aber seit Herbst 2019 nichts mehr von der Band zu hören war, erscheint im Juni 2020 unvermittelt die dritte Platte, "Untitled (Black Is)", die kaum weniger zeitgeist-y sein könnte. Auf dem Cover ist eine schwarze Faust zu sehen, auf der Website stellen sich die schwarzen Musiker in einem kurzen, aber präzisen Statement hinter die Black-Lives-Matter-Bewegung.
Zwischen Klagen über den all zu präsenten Rassismus und daraus resultierenden Aufruf zum Protest wird schwarze Kultur zelebriert, musikalisch bleibt alles so funky, on point und trotzdem irgendwie duselig wie bisher. Michael Kiwanuka mischt diesmal auch mit. Wieder sammelt die Band zahlreiche Platte-der-Woche-Auszeichnungen.
Die Suche nach den Schuldigen macht bei Sault in den Anfangstagen einen großen Teil der Faszination aus. Aber auch nur deshalb, weil die Band lediglich schuldig ist, extrem coole, teilweise rumpelige Retro-Soul- und Hip Hop-Songs zu produzieren, so auch auf ihrem fünften Studioalbum "Nine" (2021). Auch wenn sie sich selbst darauf nicht festlegen lassen: Das im April 2022 erscheinende Album "Air" oszilliert dank dem britischen Music Confectionery Choir und Streichorchester zwischen Neoklassik und einem leicht esoterisch angehauchten Ambient.
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