laut.de-Biographie
Sergio Cammariere
Trotz Bestechungsaffären, Skandalen und seit Jahren sinkenden Zuschauerzahlen ist das Festival di Sanremo für italienische Musiker immer noch die wichtigste Plattform, um sich der Öffentlichkeit vorzustellen. So kann es geschehen, dass der kaum bekannte Sergio Cammariere 2003 nicht nur den dritten Platz belegt, sondern im Nachhinein auch von allen Teilnehmern jenes Jahres die meisten Alben verkauft.
Mit 42 ist er bei seinem Auftritt alles andere als ein Newcomer. Gebürtig aus der kalabrischen Meeresstadt Crotone, zieht er als Jugendlicher erst nach Florenz, später nach Rom. In der Hauptstadt ist er fünfzehn Jahre lang als Klavierspieler in einer Piano-Bar tätig. Eine schöne Sache, "teilweise, weil sie mir Freiheit gegeben hat, von der Musik zu leben, aber auch, weil ich alles spielen konnte, was mir gefiel, von Sergio Endrigo bis George Gershwin, von Frank Sinatra bis Luigi Tenco", erklärt er in einem Interview.
1993 erscheint in enger Zusammenarbeit mit dem Dichter und Songwriter Roberto Kunstler "I Ricordi E Le Persone". Kritiker loben das Album für seine Mischung aus Jazz, südamerikanischen Einflüssen und anspruchsvollen Texten, dennoch war es "die schlimmste Phase meines Lebens. Man ließ uns die Lieder aufnehmen und sagte uns dann, es sei der falsche Moment für solch ein Album. Alle wollten Rap hören. Und niemand interessierte sich für uns."
Cammariere widmet sich daraufhin der Komposition von Filmmusik und startet erst 1997 einen zweiten Versuch. Mit neuen Stücken nimmt er am in Italien renommierten Luigi Tenco-Preis teil - und erhält die Trophäen für den besten Performer und den besten Newcomer des Jahres.
Der Durchbruch ist jedoch noch nicht geschafft. Anstatt eines in Bearbeitung befindlichen Albums erscheint nur eine kurze EP. Der Longplayer "Dalla Pace Del Mare Lontano" kommt erst 2001 auf den Markt und stößt zunächst wieder auf mehr oder weniger taube Ohren.
Bis zu jenem Auftritt in Sanremo, mit dem unveröffentlichten Stück "Tutto Quello Che un Uomo" ("Alles, was ein Mann"). "Eigentlich war es für ein neues Album bestimmt", erzählt Cammariere über dessen Ursprung. "Aber mein Textschreiber Roberto Kunstler und ich lassen uns Zeit. Eine Aufnahme kann problemlos auch mal drei Jahre dauern". Damit erklären sich die Wiederveröffentlichung des zweiten Albums und der Abstand zwischen den Platten in den folgenden Jahren.
Sein größter Traum, nach dem erreichten Erfolg? "Vor dem Papst zu spielen. Ein Lied dafür habe ich schon, es heißt 'Sotto Gli Ulivi', 'Unter Olivenbäumen'". Was Bob Dylan schon in den 90ern schaffte, dürfte auch in Reichweite des bekennenden Christen sein.
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