Porträt

laut.de-Biographie

Spellling

Beim Gedanken an Spellling hatte man lange Zeit erst mal das "Mazy Fly"-Cover vor Augen. Da liegt sie mit einem Cowboy-Hut und Goth-Kleidchen im Stroh vor ein paar Kühen und guckt etwas verständnislos in die Kamera, als wäre es jetzt ihre Aufgabe, einen konkreten Sinn daraus abzuleiten. Ihre ersten beiden Platten "Pantheon Of Me" und ebenjenes "Mazy Fly" sind DIY-Sternstunden, die viele kontemporäre Genres der Zeit ein bisschen anschneiden, aber sich zu keinem davon bekennen.

Spellling - The Turning Wheel Aktuelles Album
Spellling The Turning Wheel
Albträume in einer Disney-losen Disneywelt.

Vielleicht wäre sie als Artist schneller bekannt geworden, wenn sie sich mal in eine der naheliegenden Schubladen hätte packen lassen. Alternativer R'n'B? Witch House? Indie-Pop? Es wäre immer nur ein Fingerbreit entfernt gewesen, diese Attribute so richtig passend klingen zu lassen. Aber es beißt sich eben mit Spelllings Ansatz, die Dinge so pragmatisch anzugehen.

Mit dem ernsten Musikmachen beginnt sie 2015 – nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil sie emotionale Aufarbeitung nach dem Tod einer nahestehenden Person sucht. Ausgerüstet mit zwei Synthesizern und dem Willen, sich in Produktions-Software einzulesen, veröffentlicht sie schon bald "Pantheon Of Me". Ein Album, das sich lässig hören lässt, Bandcamp nennt es sein viertbestes Release des Jahres, aber es strotzt trotzdem vor verkopften Referenzen, vor schrägen Gedankengängen und einem akademischen Unterton, der sich auch gar nicht verstecken will.

"Mazy Fly" wird der Durchbruchsmoment für Spellling, es weckt die Aufmerksamkeit großer Kritikerstimmen und hat mit Songs wie "Under The Sun" richtige Spartenhits auf Lager. Inzwischen steht sie bei Sacred Bones unter Vertrag und ist neben John Carpenter oder Jenny Hval gelistet, die mindestens ebenso interessante Interpretationen einer Goth-Gegenwart produzieren.

Aber nichts hätte darauf hingedeutet, wie kompromisslos gothy ihr drittes Album "The Turning Wheel" werden würde. Auf dem rekrutiert sie nämlich durch den Lockdown hinweg zwei Dutzend Session-Musiker, um sich ihr eigenes Zoom-Orchester zusammenzustellen.

Mit einem Jahr Verzögerung erscheint die Platte im Sommer 2021 und präsentiert Spellling erstmals wirklich auch als Pop-Sängerin und nicht mehr nur als DJ, der zufällig auch ein paar Vocals macht. Die Resonanz wird größer – und langsam verstehen Hörer und Kritiker auch ohne sofort zutreffenden Schubladen-Begriff, dass Spellling eine der interessantesten Songwriterinnen ihrer Generation sein könnte.

Alben

Surftipps

  • Spellling

    Spellling auf Bandcamp

    https://spellling.bandcamp.com/

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