laut.de-Kritik
Nostalgischer Indie-Folk mit prominenten Gästen.
Review von Kerstin KratochwillDas neunte Album der Band aus Portland beginnt mit einem beschwingten Loblied auf das Herumhängen auf Friedhöfen: "Burial Ground" kommt mit Bläsern daher und genauso stimmungsvoll nostalgisch geht es auf "As It Ever Was, So It Will Be Again" weiter. Der Titel ist hier Programm, könnte man etwas boshaft sagen, denn The Decemberists verschieben ihren Indie-Folk-Sound nach einigen Experimenten auf vorherigen Alben wieder in die "As it ever was"-Richtung: Epische Songs, die eine Story erzählen und mit Vintage-Instrumenten wie Akkordeon, Wurlitzer Piano oder Kontrabass vibrieren.
Und doch ist die Band seit nunmehr 20 Jahren im Indie-Rockzirkus eine der innovativsten, intellektuellsten, aber auch humorvollsten geblieben: Nach sechs Jahren Pause kommt das Quartett hier mit einem opulenten Doppelalbum zurück, das in vier thematische Seiten aufgeteilt ist und Gastauftritte von James Mercer von The Shins und Mike Mills von R.E.M. enthält. Im Ergebnis klingt das dann mal nach Country, mal nach Swing, mal nach Americana, mal nach Musical, mal nach Balkan-Pop, mal nach Barock-Pop und natürlich immer sehr nach dem Decemberists-Folk.
"As It Ever Was, So It Will Be Again" ist wie eine entspannte Grillparty am Lagerfeuer, wo The Byrds, Emir Kusturica und Bruce Springsteen zusammen melancholische und stimmungsvolle Lieder über das Leben und den Tod singen. Die Feier findet natürlich mitten im Dezember statt - der Bandname bezieht sich auf die spezielle Stimmung, die in diesem Monat angeblich vorherrscht, dunkel und warm zugleich, voller Rückblicke und etwas Vorschau.
Das Album endet thematisch wie es begann: Mit Begräbnisglocken und dem 19-minütigen Epos "Joan In The Garden", inspiriert von den Halluzinationen über Engelbesuche der Jeanne d'Arc. Und so ätherisch das klingen mag, die Basslinie ist dann doch eher erdig, beeinflusst von Iron Maiden, um dann im Schlussszenario mit "Hosanna"-Ausrufen zu kulminieren. Ob das als Fleh- oder Jubelruf zu interpretieren ist, bleibt offen, genau wie die Frage, ob es gut ist, das alles so sein wird, wie es immer war.
1 Kommentar
Nach sechs Jahren Wartezeit keine Enttäuschung für Fans ihres mittlerweile umfassenden Katalogs. Etwas klassischer und subjektiv besser als zuletzt.