laut.de-Kritik

Eddie Vedder meets Johnny Cash.

Review von

Es dauert nur wenige Sekunden des Openers "Dark Days", ehe Freunde der amerikanischen Biker-Serie "Sons Of Anarchy" die Zeigefinger heben: 'Dieses Organ kennen wir doch', hört man sie dann sagen. Und richtig: Jakob A. Smith alias The White Buffalo ist in den vergangenen Jahren so etwas wie die musikalische Stimme der zwischen Gut und Böse pendelnden Outlaw-Serie um den berüchtigten Chopper-Clan SAMCRO geworden.

Ein knappes Dutzend Songs hat der stämmige Kerl mit dem wallenden Haupthaar und dem Rauschebart im Gesicht zur Serie beigesteuert. Seitdem zählt der aus Kalifornien stammende Sänger zumindest in seiner Heimat zu den ganz Großen der Neo-Singer/Songwriter-Branche. Mit seinem mittlerweile fünften Studioalbum "Love And The Death Of Damnation" will er nun auch der Rest der Welt erobern. Die Zeichen dafür stehen günstig, denn was der weiße Büffel und seine beiden Background-Musiker auf Album Nummer fünf abliefern, ist aller Ehren wert.

Wahlweise flott unterwegs und mit einem rebellischen Augenzwinkern oder handzahm und mit bluesiger Melancholie im Schlepptau spazieren Jake A. Smith, Matt Lynott (Drums) und Christopher Hoffee (Bass) durch die urbane Americana-Geschichte.

Vom treibenden Countryrocker "Dark Days" bis hin zum schunkelnden Zupf-Finale namens "Darkside Of Town" steht dabei stets ein Instrument im Vordergrund: Jakes Stimme. Diese erinnert nicht nur einmal an die ganz Großen der Zunft.

Die beiden Gesichter, die sich vor dem geistigen Auge des Hörers am deutlichsten abzeichnen, sind die von Eddie Vedder und Johnny Cash. Besonders während der ruhigen Momente des Albums erinnert das Timbre immer wieder an das des Pearl Jam-Frontmannes ("Radio With No Sound", "Last Call To Heaven", "Where Is Your Savior").

Es gibt so einige Highlights auf "Love And The Death Of Damnation", die der etwas angestaubten nordamerikanischen Singer/Songwriter-Branche einen glänzenden Neuanstrich verpassen.

Da wäre beispielsweise das locker galoppierende "Go The Distance"; ein Song, der seine oberflächlichen Gunter Gabriel-Vibes mit einer beeindruckenden Tiefe paart. Gleich im Anschluss markiert das im Duett mit Audra Mae vorgetragene "I Got You" einen weiteren Höhepunkt, gefolgt von "Modern Times", der ersten Single des Albums. Hier tanzt das Trio erneut auf Saloon-Tischen und sendet dabei zahlreiche Grüße in Richtung Mike Ness und Co.

Hin und wieder mit akzentuierten Bläsern und pointierten Blues- und Gospel-Einwürfen verfeinert, schickt The White Buffalo jede Menge markante Cowboy-Chords ins Rennen, die dem Großteil der aktuellen Produktionen aus dem Genre der harten und der zarten Einzelgänger die lange Nase zeigen.

Wenn hier und da noch weiter am Songwriting gefeilt wird, steht einem zukünftigen Eintrag ins Meilenstein-Geschichtsbuch nicht mehr allzu viel im Wege. In diesem Sinne: schön in Bewegung bleiben, weißer Büffel. Berlin-Tegel liegt dir jedenfalls schon mal zu Füßen.

Trackliste

  1. 1. Dark Days
  2. 2. Chico
  3. 3. Go The Distance
  4. 4. Radio With No Sound
  5. 5. Home Is In Your Arms
  6. 6. I Got You
  7. 7. Modern Times
  8. 8. Last Call To Heaven
  9. 9. Where Is Your Savior
  10. 10. Rocky
  11. 11. Come On Love, Come On In
  12. 12. Fantasy
  13. 13. Darkside Of Town
  14. 14. I Got You (Radio Edit)

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