laut.de-Biographie
Tony D
Der Titel seines ersten Solo-Albums lässt ahnen, was Tony D anrichtet: "To! To! Totalschaden!" Über die komplette Distanz brüllt sich ein ganz offensichtlich Wahnsinniger die Lunge aus dem Hals. "Wo sind die Gegnaz?" In der Tat: Dagegen anzuplärren, das muss sich erst mal einer trauen.
Als Muhamed Ayad am 19. Februar 1983 in Berlin-Kreuzberg das Licht der Welt erblickt, ahnt noch niemand, dass in dem Knaben der Damager schlummert. Muhamed, deutsch-libanesischer Abstammung, wächst mit seinem älteren Bruder bei seinem Vater auf.
Bereits mit zehn Jahren schüren Mixtapes von Cypress Hill und Ice Cube das Interesse an Rap. Papa Ayad zeigt sich von der neuen Leidenschaft seines Sprösslings überhaupt nicht angetan. Glaubt man den Gerüchten, sein Sohnemann habe sich auf nicht hundertprozentig legale Weise sein erstes Rap-Album, Wu-Tangs "36 Chambers", verschafft, weiß man auch sofort, warum - auch, wenn jeder Hip Hop-Head diese Wahl nur gut heißen kann.
Die Versuche, dem Knaben das Rappen zu verbieten, fruchten natürlich herzlich wenig. "Angefangen hab' ich in der vierten Klasse, auf dem Klo." Von da aus macht sich Muhamed unter Volldampf auf in die aufblühende Hip Hop-Szene Berlins. Zunächst als B-Boy aktiv, findet er sich schon bald in Writer-Kreisen wieder, wo er sich mit eigenem Style einen Namen macht. Der Drang, lauter zu sein als der Rest der Welt, führt jedoch fast zwangsläufig ans Mikrofon.
Muhamed beginnt zu rappen. Eine Veranstaltung mit dem schlichten Namen "Rap am Mittwoch" wird zur Bühne für erste Freestyles. Dort trifft er auf die Mitglieder der Bassboxxx-Crew. "Nach zwei Auftritten bin ich gleich mit denen ins Studio gegangen", erinnert er sich. "Das ging alles sehr flott bei mir." Muhamed legt sich den Alias Drel One zu und steigt in die Posse TMR der Crew Berlin Crime ein.
Hier wandelt sich Drel One recht rasch zu Tony D, dem Damager. Gemeinsam mit seinem Kollegen MOK trifft er auf Sido und B-Tight und findet sich nur wenig später in den Reihen der Sekte wieder. Erste Hörproben dokumentiert das A.I.D.S.-Album "Garnich So Schlimm" für die Nachwelt.
Der Startschuss ist gefallen, von nun an geht es bei Tony D Schlag auf Schlag. Ebenfalls 2003 tritt er beim Splash!-Festival auf. Noch kein Jahr darauf ist er mit gleich zwei Features auf Sidos Solo-Album "Maske" vertreten. Den ersten Solo-Track präsentiert Tony D im Dezember auf der vierten Ansage aus dem Hause Aggro Berlin. Die freundliche Aufforderung lautet "Küss Die Faust".
Gemeinsam mit Partner B-Tight wirft Tony D im Frühjahr 2005 das Kollabo-Mixtape "Heisse Ware" auf den Tisch. Die Mühe zahlt sich aus. Am 3. November des selben Jahres nimmt Aggro Berlin ihn und G-Hot unter Vertrag. Gemeinsam treten die frisch gebackenen Labelkollegen auf "Aggro Ansage Nr. 5" als Aggro Stars in Erscheinung. Drei Wochen nach der Veröffentlichung die erste Goldene Schallplatte in der Tasche.
Tony D sammelt Erfahrung und Fans über zahllose Gastauftritte bei befreundeten Rappern. Unter anderem brüllt er auf "Neue Deutsche Welle" und "Trendsetter" von Fler, auf Sidos Zweitling "Ich", B-Tights "Neger Neger", auf Mixtapes und Alben von Don Tone, MC Bogy, MOK und Konsorten. Dabei bastelt er an seinem Ruf als deutscher König der Crunk-Rapper, den auch ein Kreuzbandriss in Folge eines Treppensturzes nicht stoppt. Im Gegenteil, auf diese Weise holt man sich noch schicke Narben, die sich im Interview wirkungsvoll herzeigen lassen.
Ende August 2007 erschüttert der erste Vorbote des fälligen Solo-Debüts die Republik: Single wie Album tragen den Titel "Totalschaden". Der, so Tony D, spuke ihm schon seit Jahren im Kopf herum, er habe ihn aber zunächst verworfen: "Zu primitiv!" Letztlich trifft er den Nagel jedoch auf den Kopf.
Mächtige Beats steuern unter anderem Tai Jason, DJ Desue, Shuko und Don Tone bei. Am Mikrofon versammelt sich der geballte Freundeskreis: B-Tight, Fler, MOK, K.I.Z., Frauenarzt, Fuhrmann & Bendt mischen mit. Für die Premium-Edition gehen zudem Massiv, Kitty Kat, Harris und Sido an den Start.
Was gibt's? "Ich mach' keinen Track über die harte Zeit als Ausländer, keinen Track über mein Ghetto, über Mädchen, über Liebe ... auf sowas scheiß ich." Was bleibt dann übrig? Is' klar: "To! To! Totalschaden!" Live zu erleben im Oktober, als Warm-Up-Act auf B-Tights "Ich Bin's"-Tour.
Der Untergang des Schlachtschiffs Aggro Berlin zieht an Tony D scheinbar spurlos vorüber. Sein Zweitling "Für Die Gegnaz" erscheint im Herbst 2009 unter dem schützenden Dach von Universal. Geändert hat sich nichts, die Frage bleibt: "Wo sind die Gegnaz?" Die sollten sich warm anziehen, denn: "Einschlag Faust - Gesicht kaputt."
Noch keine Kommentare