laut.de-Kritik
Selbstbewusster als je zuvor: Metal vs. Metalcore.
Review von Robert FröweinMetal vs. Metalcore ist ja gemeinhin so etwas wie die akustische Variante eines zünftigen Ruhrpott-Derbys. Keiner mag den anderen, keiner will sich eingestehen, dass er vom anderen profitieren könnte (obwohl es die meisten insgeheim ja doch tun) und man käme nie auf die abstruse Idee, auch nur ein positives Sterbenswörtchen über den anderen zu verlieren.
Doch warum der ganze Stress? So wie Andi "Heulboje" Möller das gelbe und das blaue Trikot übergezogen hat, beweisen auch die amerikanischen Edel-Krachmaten Trivium auf ihrem fünften Langeisen "In Waves", dass sich "The best of both worlds" durchaus vereinen lässt.
Die Verbindung funktioniert schon beim Titeltrack ganz formidabel, wo sich moderne Testament-Riffs mit bedächtigen Cleanvocals und viel Atmosphäre duellieren und das starke Intro "Capsizing The Sea" wunderbar weiterführen. Allgemein dürfte das gute Stück vor allem den Trivium-Befürwortern der "Ascendancy"-Ära wohlig den Magen runterrutschen, denn die Zeiten der blinden Metallica-Beweihräucherung ("The Crusade") und der riskanten Schritte in allzu poppige Gefilde ("Shogun") gehören zum großen Teil der Vergangenheit an.
Man mengt dem Flair der alten Scheiben nun mehr Esprit, mehr Mut zum Stilbruch bei, was dem Ostküsten-Kollektiv außerordentlich gut steht. Allein der Mix aus Hittauglichkeit und Verspieltheit in "Dusk Dismantled" oder das mitreißende Riffgewitter in "A Skyline's Severance" zeigen Matt Heafy und Konsorten selbstbewusster als je zuvor.
Den schwarz/weiß/grau gehaltenen Bilderroman, den Trivium bei Coverartwork, Bühnenkleidung und Promofotos heraufbeschwören wollen, soll dieses neue Bandzeitalter einläuten, was aber nicht durchgehend gelingt. Denn neben vor gelungener Arrangements und durchdachtem Songwriting nur so pulsierenden Songs wie dem Feel-Good-Brecher "Forsake Not The Dream" oder der gelungenen, mit Soli verzierten Powerballade "Of All These Yesterdays" kredenzt der Fünfer auch Auswechselbares. Das Schema F-Metallica-Rip-Off "Watch The World Burn" sei hier genannt oder "Caustic Are The Ties That Bind", das als sanfterer Bonustrack zu Machine Heads fulminantem Comeback "The Blackening" passen würde.
Selbst wenn die erhoffte Revolution innerhalb des Bandgefüges ausgeblieben ist, verwandelt "In Waves" die Schwachpunkte der letzten Alben zu einem gefälligen Thrashcore-Gebräu, das Produzenten-Legende Colin Richardson auf maximale Charttauglichkeit hintrimmte. Zwei bis drei Tracks weniger hätten es wohl auch getan, aber die unheimliche Variabilität und das gelungene Bündeln von Aggression und käsiger Feinmotorik beweisen, dass Trivium Bands wie Killswitch Engage oder All That Remains mindestens eine halbe Nasenlänge voraus sind.
20 Kommentare
Haters gonna hate!^^
Moment zuerst wird groß behauptet, dass es im Falle von Trivium bestens funktioniert, Metal mit Metalcore zu verbinden und dann wird The Crusade so negativ abgehandelt. Gerade dieses Album hat doch gezeigt wie gut sich klassicher Thrash mit modernem Metalcore verbinden lässt. Für mich gehört das zusammen mit Ascendancy zu den stärksten Triviumalben.
Und was genau ist bitte mit "der Fünfer" im 4. Absatz gemeint?
Mit "Der Fünfer" soll glaube ich das fünfte Studioalbum gemeint sein und nicht die Band
Shogun war mega! In Waves hab ich noch keine richtige Meinung zu.
Doch wo ich wieder würgen könnte, ist dieses "auf maximale Charttauglichkeit getrimmte". Wie kann so etwas in einer ernstgemeinten Kritik als Negativpunkt beschrieben werden. Hauptsache es hört niemand, nur dann ists geil!
Neues Triviumvideo:
http://www.youtube.com/watch?v=ggGEWw_ocUQ
ich fand shogun schon recht gut, tracks wie kirisute gomen oder like callisto to a star in heaven haben einen schon richtig auf touren gebracht, und dann die fetten soli + gesangsparts in shogun, einfach der hammer... schade ist's, dass in waves in sich nicht so gescchlossen ist wie shogun, und man hätte problemlos 3 lieder weglassen können. aber ab black geht das niveau meiner meinung nach schön nach oben auf der platte. man wünscht sich manchmal nur dass die vier noch direkter zur sache gehen, wie bei a skyline's severance, meinem favoriten von in waves.