laut.de-Biographie
Waldeck
Es kann nicht mehr lange dauern, bis sich Klaus Waldeck durch das ganze zwanzigste Jahrhundert gesampelt hat. Er beginnt seine musikalische Reise in den elektrolastigen Gefilden des Trip Hop und Downbeat. Das Nebenprojekt Saint Privat führt ihn bald zurück in die Sechziger. Und mit seinem Album "Ballroom Stories" (2007) setzt er später auch auf den Charme der 20er und 30er Jahre.
Dabei sieht es für den Wiener zunächst nicht nach einer musikalischen Karriere aus. Er wird zwar schon mit sechs Jahren musikalisch gefördert beziehungsweise gemartert: "Ich habe früh Klavier gelernt, wobei mich Noten nie begeistert haben". Aber als er mit 15 ein sündteures Bechstein-Piano 'repariert', ist erst mal Schluss mit lustig. Statt der Musikschule gibts ein Jurastudium.
So ganz lässt ihn die Musik aber nicht los. Als Klaus schließlich 1992 nach London zieht, um seine Dissertation über Urheberrecht zu schreiben, nimmt er soviel Equipment mit, wie ins Auto passt. Bücher wälzt er nur wenige in den nächsten Jahren. Denn was London an elektronischen Klängen zu bieten hat, ist Rest Europas zu diesem Zeitpunkt noch ganz unerhört.
Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, verteilt Waldeck bei seinen Szenetouren auch jede Menge Demos. Aber der Durchbruch kommt erst, als er 1996 ins heimelige Wien zurückkehrt. Das ist nicht zuletzt dem Beistand der Lokalmatadoren Kruder & Dorfmeister zu danken, die ihm bei seiner ersten EP "Northern Lights" beistehen.
Auch das erste Album "Balance Of The Force" (1998) surft auf der Erfolgswelle typisch wienerischer, gediegener Beats. Besonders gut ist die Resonanz in Frankreich: Immer größere Menschenmassen strömen dort zu Waldecks Konzerten. "Das hat teilweise so absurde Ausmaße angenommen, dass bei Veranstaltungen Frauen zu mir gekommen sind und behauptet haben, meine Musik habe ihr Leben verändert."
2001 gründet Waldeck sein eigenes Label Dope Noir Records. 2004 hebt er mit Valérie Sajdik die Band Saint Privat aus der Taufe, die bis 2006 zwei Alben veröffentlicht ("Riviera" und "Superflu").
Waldeck wendet er sich, wie eingangs erwähnt, in der Folge der musikalischen Vergangenheit zu. Neben Joy Malcolm, die auch für Moby singt, und die er aus Londoner Tagen kennt, arbeitet er bald auch mit Valerie Sajdik und Eva Engel a.k.a. Zeebee zusammen. Echte Instrumente ersetzen mehr und mehr die Samples. Bei den Liveauftritten zu "Ballroom Stories" bringt er eine kleine Band an den Start.
2009 produziert Waldeck Zeebees Platte "Be My Sailor". Erst 2015 kehrt er mit der eigenen EP "Weatherman" zurück, die seinen Soundkosmos um Western Music erweitert. 2016 releast er endlich wieder eine Full length-Platte, die im selben Fahrwasser bleibt: Auf "Gran Paradiso" hört man ausschließlich italienische Vocals.
Apropos: Zwischendurch hat es Waldeck irgendwann mal geschafft, seine Dissertation über das Urheberrecht zu schreiben. Ein Umstand, der ihm bei seiner Arbeit als Musiker natürlich zugute kommt: "Ich weiß genau, wie weit man im Umgang mit Originalen und Samples gehen kann".
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