laut.de-Kritik

Sie haben tatsächlich eine Ballade auf dem Album.

Review von

Zu den Zartbesaiteten zählte Candace Kucsulain, der zierliche, weibliche Brüllwürfel von Walls Of Jericho, mit Sicherheit noch nie. Ein Nasenbeinbruch, ein paar blaue Augen und diverse andere Verletzungen während der letzten US-Tour sprechen da eine deutlich Sprache. Wer sich davon aber noch nicht überzeugen lassen will, soll einfach mal in "With Devils Amongst Us All" reinhören.

Gingen mir die Shouts der schwer tätowierten Fronterin auf dem letzten Album noch ziemlich auf die Nüsse, so ist das auf der neuen Scheibe weit weniger der Fall. Ob es daran liegt, dass die Dame ein wenig derber klingt, oder ob ich in der Beziehung flexibler geworden bin, kann ich nicht genau sagen. Fakt ist, dass die Shouts von Candace recht gut zu den Songs ihrer vier Jungs passen. Vor allem deshalb, weil die Dame inzwischen ausgesprochen variabel zur Sache geht.

Das führt sogar so weit, dass man tatsächlich bereits beim Opener "A Trigger Full Of Promises" erkennt, es hier mit einer Frau zu tun zu haben. Neben den derben Shouts gibt es nämlich noch ein paar gesprochene Passagen mit Wiedererkennungswert. Etwas Ähnliches gibt es auch bei "I Know Hollywood And You Ain't It" zu hören. Primär geht der Song aber einfach ab wie Hölle.

Pure Aggression wie in "Try.Fail.Repeat." oder "Another Day, Another Idiot" ist aber schon lange nicht mehr das Ding von Walls Of Jericho. Ohne dabei irgendetwas von ihrer Power zu verlieren, setzen sie verstärkten Wert auf Melodien, was einem bei den meisten Songs aber erst nach ein paar Durchläufen auffällt. Sofort ins Auge/Ohr sticht das natürlich bei einer Nummer wie "The Haunted" die fast schon etwas Hymnisches besitzt, und natürlich bei der Ballade "No Saving Me".

Ja, ihr habt richtig gelesen, es befindet sich tatsächlich eine Ballade auf dem Album. Candace hat eine wirklich tolle Singstimme. Klingt sie zunächst noch charmant spröde, schwingt sie sich kurz darauf fast schon auf Amy Lee-Niveau empor. Die typischen Streicher machen das vielleicht ein wenig schmalzig, aber da muss man durch.

Wer damit aber partout nichts anfangen kann, muss nicht gleich weinen, denn mit "Welcome Home" und dem abschließenden Titeltrack werden noch mal gepflegt die Nackenmuskeln massiert. Für meinen Geschmack eine deutliche Steigerung zum recht guten Vorgänger.

Trackliste

  1. 1. A Trigger Full Of Promises
  2. 2. I Know Hollywood And You Ain't It
  3. 3. And Hope To Die
  4. 4. Plastic
  5. 5. Try.Fail.Repeat
  6. 6. The Haunted
  7. 7. And The Dead Walk Again
  8. 8. Another Day, Another Idiot
  9. 9. No Saving Me
  10. 10. Welcome Home
  11. 11. With Devils Amongst Us All

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