laut.de-Biographie
Blumentopf
Blumentopf aus München sind seit 1992 Kung Schu, Holunder, Specht und Master P, die ungeniert und direkt über heikle Themen rappen und dabei von DJ Sepalot unterstützt werden, der seine MCs mit orginellen Instrumentals versorgt. Der Name Blumentopf hört sich für die meisten Menschen zunächst sinnlos an, doch dahinter versteckt sich ein durchdachtes Konzept. Definiert nach dem Brockhaus-Lexikon ist der Blumentopf ein "Kegel- oder pyramidenstumpfförmiges Gefäß aus Ton (hart gebrannt, aber porös), Kunststoff u.a. zum Bepflanzen von Nutzgewächsen."
Aus diesem Topf sprießt ein Gewächs namens Hip Hop, das 1997 per Debütalbum "Kein Zufall" auf durchaus fruchtbaren Boden fällt. Die Pflanze wuchs und gedieh auf Jams und Tourneen, beispielsweise mit Fettes Brot und Main Concept. Die Blüte des ersten Albums ist die Single "6 Meter 90", die kuriose Geschichte eines Mädchens, das sich im Boygroup-Fieber aus dem Fenster stürzt. Die Blumentöpfe reimen auf eine sehr direkte Weise, so ehrlich, dass sie ihr freizügiges Denken von vielen anderen deutschen Hip Hoppern abhebt.
1999 pflanzen die zunächst beim Fanta 4-Label Fourmusic beheimateten Münchener den zweiten Samen ein, das Album heißt "Großes Kino" und seine Wurzeln greifen tief in die Gesellschaft, menschliche Beziehungskisten und das System. Das Gewächs trägt schwere Früchte, deren Samen viel Material für neue Triebe bildet. Und wenn diese Samen auf fruchtbaren Boden fallen, braucht man noch viel mehr Blumentöpfe um alle Pflanzen züchten zu können. Eine kleine Metapher, die den tiefgreifenden Inhalt der Musik aus dem Herzen des konservativen Bayerns widerspiegelt.
Der dritte Longplayer "Eins A" steigt zwei Jahre später auf Rang 16 der Media Control Charts ein und die Crew geht auf ausverkaufte Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz (u.a. mit Sens Unik). Hinzu kommen zahlreiche Festivals (u.a. bei Rock am Ring, Rock im Park, bei den MTV HipHop Open, dem Splash und beim Summer Jam). Die Töpfe sind mittlerweile schwer beliebt. Für "Eins A" gibt es eine Nominierung beim Cometen und die Leser des Hip Hop-Mags Juice küren sie 2001 und im Folgejahr zur besten Live-Band und Rap-Crew. Mit dem Album "Gern Geschehen" erweitern die fünf bayerischen Freestyle-Fachleute 2003 erneut ihr stilistisches Repertoire.
Nach einer kurzen Pause, in der DJ Sepalot sein Solo-Album Fraud veröffentlicht (kurioserweise interpretiert er dort alte AC/DC-Hits neu), geht die Band 2005 im Auftrag des Goethe-Instituts auf Tournee durch den Nahen Osten. Zum zehnjährigen Jubliäum (die erste EP "Abhängen" erschien 1996) meldet sich der Topf zu allererst per TV zurück. Für die ARD kommentieren die Münchner rappend die Fußball-Weltmeisterschaft, derweil ihr fünftes Album "Musikmaschine" erscheint.
Ein offenbar harmonisches Miteinander, denn vier Jahre später wiederholt sich die Szenerie. Pünktlich zum Start der Fußball-WM in Südafrika erscheint nach diversen Soloprojekten das gemeinsame Comeback unter dem Titel "Wir". Nach Aussage der Gruppe ein deutliches Bekenntnis zu Beats und Cuts, zu Samples und Reimen. 2012 erscheint die Platte "Nieder Mit der GbR" und der Topf katapultiert uns in die 90er zurück. Musikalisch sind die Münchner wieder dahoam.
"Man muss jetzt keinem mehr beweisen, was für ein krass anderer Typ man ist", beschreibt Roger ihren Standpunkt, und das steht ihnen auch zu.
Abseits vom Band-Gefüge veröffentlicht Roger Manglus 2008 seine Solo-Platte "Rogers Welt". Florian Schu gründet mit Schauspielerin und Freundin Janna Wonders die Rock-lastige Band Ya-Ha!. 2015 nehmen die beiden mit Blumentopf und Texta "#HMLR" auf und spielen eine ausgiebige Tour. Danach ist es Zeit für Roger & Schu mit "Clap Your Fingers".
Im November 2015 kündigen Blumentopf ihre Auflösung und zwei Abschiedskonzerte für Herbst 2016 an. Die aber sind schnell ausverkauft, was die Band wiederum so freut, dass es wohl dabei nicht bleiben wird.
2 Kommentare mit einer Antwort
Aufgelöst? Neeeeeeeiiiin ;(
Karten für das letzte Konzert bestellt
Immer noch traurig über die Auflösung, eine meiner absoluten Lieblingsbands.
Und dabei noch abstreiten, dass du genrefremd bist...