laut.de-Biographie
B.E. der Micathlet
Normalerweise läuft einer, der als "die deutsche Entsprechung zu Tech N9ne" gefeiert wird, Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Nicht so B.E. der Micathlet. "Das ist vielleicht ein wenig übertrieben", kommentiert er das Lob gegenüber dem Wildstyle Mag. "Aber dennoch eine große Anerkennung für unsere Show."
Die Show liegt B.E. entsprechend schwer am Herzen: "Jan Vehring sagte mir einmal, dass wenn nur zehn Leute zu meinen Auftritt kommen würden, ich diese nicht noch dafür bestrafen dürfte, dass die anderen Hundert nicht gekommen sind, sondern sie mit dem besten Auftritt für ihr Kommen belohnen muss."
"Genau nach diesem Credo spielen wir unsere Auftritte und geben für jeden Gast 200 Prozent Einsatz." Klar, dass jemandem, der sich "der Fleisch gewordene Micathlet" nennt, auch Rap-Technik am Herzen liegt.
Als Flüchtlinge kommen der vierjährige B.E., der den bürgerlichen Namen Mohammed El-Chartouni trägt, seine Eltern und sein Bruder aus dem Libanon nach Deutschland. Die Familie landet in Siegen, der nicht gerade aufregenden "kleinsten Großstadt Deutschlands".
B.E. vertreibt sich die Zeit zusammen mit seinem Bruder schon früh mit Sprachspielereien. Sein Weg auf die Bühnen der Republik beginnt um die Jahrtausendwende. Mit seine Crews Briss MCs und den Rapresidentz erarbeitet sich B.E. erste Lorbeeren und fällt bald auch bekannteren Kollegen auf.
2004 heizt er bereits als Vor-Act die Hütte für Sido, Bushido und Fler, die gemeinsam auf Aggro-Tour durch die Lande ziehen. Zusammen mit den Rapresidentz trit B.E. unter anderem mit Kool Savas, Azad, Nico Suave, Pal One oder Creutzfeld & Jakob auf.
2009 steht er beim Hip Hop Open Minded vor 13.000 Zuschauern im Rampenlicht. Im gleichen Jahr erscheint sein Debüt-Album "Sein Oder Nichtsein", auf dem er Olli Banjo unter den Gästen begrüßt.
Anfang 2010 nimmt er die Arbeit an einem gemeinsamen Album mit seinem Produzenten-Kumpel Arves auf. Wenige Tage, nachdem die beiden die Beats für das Kollabo-Projekt ausgesucht haben, schlägt allerdings das Schicksal zu: Arves stirbt mit gerade einmal 23 Jahren an den Folgen eines Asthma-Anfalls.
"Zwar war uns nach Arves' Tod im Juli 2010 allen sehr schnell klar, dass wir das Album realisieren müssen", erinnert sich B.E. später. "Aber dass es tatsächlich klappen wird, war damals noch gar nicht abzusehen."
Emotionale und organisatorische Probleme ziehen die Aufnahmen endlos in die Länge. Auch B.E.s Anspruch, trotz allem kein trauriges Album aufnehmen zu wollen, erleichtert die Sache nicht gerade.
Allen Widrigkeiten zum Trotz steht Anfang 2012 "Zeitlos" in den Läden. Obwohl Arves' Tod darauf natürlich eine zentrale Rolle spielt, kommt der Spaß nicht zu kurz.
"Ernste Themen und dummes Gelabere", so charakterisiert B.E. selbst die Mischung, auf die er Wert legt. Technik natürlich auch, denn: "Es gibt in Deutschland einfach zu wenige Rapper, die im Bereich Flow oder Style innovativ sind."
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